Deutsche Marine - Pressemeldung (Porträt): Flensburger Karikaturist zeigt Deutschen ihre maritime Abhängigkeit auf
Geschrieben am 05-02-2009 |
Glücksburg (ots) -
- Querverweis: Bildmaterial ist abrufbar unter http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs -
Glücksburg - Karikaturisten stecken für ihre Zeichnungen immer mal wieder harsche Kritik ein. Karikierte verstehen die Überspitzung eines Sachverhaltes oft nicht - finden sich gar völlig falsch dargestellt. Einen Spiegel vorgehalten zu bekommen, kann eben schmerzen. Deshalb reagieren Karikierte manchmal ungehalten. "Karikaturisten sind in erster Linie Künstler. Als Meinungsträger werden sie daher von vielen nicht ernst genommen, obwohl sie mit ihrer Darstellung der Dinge Anregungen zu Verbesserungen geben können", sagt einer, der es wissen muss - Götz Wiedenroth, Karikaturist aus Flensburg. Die Rolle des Karikaturisten ähnele in vielen Dingen dem Status des Hofnarren an früheren Fürstenhöfen, sagt er. "Sie durften zwar Dinge sagen, für die ihren Zeitgenossen der Prozess gemacht worden wäre - wurden aber gesellschaftlich nicht für voll genommen. Dabei ist es aber vor allem so: Wer karikiert wird, hat eine gewisse Bedeutung erlangt", tröstet Wiedenroth alle Aufgebrachten, "und die meisten Prominenten wissen das auch richtig einzuschätzen."
Marine hält Tor zur freien Handels-Wasserstraße offen
Jetzt hat der Karikaturist mit einer neuen Zeichnung die Abhängigkeit Deutschlands vom Seehandel aufs Korn genommen. Die Marine hält aus Wiedenroths Sicht das Tor zur freien Handels-Wasserstraße offen. Sie ebnet den zivilen Frachtern den Weg und schützt sie vor Piraten. Die Geschichte hinter dieser Botschaft: Deutschland ist als Exportweltmeister auf sichere und freie Seewege angewiesen. Er sagt: "Vielen Deutschen war das bisher nicht bewusst. Das hat sich erst mit den zunehmenden Piratenangriffen am Horn von Afrika geändert." Darauf wolle er mit seiner neuen Zeichnung aufmerksam machen.
Seehandel wächst seit 1990 jährlich um vier Prozent
Die Fakten aus aktuellen Handelsbilanzen untermauern diese Sichtweise. So macht zum Beispiel Rohöl ein Viertel des weltweiten Seehandels aus. Immerhin noch je zehn Prozent entfallen auf Eisenerze und Kohle. Andere Güter, zu denen auch Fertig- und Halbfertigwaren zählen, haben gar einen Anteil von mehr als einem Viertel. Seit 1990 wächst der Seehandel im Durchschnitt um fast vier Prozent pro Jahr, die Containerschifffahrt gar um zehn Prozent. Selbst die Finanzkrise hat diesen Trend bisher nur abschwächen aber nicht umkehren können. Die Abhängigkeit Deutschlands von sicheren und freien Seewegen wird auch im jährlich neu aufgelegten "Jahresbericht - Fakten und Zahlen zur maritimen Abhängigkeit der Bundesrepublik Deutschland" ausführlich behandelt. (Der über 300 Seiten umfassende Bericht ist unter folgendem Link als PDF-Datei abrufbar: http://www.presseportal. de/pm/67428/1289701/presse_und_informationszentrum_marine?search=deut sche,marine,jahresbericht.) Vizeadmiral Hans-Joachim Stricker, Befehlshaber der Flotte, verdeutlicht die Abhängigkeit der Deutschen so: "Spätestens wenn sich durch unsichere Seewege die Transportkosten erhöhen und dann ein MP-3-Player vielleicht das Dreifache kostet, wird den Leuten bewusst, wie abhängig wir von der See sind."
Karikaturen dürfen nicht missverständlich sein
Auch Wiedenroth weiß: Die Piraten am Golf von Aden stehen nur symbolisch für die vielfältigen Verletzbarkeiten, der Handelswege auf See. Doch gute, einprägsame Karikaturen brauchen eine Verdichtung auf starke Bilder und Überspitzungen, um ihre Botschaft an den Betrachter zu bringen. Er sagt: "Eine Karikatur muss eine verständliche Geschichte erzählen. Dabei kommt es auf jedes Detail an. Beispiel: Bei diesem Bild geht es in erster Linie um Piraterie. Deshalb sind die Piraten klischeehaft mit Holzbein, Augenklappe und Kopftuch dargestellt. Ein Turban - wie ihn heute manche Piraten tragen - würde die Bildaussage auf eine ganz andere Schiene stellen."
