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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Varusjahr 2009

Geschrieben am 12-01-2009

Bielefeld (ots) - Vielfach beklagen regionale Politiker, dass die
Bezeichnung Ostwestfalen-Lippe ein Kunstbegriff ist und in der Welt
daher zu wenig Eindruck macht. Zudem gebe es viele Bürger, die sich
mit Ostwestfalen-Lippe oder dem Kürzel OWL nicht identifizieren
können. Eine Klammer, die die Region zusammenhält, zusammenschweißt
und dafür sorgt, dass es mit Ostwestfalen-Lippe weiter voran gehen
kann, wird schmerzlich vermisst. Diese Argumentation traf unter der
rot-grünen Landesregierung zu und trifft auch heute unter
Schwarz-Gelb in Düsseldorf zu.
Der Vorschlag zur Güte: Die Region OWL sollte sich besser am
Tourismus-Merkmal Teutoburger Wald orientieren. Bisher stand OWL für
Wirtschaft, Bildung, Sport sowie Kultur und der Teuto für den
Fremdenverkehr.
Wer jetzt weiter lamentieren will, dass auch der Teutoburger Wald
seine räumlichen Grenzen hat, sollte sich einmal vergegenwärtigen,
dass wir im Teutoburger Wald nicht nur den Hermannsweg, sondern auch
das Hermannsdenkmal haben. Ein Denkmal von welthistorischer
Bedeutung. Schließlich erinnert das Denkmal an die Schlacht im
Teutoburger Wald, auch als Varus- oder Hermannsschlacht bekannt. Die
Germanen, angeführt von Arminius (Hermann der Cherusker), besiegten
vor 2000 Jahren die Römer. Ein Weltreich wurde im Teuto an drei Tagen
in die Knie gezwungen.
Im heimischen Teutoburger Wald wurde Weltgeschichte geschrieben. In
diesem Jahr hat die Schlacht 2000-jähriges Jubiläum. Und was tut die
Region? Sie verlässt sich auf die Verantwortlichen des
Jubiläumsjahres. Doch jetzt rächt sich, was Politiker und
Amtsarchäologen seit 1989 versäumt haben. 1989 begannen die
Ausgrabungen in Kalkriese bei Osnabrück. Und für die Kalkrieser stand
sofort fest, wir graben hier den Ort der Varusschlacht aus. Wir
warten nicht auf den Beweis, sondern wir biegen uns die Funde so hin,
dass sie zur Varusschlacht passen.
Kampflos und ohne Not hat Ostwestfalen-Lippe seitdem den Schlachtort
von welthistorischer Bedeutung aufgegeben, beklagt zu recht der
CDU-Landtagsabgeordnete Heinrich Kemper. Das Varusjahr bietet nunmehr
die Gelegenheit, dem Kampfgetümmel in Kalkriese Einhalt zu gebieten.
Es liegt an Ostwestfalen-Lippe, das Varusjahr mit Leben zu füllen.
Wir sollten endlich den geistigen und gesellschaftlichen Wert
erkennen, der der Schlacht im Teutoburger Wald innewohnt. Wer
weiterhin kampflos ein Identifikations-Merkmal der Region aufgibt,
sollte sich nicht wundern, wie auch in anderen Dingen
Ostwestfalen-Lippe überflügelt wird.
Hermann der Cherusker ist kein neuer Nationalheld. Sein Tun liegt
2000 Jahre zurück und kann nicht je nach Weltlage für politische
Zwecke missbraucht werden. Hermann wurde 37 Jahre alt. Zwölf Jahre
währte seine Macht. In diesen zwölf Jahren hat er die Welt verändert.
Er wurde zum Mythos. Wir sollten daher nicht nur im Varusjahr die
Chancen für neue Erkenntnisse nutzen.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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