Allg. Zeitung Mainz: Verwässert (Kommentar zu Terrorcamps)
Geschrieben am 14-01-2009 |
Mainz (ots) - Im Kampf gegen den Terror darf es keine "harten" und keine "weichen" Gesetze geben, sondern nur vernünftige, rechtsstaatlich unbedenkliche. Herauszufinden, was möglich und sinnvoll ist und was nicht, ist oft schwierig. Und dass im Gesetzgebungsverfahren politische Parteien am Werke sind, die sich bald als Gegner im Bundestagswahlkampf gegenüber stehen werden, macht die Sache nicht einfacher. Das neue Gesetz zur Strafbarkeit von Terrorcamps ist im Prinzip richtig; der Vorwurf der Linkspartei, hier sei Gesinnungsstrafrecht geschaffen worden, ist Unfug. Allerdings sind die Paragrafen auch ein Beispiel dafür, wie ein Gesetzgeber vor lauter Angst, zu "hart" zu sein, ein sinnvolles und in sich geschlossenes Regelwerk verwässert und ihm damit einiges an Wirkung nimmt. Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) mochte dem Gesetz nur unter einer Bedingung zustimmen: Eine Strafe von bis zu zehn Jahren für einen Terrorcamp-Aufenthalt dürfe nur verhängt werden, wenn zugleich der Vorsatz zur Begehung einer Gewalttat nachgewiesen wird. Eine groteske Konstruktion. Ist denn eine Terrorcamp-Ausbildung alleine nicht schon der Beweis schlechthin für die Absicht späterer Gewaltanwendung? Warum sonst sollte sich jemand zum Scharfschützen oder Sprengmeister "qualifizieren" lassen? Zypries behauptet, der Rechtsstaatlichkeit zum Sieg zu verhelfen, aber in diesem Fall erweist sie dem Rechtsstaatsprinzip einen Bärendienst. Gewiss, die Materie ist kompliziert, jeder Fall liegt anders. So war etwa beim neuen BKA-Gesetz zunächst vorgesehen, dass bei Online-Durchsuchungen ein Richter nicht in jedem Fall das letzte Wort haben müsse; das wurde - zu Recht - geändert: Jetzt hat er doch. Stets abzuwägen in der Frage "Was ist rechtsstaatlich?" - eine schwierige Aufgabe. Aber sie zu erfüllen, dazu sind Abgeordnete und Minister nun mal da.
Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65597 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_65597.rss2
Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Alexander Hoffmann crossmedia@vrm.de
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