LVZ: Und nun?
Geschrieben am 25-06-2006 |
Leipzig (ots) - Von Winfried Wächter Der Wende-Herbst von 1989. Oder der Sieg im nationalen olympischen Ausscheid von 2003. Ansonsten fällt einem kein Ereignis ein, an dem Leipzig eine solche Aufmerksamkeit fand wie in den letzten zwei Wochen und die Bürger solchen Anteil nahmen. Die WM war mit fünf Spielen zu Gast an der Pleiße - und hat sich wohl gefühlt. Insbesondere der Sonnabend wurde zur besten Werbung für die Stadt:Friedliche Partys, Klasse-Fußball, weltweite Fernseh-Übertragung - besser kann die Mischung nicht sein. Fast alle Mannschaften aus den großen Fußball-Nationen waren auch dank Confederations Cup inzwischen zu Gast. Um die Auslosung der WM-Gruppen im Dezember wurde Leipzig deutschlandweit beneidet. So viel Resonanz hätte sich manch andere Stadt auch gewünscht. Da kann man, wie die Sachsen als Zeichen höchster Anerkennung zu sagen pflegen, also insgesamt nicht meckern. Wohl aber die Frage stellen, was nun werden soll, wenn wieder Alltag einkehrt in das moderne WM-Stadion mit seinem viertklassigen Fußball. Damit darf sich die Stadt nie und nimmer abfinden. Cottbus, Aue oder Jena können schließlich nicht bessere Voraussetzungen haben. Leipzig hat eine viel zu große Fußball-Tradition, um sich mit der gegenwärtigen Tristesse zufrieden zu geben. Außerdem besteht für einen WM-Gastgeber geradezu die Pflicht, auch nach dem Abpfiff etwas für den Fußball zu tun. Leipzig hat schließlich von diesem Ereignis enorm profitiert, erhielt überwiegend aus Steuergeldern ein Stadion, das die vielen Stars aus den Eliteligen und die Funktionäre nicht nur aus Gründen der Höflichkeit zu den schönsten der Welt zählen. Auch die gesamte Infrastruktur wurde mit Hilfe des Fußballs und der Olympia-Bewerbung fast auf einen Schlag verbessert. Davon träumen andere, vor allem ostdeutsche Städte. Auch im Westen kommt Neid auf, weil dort der Neubau so mancher Zufahrtsstraße oder Autobahn wesentlich länger auf sich warten ließ. Die meisten der lange nervenden Baustellen sind in Leipzig inzwischen verschwunden. Die größte allerdings, der Fußball, bleibt.Wenn Leipzig wieder einen solchen Rausch wie in den letzten Tagen erleben will, wird es am Fußball nicht vorbeikommen. Auf Länderspiel-Geschenke kann es nicht allein hoffen.
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
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