Erst Diplomkaufmann - dann Karikaturist
Wiedenroth zeichnet seit seiner Kindheit immer und überall - und forderte damit kritische Bemerkungen seiner Lehrer heraus: Als ein Volkswirtschaftslehre-Professor einmal die vielen Randskizzen auf seiner Vorlesungsmitschrift bemerkte, forderte er ihn auf, doch das Studienfach zu wechseln: "Dass Sie nicht Kunst studieren, ist eine volkswirtschaftliche Ressourcenverschwendung!" Seit dem Diplomabschluss in Betriebswirtschaft im Jahr 1995 sei er als freier Karikaturist, Cartoonist, Illustrator und Zeichner im Hauptberuf tätig, heißt es auf seiner Homepage im Internet. Und so sehr viele professionelle Karikaturisten gibt es nicht. Er sagt: "In Deutschland sind es rund 100 - das sind weniger als es Atomphysiker gibt." Der 43-Jährige versteht es auch in Worten zu überspitzen - das Gesagte so für jedermann griffig auszudrücken. So macht er es auch in seinen Zeichnungen. Täglich veröffentlicht Wiedenroth zwei Karikaturen - er nennt sie "gezeichnete Kommentare". Aus seiner Feder entsteht ein Bild zu einem tagespolitischen Thema, ein weiteres zu einem Wirtschaftsthema. Für das letztgenannte Gebiet ist Wiedenroth seine Ausbildung zum Industrie- und Diplomkaufmann von Nutzen, "die mein Vater damals mit Wohlwollen sah, denn auch er war Kaufmann", so Wiedenroth, der aber schließlich dem Talent seines Onkels nacheiferte, welcher Kunstlehrer war.
Stressresistente Kreativität
Seine Haupteinnahmen erzielt der gebürtige Bremer mit sogenannten Auftragskarikaturen. "Dazu liefern mir Redaktionen einen Text zu ihrem Thema der Woche. Dann habe ich pünktlich zum vereinbarten Termin eine Karikatur abzuliefern", sagt er. Das könne gelegentlich zu Zeitknappheit und Stress führen. "In meinem Beruf muss die Kreativität jedoch stressresistent sein, denn manchmal hatte ich für ein neues Bild nur eine bis eineinhalb Stunden Zeit", sagt Wiedenroth mit einer auffallenden Gelassenheit. Die hat er vor allem zu Beginn seiner künstlerischen Tätigkeit gebraucht, gepaart mit Fleiß und Durchhaltevermögen. "Anfangs musste ich Klinken putzen, um meine Arbeiten an den Mann zu bringen - und ich bekam so manchen Nackenschlag", sagt er rückblickend.
Kritiker erhalten freundliche Antwort
Und wie geht der Karikaturist mit Kritikern seiner Arbeiten um? Wiedenroth sagt: "Zunächst einmal sind Karikaturen dreifach durchs Grundgesetz geschützt. Meinungsfreiheit, Pressefreiheit und die Freiheit der Kunst bilden einen besonderen Schutzraum für den Karikaturisten als zeichnenden Satiriker und Journalisten. Und solange dieser den Schutz der Persönlichkeit nicht verletzt, ist er auf der sicheren Seite." Mit Kritik gehe er jedoch vollkommen offen um: "Auf böse Briefe und E-Mails antworte ich freundlich, erkläre meinen Standpunkt. Das überrascht meine Kritiker meist und animiert sie zur Debatte." Diese Art zu reagieren sei für ihn schon immer geübte Praxis gewesen. Nur eine einzige Sache habe er bei seiner Arbeit geändert. "Seit 2008 zeichne ich kaum noch mit Stiften auf Papier. Ich habe mir im vorigen Jahr ein Grafik-Tablett für den Computer zugelegt und begeistere mich für diese neue Technik."
Autor: Detlef Struckhof, Presse- und Informationszentrum Marine Fotos: Björn Wilke, Presse- und Informationszentrum Marine Karikatur: Götz Wiedenroth
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Originaltext: Presse- und Informationszentrum Marine Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/67428 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_67428.rss2
Pressekontakt: Presse- und Informationszentrum Marine Stabsbootsmann Detlef Struckhof Telefon: 0 46 31 - 6 66 - 44 14 E-Mail: piz@marine.de Fotoredaktion Marine: 0 46 31 - 6 66 - 44 32
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