Kölner Stadt-Anzeiger: Adorno-Schüler Hoeres verteidigt Pius-Bruderschaft Konzil hat Glaube und Tradition bis zur Unkenntlichkeit verwässert
Geschrieben am 11-02-2009 |
Köln (ots) - Der emeritierte Freiburger Philosoph Walter Hoeres hat die Kritik der "Pius-Bruderschaft" an der katholischen Kirche verteidigt. Die Abspaltung der traditionalistischen Gemeinschaft sei "zweifellos in der Krise des Glaubens und des kirchlichen Selbstverständnisses" als Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 bis 1965) begründet, schreibt Hoeres im "Kölner Stadt-Anzeiger" (Donnerstag-Ausgabe) und spricht von einer "gut gemeinten, aber äußerst missverständlichen und forcierten Öffnung zur säkularen Welt und Moderne". Dies habe seinen Lehrer Theodor W. Adorno "noch kurz vor seinem Tode mir gegenüber zu der Bemerkung veranlasst, dass die Kirche mit der bei ihr üblichen jahrhundertelangen Verspätung nun erst den Fortschrittsglauben entdeckt habe, den er selbst und seine Mitstreiter längst ad acta gelegt hätten", so Hoeres. Das Konzil habe katholische Glaubensinhalte "unter dem Vorwand notwendiger, zeitgemäßer »Neuformulierung« bis zur Unkenntlichkeit verwässert", so der 80-Jährige. "Die Bischöfe haben dieser Umdeutung des Glaubens bis auf wenige Ausnahmen tatenlos zugeschaut, was umso schlimmer ist, als sie schließlich auch die Religionsbücher und die Verkündigung erreichte. Wer das aber kritisiert, wird als »Fundamentalist« beschimpft. Weiter wandte sich der Philosoph gegen "die vielen gotteslästerlichen Mess-Festivals, Rockmessen und dergleichen, die wohl kaum ein Zeichen dafür sind, dass der Glaube an die wahre und wirkliche Gegenwart Christi im Altarsakrament nach dem Konzil gewachsen ist". Auch er sei dafür, "dass sich die Pius-Bruderschaft möglichst bald unter dem wohlwollenden Pontifikat des jetzigen Papstes mit Rom einigt. Aber man sollte ihr die Honorigkeit ihrer Motive zugestehen sowie durchaus die Möglichkeit, das Konzil im Lichte der Tradition zu interpretieren. Und man sollte ihre theologischen Gründe nicht einseitig nach den Maßstäben der political correctness und danach bemessen, dass einer aus diesem Kreise offenbar nicht mehr ernst zu nehmen ist", so Hoeres unter Anspielung auf den Holocaust-Leugner Richard Williamson.
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