Lausitzer Rundschau: Auftakt des Zumwinkel-Prozesses Privilegien gegen Moral
Geschrieben am 22-01-2009 |
Cottbus (ots) - Er hat starke Worte geliebt und selbstbewusstes Auftreten. Er war ein Vorzeigemann, dem der Erfolg hinterher lief und das Geld sowieso. Er ist ein Angeklagter, der allerdings hoffen kann, jetzt noch mal davonzukommen - wofür er tatsächlich nichts kann. Denn es wird hierzulande gerne davon geredet, dass eine kleine, leistungsstarke Minderheit über die Maßen herangezogen wird zur Finanzierung des Gemeinwohls. Damit wird dann begründet, dass der Gesetzesbrecher nur versucht, in einem sportlichen Wettbewerb dem gefräßigen Zugriff des Staates zu entgehen. Tatsächlich wird dabei übersehen, dass in diesem Land jeder jeden Tag Steuern bezahlt und dass sich die Allerwenigsten dieser Steuerpflicht entziehen können. Selbst der Empfänger von Sozialleistungen gibt ja bei jedem Einkauf, den er tätigt, einen Teil der Summe wieder zurück. Steuervergehen à la Zumwinkel sind das Privileg einer kleinen Minderheit, die sowieso schon auf der Sonnenseite der Gesellschaft lebt und nicht verstanden hat, dass ihr besonderer Status auch besondere Verpflichtung bedeutet. Insofern passt dieses Verfahren gegen den früheren Post-Chef in eine Zeit, in der es gute Gründe gibt, nachzufragen, inwieweit die Eliten dieses Landes tatsächlich der Verantwortung gerecht werden, die auf ihren Schultern liegt. Zumwinkel ist das passende Beispiel für einen vollständigen Versager. Er hat sein Glück gegen die Moral und gegen das Gesetz verteidigt. Das Strafrecht ist nun nicht in der Lage, solche Gesetzesbrüche von herausragenden Personen in ihrer ganzen zerstörerischen Wirkung zu sanktionieren. Es hat aus gutem Grund kein rechtes Maß dafür, was ein Topmanager an Schaden für das Gemeinwohl anrichtet in den Köpfen der Menschen mit seinem Verhalten. Wirklich schwierig wird die Affäre Zumwinkel allerdings, wenn damit das schlechte Beispiel zur Dauereinrichtung wird und sich ein jeder sagen kann, dass die Geschichte am Ende vor allem eine Frage des Geldes ist. Seine beträchtlichen verbliebenen Eigentumswerte werden Herrn Zumwinkel weiterhin von einem Staatsapparat geschützt, der auch von den Steuern ganz einfacher, oft für geringes Entgeld hart arbeitender Bürger gespeist wird. Dieses Privileg wird ihm keiner nehmen. Aber es würde auch im Interesse all der vielen gesetzestreuen Manager dieses Landes durchaus von Nutzen sein, wenn der Mann einige Zeit hinter Mauern verschwindet und sich einreiht bei denen, die für ihre Fehler spürbar zu büßen haben. Dafür allerdings müssen in Deutschland erst noch Richter gefunden werden.
Originaltext: Lausitzer Rundschau Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_47069.rss2
Pressekontakt: Lausitzer Rundschau Telefon: 0355/481231 Fax: 0355/481247 lr@lr-online.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
182341
weitere Artikel:
- Lausitzer Rundschau: In der Union rumort es wegen des Mindestlohnes Kein Ausrutscher Cottbus (ots) - Angela Merkel hat derzeit einen schweren Stand. Und man muss sagen: selbst Schuld. Denn anstatt die aufgeflammten Feuerchen in ihrer Partei so gut es eben geht auszutreten, lässt die CDU-Vorsitzende die Dinge lieber mit großkoalitionärem Gleichmut laufen. Im Bundestag hat sich gezeigt, wozu dies führt: Zahlreiche Abgeordnete der Union haben gestern gegen die Ausweitung des Mindestlohns gestimmt - und das war kein Ausrutscher, sondern eine Quittung für den Kurs Merkels und ihres Fraktionschefs Volker Kauder. Die eigenen mehr...
- Deutschland-Trend im ARD-Morgenmagazin Bürger bevorzugen Schwarz-Gelbe Koalition für Deutschland Köln (ots) - Sperrfrist: 23.01.2009 00:00 Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der Sperrfrist zur Veröffentlichung frei gegeben ist. 52% der Bundesbürger finden eine künftige Koalition von Union und FDP gut. 40% bevorzugen eine Koalition von SPD und Grünen. Eine weitere Zusammenarbeit der Union und SPD halten 38% für richtig und 18% bevorzugen eine Kooperation von SPD, Grünen und Linke nach der nächsten Bundestagswahl. Dies ergab eine Umfrage von Infratest dimap im Auftrag des ARD-Morgenmagazins. Menschen mehr...
- Rheinische Post: SPD fordert mehr Geld für alle Parteien Düsseldorf (ots) - Die SPD fordert angesichts des Super-Wahljahrs 2009 bei der staatlichen Parteienfinanzierung einen Aufschlag in Höhe der Preissteigerungen. "Wenn sich alle demokratischen Parteien darauf einigen könnten, würde ich dem Vorschlag folgen. Dann hielte ich das für sinnvoll. In diesem Fall müssten wir aber auch gemeinsam dafür werben", sagte SPD-Schatzmeisterin Barbara Hendricks der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Freitagausgabe). Seit 2002 ist die staatliche Parteienfinanzierung auf 133 Millionen Euro pro mehr...
- LVZ: Ondracek: Man kann bei Zumwinkel nicht anfangen, ein Exempel zu statuieren / Hoffnung auf wegweisende Wirkung eines BGH-Urteils Leipzig (ots) - Der Vorsitzende der Deutschen Steuergewerkschaft, Dieter Ondracek, erwartet von den deutschen Gerichten, dass sie zukünftig Steuerhinterziehung nicht mehr als Kavaliersdelikt abhandeln. In einem Interview mit der "Leipziger Volkszeitung" (Freitag-Ausgabe) meinte Ondracek vor dem Hintergrund des Fall Zumwinkel: "Der Bundesgerichtshof hat kürzlich grundsätzlich geurteilt, dass Steuerhinterziehung kein Kavaliersdelikt ist. Das war auch ein Signal an die Richter. Wenn sich das durchsetzt, dann wird künftig die Kombination mehr...
- LVZ: Grünen-Bürgerrechtler Schulz sieht seine Europalisten-Kandidatur als Test für die Bürgerrechts-Tradition seiner Partei Leipzig (ots) - Der frühere DDR-Bürgerrechtler und Ex-Bundestagsabgeordnete der Grünen, Werner Schulz, versteht seine Bewerbung um einen Listenplatz für die Europawahlliste der Grünen als "Fünf-Jahres-Angebot, um die Europapolitik der Grünen nach Osteuropa zu erweitern und als Test, ob die Grünen noch immer zu ihrer eigenen Bürgerrechtstradition stehen und sie diese gern nach Osten verlängern würden." In einem Gespräch mit der "Leipziger Volkszeitung" (Freitag-Ausgabe) meinte Schulz im Vorfeld der am (heutigen) Freitag in Dortmund beginnenden mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|