Neues Deutschland: zu deutschen Begrifflichkeiten
Geschrieben am 15-01-2009 |
Berlin (ots) - »Du kömmst, o Schlacht! schon wogen die Jünglinge / Hinab von ihren Hügeln, hinab ins Tal, / Wo keck herauf die Würger dringen...« Wohl niemand käme auf die Idee, Hölderlins hehre Zeilen auf das Gaza-Gemetzel zu beziehen. Marcel Reich-Ranicki nannte die Ode »Der Tod fürs Vaterland« furchtbar und aufregend-abstoßend. Weit weniger aufregend-abstoßend sind die dürftig-beschreibenden Begriffe und militärischen Euphemismen, die seit nunmehr drei Wochen die Berichterstattung über den Krieg in dem mediterranen Küstenstreifen prägen: Offensive, Luftschläge, Bodenangriffe, Vormarsch, Beschuss, Gefechte, Kampfgebiet ... Vokabeln, die ähnlich deplatziert wirken wie die Verse Hölderlins - angesichts eines Gemetzels, bei dem die Verteilung der bislang über tausend Getöteten jede Verhältnismäßigkeit sprengt, wie sie das sprichwörtliche Diktum »Auge um Auge, Zahn um Zahn« aus der hebräischen Bibel beschreibt. Immerhin sind sich sogenannte Konfliktforscher inzwischen weitgehend einig, dass es sich bei der Gaza-Invasion eher um einen »Krieg« als um einen »Konflikt« handelt. Inmitten der Termini technici der Nachrichtensprache erhebt sich bisweilen wie ein erratischer Block das Wort »Blutvergießen« - dessen alttestamentarische Herkunft einen Opferkult suggeriert, was dem Massaker an Hunderten Zivilisten eine kaum wünschenswerte Weihe verleiht. Bleiben wir doch bei Tucholskys Urteil über Kriege und Krieger: »Mord? Natürlich Mord.«
Originaltext: Neues Deutschland Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/59019 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_59019.rss2
Pressekontakt: Neues Deutschland Redaktion / CvD Telefon: 030/29 78 17 21
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
181034
weitere Artikel:
- Märkische Oderzeitung: Die Märkische Oderzeitung zur Konjunkturhilfe für die neuen Länder: Frankfurt/Oder (ots) - Natürlich leidet unter einer Wirtschaftskrise zuerst eine Region, deren Wirtschaft erst noch im Aufbau ist. Dass die paar Millionen Euro, die vor allem Ostdeutschland zusätzlich bekommt, die Krise abfedern, kann man hoffen. Sicher ist es nicht. Dennoch: Der größte Feind des nächsten Aufschwungs ist die schlechte Stimmung. Deshalb ist jede Ausgabe, die einen Arbeitsplatz sichert, eine gute Ausgabe. ... Bei der Änderung der Vergaberichtlinien muss allerdings Transparenz oberstes Gebot sein. Sonst sind der mehr...
- WAZ: NRW will Bundesmittel an Städte direkt durchleiten Essen (ots) - Überraschende Wende in Düsseldorf: Die 394 Städte und Gemeinden in NRW sollen das Geld aus dem Konjunkturpaket II direkt und pauschal erhalten, ohne einen Eigenanteil aufbringen zu müssen. Das Land wird die Bundesmittel nach einem noch nicht beschlossenen Schlüssel durchleiten, schreibt die in Essen erscheinende Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ, Freitagausgabe). Darauf haben sich nach WAZ-Informationen die kommunalen Spitzenverbände mit der Landesregierung am Donnerstag geeinigt. Der Bund müsse aber noch zustimmen, mehr...
- WAZ: Deutsche Staatsverschuldung - Zukunftsfonds - Leitartikel von Norbert Robers Essen (ots) - Es gab wirtschaftlich schlechte Zeiten, in denen Deutschland Schulden gemacht hat. Und es gab gute Zeiten, in denen Deutschland Schulden gemacht hat. Die Schuldenquote der öffentlichen Haushalte hat sich seit 1970 mehr als verdreifacht - allen Gesetzen, Vorschriften, internationalen Verträgen sowie politischen Solidaritätsbekundungen zu Gunsten der künftigen Generationen zum Trotz. Die Geschichte der deutschen Staatsverschuldung ist eine Geschichte des beständigen Scheiterns. Zwar können Staatsschulden auch positiv wirken mehr...
- WAZ: Der Krieg im Gaza-Streifen - Frieden wollen beide nicht - Leitartikel von Lutz Heuken Essen (ots) - Die Bilder, die uns aus dem Gaza-Streifen erreichen, sind nur schwer zu ertragen. Tote Kinder, verletzte Männer, weinende Frauen, zerschmetterte Häuser. Menschliches Leid, nacktes Elend - so wie in diesem schmalen Landstreifen, in dem hunderttausende Menschen eingepfercht sind, mag man sich die Hölle vorstellen. Wer nur einen Funken Mitgefühl in sich trägt, möchte rufen: Stoppt den Krieg, das Morden, den Wahnsinn. Man möchte den israelischen Soldaten aus seinem Panzer ziehen und nach Hause schicken, man möchte den Hamas-Kämpfer mehr...
- Südwest Presse: Kommentar zur Schuldenbremse Ulm (ots) - Die große Koalition ist dabei, Geschichte zu schreiben und ihre eigentliche Existenzberechtigung abzuliefern: Mit einer im Grundgesetz abgesicherten Schuldenbremse wird Schwarz-Rot die Politik verändern, indem es die Politik unters Joch des ökonomisch Gebotenen zwingt. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Peer Steinbrück sind dabei, den Konstruktionsfehler zu korrigieren, der der ersten großen Koalition bei der Einführung der antizyklischen Finanzpolitik unterlaufen war. Im Kern ist eine aktive Finanzpolitik darauf mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|