LVZ: Führende politische Jugendorganisationen attackieren einseitige Parteinahme Köhlers
Geschrieben am 24-06-2006 |
Leipzig (ots) - Die Vorsitzenden der Jugend-Organisation von SPD, Grünen und Linkspartei haben heftige Kritik an der Amtsführung von Bundespräsident Horst Köhler und an seiner "einseitigen Parteinahme" geübt. Juso-Chef Björn Böhning, sagte gegenüber der "Leipziger Volkszeitung" (Sonnabend-Ausgabe): "Der Bundespräsident sollte insbesondere seine rhetorische Parteinahme für Unions-Positionen in der augenblickliche Suche der großen Koalition nach Kompromissen unterlassen. Dies gefährdet eher den Erfolg der Regierungspolitik, statt ihn zu beflügeln." Die eigenen Vorschläge des Bundespräsidenten blieben im Übrigen "nebulös und sind für die praktische Politik kaum brauchbar". Insgesamt sei der Bundespräsident Köhler "eine Enttäuschung".
Der Sprecher der "Grünen Jugend", Stephan Schilling, sagte der Zeitung: "Horst Köhler gibt allzu oft lieber den zweiten Wirtschaftsminister als den Bundespräsidenten." Das sei gerade für junge Menschen "enttäuschend". Zugleich beklagte der Grünen-Nachwuchspolitiker die "Themen-Armut" des Bundespräsidenten. "Statt immer wieder einseitig in die aktuelle Wirtschafts- und Sozialpolitik einzugreifen, müsste Horst Koehler auch den Zukunftsproblemen eine Stimme verleihen, die die große Koalition links liegen lässt: dem Klimawandel oder der zunehmenden sozialen Spaltung unserer Gesellschaft. Leider herrscht da aber totale Fehlanzeige."
Der Bundessprecher des Linkspartei-Nachwuchses "solid", Marco Heisig, bezeichnete "die moralischen Mahnungen Köhlers an Konzernvorstände und Politiker als Teil einer medienpolitischen Schmierenkomödie". Mit "moralischen Empfehlungen" versuche der Bundespräsident "verlogene Analysen und eine unsoziale Politik" angesichts herrschender Arbeitslosigkeit "zu bemänteln".
Während der Vorsitzende des Unions-Nachwuchses, Philipp Mißfelder, gegenüber der Zeitung erklären ließ, "der Bundespräsident ist nicht unser Thema", meinte Johannes Vogel, Bundesvorsitzender des FDP-Nachwuchses "Junge Liberale": "Ich freue mich, dass Herr Köhler dem Amt des Bundespräsidenten ein stärkeres politisches Bewusstsein gibt. Es ist und bleibt auch weiterhin nicht die Aufgabe des Bundespräsidenten, sich in tagespolitische Debatten einzuschalten." Es sei aber richtig, wenn sich der Bundespräsident "in die Überwindung des Gesamtreformstaus" in Deutschland immer wieder einschalte.
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
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