 Mindener Tageblatt: Kommentar zu Obama Was kann er?
Geschrieben am 20-01-2009 |
Minden (ots) - Von Christoph Pepper
Selten zuvor dürfte der Amtsantritt eines neuen Staatsoberhaupts - im
eigenen Land und weltweit - von derart vielen Hoffnungen begleitet
gewesen sein wie Barrack Obamas Übernahme der 44. US-Präsidentschaft.
Der erste schwarze Chef im Weißen Haus hat schon mit der Erringung
des Amtes Geschichte geschrieben, doch das soll schließlich nur der
Aufgalopp gewesen sein.
Wandel heißt seine Botschaft; ihn gemeinsam mit den Bürgern
vollbringen zu können ist seine Zuversicht. Sie brach ihm Bahn durch
alle Konkurrenz, Ränkespiele und Vorbehalte. Ihr gab er auch in
seiner gestrigen Antrittsrede noch einmal beredt Ausdruck. Von jetzt
an aber muss der charismatische Menschenfischer zeigen, dass er auch
zupackender politischer Führer seines Landes sein kann. Mehr noch:
der freien Welt.
Schon die inneramerikanischen Probleme, die der neue Präsident und
seine Administration zu lösen haben, sind gigantisch. Doch reicht die
Verantwortung und die damit verbundene Erwartung weit darüber hinaus,
umfasst buchstäblich den ganzen Erdball. Was soll Obama nicht alles
richten und retten? Das Gesundheits- und Sozialsystem, die Banken und
die Autoindustrie, die Konjunktur zu Hause und im Rest der Welt, den
Frieden in Nahost, Irak und Afghanistan, das Klima, die
Energieversorgung, die Menschenrechte, die Sicherheit vor Terror, den
Weltfrieden ...
Auch dieser Mensch ist nur ein Mensch. Er tritt sein Amt unter
Umständen an, die jenseits von Weltkriegssituationen kaum schwieriger
denkbar scheinen - manches davon auch durch die Amtsführung seines
Vorgängers bedingt. Es gehört deswegen keine Prophetengabe dazu,
angesichts all der hoch fliegenden Heilserwartungen Enttäuschungen
geradezu für unausweichlich anzusehen.
Mit dem Amtswechsel jedoch hat US-Amerika zunächst einmal mehr eine
beeindruckende Vorstellung seiner Fähigkeit zu Begeisterung,
Optimismus, Zuversicht und Elan gegeben. Möge Obama sie zu einem
guten Start nutzen können, im Interesse seiner Nation - und dem der
ganzen Welt.
Originaltext: Mindener Tageblatt
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