WAZ: Die Angst der Jugend - Keine rosigen Aussichten - Leitartikel von Christopher Onkelbach
Geschrieben am 11-02-2009 |
Essen (ots) - Die Jugend hat allen Grund zur Sorge. Da kübelt die Politik Milliarden in die leeren Tresore von Großbanken, verschickt pralle Rettungspakete an die Wirtschaft, hilft Automobilkonzernen und Bauunternehmen - und der junge Mensch, der gerade seine x-te Absage auf seine Bewerbungen um einen Ausbildungsplatz erhält, wird sich sagen: Super! Und was habe ich davon?
Zwar werden wohl auch Ausbildungsplätze durch das Konjunkturprogramm der Bundesregierung gerettet. Doch dieses rationale Argument kommt nicht an gegen das schleichend wachsende Gefühl, seiner Zukunfts-Chancen beraubt zu werden. Dass einige Milliarden auch in den Bildungsbereich fließen, ist ein Scheinargument. Denn eine energetische Sanierung von Schulen oder eine reparierte Klimaanlage an Universitäten hat mit Bildung nichts zu tun.
Die Jugend hat allen Grund zur Sorge: Für Dreijährige fehlen Kitaplätze, an Schulen die Lehrer. Packen sie die Hochschulreife, müssen sie um einen der knappen Studienplätze kämpfen - und sitzen dann in überfüllten Hörsälen. Wer in die Wirtschaft ausweichen will, findet noch lange keinen Ausbildungsplatz. Und schaffen sie es tapfer bis zur Rente, erwartet sie eine Versorgung, die niemals das Niveau heutiger Rentner erreichen wird. Keine rosigen Aussichten.
Was den Frust der Jugend noch verstärken mag: Bis 2020 darf der Staat sich weiter verschulden, erst dann soll die "Schuldenbremse" greifen. Die Zinsen für das viele Geld, das der Staat heute ausgibt, zahlt die Jugend. Die Wirtschaftskrise trifft die junge Generation mit voller Härte. Man kann sich mit Hurrelmann tatsächlich nur wundern, dass von Rebellion nichts zu spüren ist. Eine "übergangene Generation" wird sich irgendwann zu Wort melden, und womöglich nicht besonders friedvoll.
Doch dass die Alten die Politik bestimmen und das Geld verteilen, müssen sich die Jungen zum Teil selbst vorwerfen. Eine Demokratie lebt von Mitsprache, von Interesse, von Gemeinsinn, von Mitwirkung und dem Willen, sich zu informieren. Nur so lassen sich Zusammenhänge begreifen und Entscheidungen verstehen. Doch das politische Interesse ist unter Jugendlichen so gering wie nie, das lässt sich auch an der schwachen Wahlbeteiligung ablesen.
Wer sich aber resigniert ins Private zurückzieht, darf sich nicht wundern, wenn seine Meinung übergangen wird. Politisches Desinteresse, Frustration und Zukunftsangst sind eine gefährliche Melange.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
Pressekontakt: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Zentralredaktion Telefon: 0201 / 804-2727 zentralredaktion@waz.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
185892
weitere Artikel:
- Ostsee-Zeitung: Bewährungsprobe - Kommentar zur Israel-Wahl Rostock (ots) - Es ist nur ein schwacher Trost, dass die relativ gemäßigte Kadima mit ihrer Frontfrau Livni stärkste Partei wurde. Unterm Strich aber haben die gemäßigten Kräfte, die den Gesprächsfaden zu den Palästinensern nicht abreißen lassen wollen, von den Wählern einen deftige Abfuhr bekommen. Auf US-Präsident Obama wartet eine schier unlösbare Bewährungsprobe. Was bisher aus seiner Administration zu hören war, macht wenig Hoffnung, wie der gordische Nahostknoten durchschlagen werden kann. Originaltext: Ostsee-Zeitung Digitale mehr...
- Westfalenpost: Gelähmt Israel vor schwieriger Regierungsbildung Hagen (ots) - Von Eberhard Einhoff Wenn im Nahen Osten dem Einsatz von Waffen mehr Bedeutung eingeräumt wird als dem von Worten, ist in Israel eigentlich ein Wahlsieg der Rechten zu erwarten. Der triumphale, glatte Durchmarsch ist dem Likud und seinem Chef Benjamin Netanjahu allerdings verwehrt worden. Das ist die Überraschung dieser Wahl. Zipi Livni und ihre liberal-konservative Kadima-Partei haben knapp gewonnen - aber wahrscheinlich doch nicht gesiegt. So scheint an diesem Tag nach der Wahl eine Einschätzung richtig zu sein, die mehr...
- WAZ: Der Mord an Kardelen - Eine Ehrensache - Leitartikel von Hayke Lanwert Essen (ots) - Gehen wir davon aus, dass er keine Waffe bei sich trug. Dass es ihm nicht darum ging, Selbstjustiz zu verüben. Es sei für ihn eine "Ehrensache" gewesen, sagte Kadiz Ayaz nach der Festnahme seines Schwiegersohnes in der Türkei, an der er selbst wohl maßgeblich beteiligt gewesen ist. Eine Ehrensache. Ein Begriff, der für uns Nichtzugewanderte in den letzten Jahren zumeist negativ besetzt war. Die Ehre, die verletzte, sie kommt zumeist dann ins Spiel, wenn nach Rache sinnende muslimische Väter und Brüder den westlichen, den mehr...
- Kölnische Rundschau: Kölnische Rundschau Kommentar zu Wittke Köln (ots) - Nicht mehr passend JOST SPRINGENSGUTH zu Wittkes Rücktritt Es war nicht der Blitz eines Radargerätes, der Oliver Wittke aus der Bahn geworfen hat, sondern offensichtlich der Bannstrahl des Ministerpräsi denten. So schlimm die Sause rei ausgerechnet für den Ver kehrsminister im Sauerland schon war, der folgenschwere Fehler lag bei Wittke in man gelnder interner Offenheit. Das gilt nicht nur für die aktuelle Verkehrssünde, sondern wohl auch für früheres "Punktefah ren". Die Hoffnung, dass unbe achtet Gras darüber wächst, kann mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Israel Halle (ots) - Das Wahlergebnis ist nichts anderes als ein Spiegelbild einer gespaltenen israelischen Gesellschaft. Der jüngste Gaza-Feldzug und die vorangegangenen Raketen-Angriffe auf Israel spielten jenen in die Hände, die im Umgang mit den Palästinensern ganz klar die harte Hand regieren lassen wollen. Das trifft ganz offensichtlich den Nerv der Wähler. Aber auch ein künftiger Likud-Premierminister Benjamin Netanjahu wird letztlich anerkennen müssen, dass er national wie international für die Fortsetzung des Friedensprozesses in der mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|