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LVZ: zu: ZDF-Show Wetten, dass..? mit Scientologe Tom Cruise Öffentlich-rechtlicher Schnupperkurs

Geschrieben am 25-01-2009

Leipzig (ots) - Ekel-TV triumphiert über Ekel-TV: Das ZDF lässt
Wetten-dass-Kandidaten minutenlang an Exkrementen schnüffeln und kann
dabei in puncto Quote die ähnlich unappetitliche RTL-Dschungel-Show
aus dem Felde schlagen. Während der Privatsender allerdings - nicht
ganz billige - Amateure in den Urwald lockte, bot das
öffentlich-rechtliche Fernsehen am Sonnabend Fachpersonal auf. Daraus
entstand der bizarre Versuch, mit dem Schnupperkurs auch noch dem
Bildungsauftrag unterhaltsam gerecht zu werden. Die Kandidaten aus
dem Karlsruher Zoo fachsimpelten über tierische Ausscheidungen.
Während die Vortragenden undurchsichtige Brillen trugen, sahen die
Zuschauer - je nach Neigung - mit Grausen oder Genuss, wie der
Abstand zwischen Nase und Kot in den Millimeterbereich sank. Zudem
verwies der Moderator anhand der Formgebung eines Exponats auf die
schon von Darwin erkannte Verwandtschaft zwischen Schimpansen und
Menschen.
Jedem steht es frei, an derlei Bildern Freude zu haben. Die Angebote,
die Privatsender für Menschen mit einem solchen Geschmack
bereithalten, werden allerdings durch Werbung bezahlt. Der Zuschauer,
der krabbelndes Getier mag, finanziert die Zur-Schau-Stellung
menschlicher Gänsehaut als Reklamekonsument selbst. Das ZDF hingegen
servierte sein braunes Menü in einer Familiensendung auch auf Kosten
jener Gebührenzahler, die derlei verabscheuen.
Mit brisanzfreiem Brisant-Gelaber, Leute-heute-Flachsinn und
herzzerreißenden Unter-uns-Gesprächen wildern Erste, Zweite und
Dritte Programme längst im Revier der Privaten. Nun konnte das ZDF
beim Abstieg eine wahre Duftmarke setzen. Vor einer Zumutung
schreckte der Sender nicht zurück - an Mut ließ er es fehlen.
Scientologe Cruise, der im Walküre-Film den Hitler-Attentäter
Stauffenberg mimt, wurde auf die menschenverachtende Ideologie seiner
Sekte mit keiner Silbe angesprochen. Er ignorierte ohnehin
Gottschalks Fragen, sagte, was er sich zurechtgelegt hatte oder ihm
zurechtgelegt worden war. Komiker Michael Mittermeier zeigte dagegen
Biss mit der Pointe: "Tom Cruise hat in einem Interview gesagt, er
hätte Hitler auch getötet. Mir hätte es gereicht, wenn er den Führer
von Scientology getötet hätte." Doch das ZDF ließ Mittermeier erst
nach dem Abgang von Cruise auf die Bühne - und münzte so brillante
Satire in feige wirkendes Nachtreten um.
Stellen wir uns vor: Mittermeier hätte den Star in dessen Anwesenheit
angreifen dürfen - und der hätte voll Zorn die Maske fallen lassen.
Das hätte sich positiv ins Gedächtnis eingebrannt. So bleibt nur
eines in Erinnerung: ein Haufen Mist.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
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Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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