Neues Deutschland: zur neuen Diskussion um Guantanamo und die Folgen
Geschrieben am 23-01-2009 |
Berlin (ots) - Auch Hamid Karsai hat gestern die von USA-Präsident Barack Obama verfügte Schließung des weltweit kritisieren Gefangenenlagers Guantanamo begrüßt. Zudem gab es ein Gespräch des afghanischen Staatschefs mit Außenministerin Hillary Clinton - man werde die enge bilaterale Zusammenarbeit fortsetzen, so die Botschaft. Ob das auch für die Haftanstalt Bagram gilt? Denn nicht nur Guantanamo, auch das berüchtigte Haft- und Folterzentrum unweit von Kabul gehört zum fatalen Bush-Erbe im sogenannten Anti-Terrorkrieg. Nur macht das andere Guantanamo weitaus weniger Schlagzeilen, obwohl die Zustände dort nach Meinung von Experten noch weitaus schlimmer sein sollen als im US-amerikanischen Stützpunkt auf Kuba. Derzeit werden in Bagram über drei Mal so viele Gefangene festgehalten. Wie aus einem vertraulichen Bericht des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz hervorgeht, ist die Einrichtung hoffnungslos überfüllt. Viele sind hier seit Eröffnung 2001 ohne juristische Grundlage und Kontakt zur Außenwelt oder gar Anwälten eingekerkert. Wochen-, ja monatelange Isolationshaft gehört zum Alltag. Häftlinge sterben, werden gefoltert oder »verschwinden« spurlos. Doch von Schließung ist keine Rede, vielmehr wird die Anlage ausgebaut. Beobachter schätzen, dass man dort künftig mehr als 11 000 Gefangene unterbringen könnte. Platz, den man wohl braucht, wenn der Krieg am Hindukusch ausgeweitet werden soll. Wenn UN-Menschenrechtskommissarin Pillay jetzt fordert, dass die USA-Regierung auch die Behandlung ihrer Gefangenen in Afghanistan überprüfen müsse, dann steht Bagram ganz oben auf der Liste.
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