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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu 25 Jahre Privatfernsehen

Geschrieben am 07-01-2009

Bielefeld (ots) - Zweifelsfrei, die Zeit war reif. Reif für neue
Fernsehsender, die das glückselige Treiben von ARD und ZDF stören
wollten und damit dann auch reichlich Erfolg hatten. Die
öffentlich-rechtlichen Dickschiffe waren doch schon etwas behäbig
geworden. Das macht bekanntlich schläfrig, mochten die bisherigen
Verdienste auch groß gewesen sein. Unintelligent war das alles
beileibe nicht. Es wurde auch eine Vielzahl schöner Fernsehstunden im
Kreise der Familie geboten. Man erinnere sich nur der
Durbridge-Krimis. Ansonsten: Bildungs- und Zeigefinger-TV.
Anfang 1984 war es dann aus mit der Ruhe. Und es war gut so. Nicht
nur, dass die Monopolstellung gebrochen wurde, nein,
Fernsehdeutschland erwachte aus der Starre. Hatten ARD und ZDF noch
über die Neulinge Sat1 und RTL gelacht, so verging ihnen bald der
Spaß. Den boten und hatten nämlich die Privaten. Grell, schrill und
bunt kamen deren Programme vornehmlich bei den jüngeren Zuschauern
mächtig gut an. Wer auf sich aufmerksam machen will, muss so sein und
Ungewohntes bieten. Das ist die Chance, und die wurde gnadenlos
genutzt. »Tutti Frutti« bot den verschämten oder erregten Blick auf
unbekleidete weibliche Oberkörper, heute wahrlich kein Schocker mehr.
»Der heiße Stuhl« bot bisher nicht da gewesenen Gladiatorenkampf. Die
Reihe der Beispiele ist bekanntlich länger. Geschmackssicherheit hat
da nicht immer eine herausragende Rolle gespielt.
Plötzlich stand der Zuschauer im Zentrum des Senderbegehrens, es ging
ums Geld. Also wurde die allseligmachende Einschaltquote erfunden und
zur Ikone erhoben. Bis heute wird mit der »Zielgruppe der 14- bis
49-Jährigen« jongliert, mittlerweile eine schlichte Lüge, die aber
immer noch zieht.
Doch nicht nur die Sattheit und die Unbeweglichkeit der
Öffentlich-Rechtlichen haben den Privaten den Weg bereitet. Auch die
Gesellschaft hatte sich geändert, hatte Belehrungen und
schulmeisterliches Fernsehen zum Teil satt.
So war es wohl doch eine Art Kulturrevolution, die die Privaten da
angezettelt haben. Indes hatten auch sie sich den Wandlungen und vor
allem dem Geschmack des Publikums zu beugen. Mit anderen Worten: Man
ist mittlerweile nicht nur salonfähig, sondern auch preiswürdig. Die
Konkurrenz unter den Privaten ist ganz erheblich gewachsen, Tops und
Flops sind an der Tagesordnung.
ARD und ZDF hatten sich zu wehren, als die Konkurrenz für sie
sozusagen aus dem Nichts kam. Sie haben bisweilen schamlos kopiert,
Teile des Programms auf seicht gebürstet und der »Göttin
Einschaltquote« gehuldigt. Sie haben es bisher nicht im
erforderlichen Umfang geschafft, ein eigenes, unverwechselbares
Profil zu schaffen. Trotz aller Verdienste und unbestreitbar guten
bis brillanten Leistungen. Sie könnten es ganz sicher, wäre da nicht
die Unbeweglichkeit. Da müssen Strukturen geändert werden.
Gut, dass es sie beide gibt, die Öffentlich-Rechtlichen und die
Privaten. Konkurrenz belebt das Geschäft, ein Monopol brauchen wir
beim besten Willen nicht.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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