Allg. Zeitung Mainz: Für Mitmenschlichkeit (Kommentar zu Althaus)
Geschrieben am 11-02-2009 |
Mainz (ots) - Gewiss ist es kein böser Wille, dass die thüringische CDU erklärt, ihr Vorsitzender Dieter Althaus müsse sich bis zum 14. März über seine politische Zukunft äußern. Althaus versucht in einer Reha-Klinik, wieder auf die Beine zu kommen. Am Neujahrstag stieß er auf der Skipiste mit einer Frau zusammen, die dabei starb. Die Schuldfrage wird noch untersucht. Am Dienstag musste der Politiker seinen 80-jährig verstorbenen Vater begraben. Einen Tag später die Kunde aus Erfurt: Weil das Wahlgesetz es will, wird eine Äußerung des Regierungschefs in fünf Wochen erwartet. Ja, wenn das Gesetz es so will
Der christdemokratische Sprecher ergänzte, dem Ministerpräsidenten werde unabhängig vom genannten Datum jede Zeit zur Genesung eingeräumt. Jede Zeit? Wird Althaus diese Zusicherung trösten? Spitzenpolitik ist bisweilen ein brutales Geschäft. Es mag sein, dass nach formalen Regeln eine baldige Erklärung des Regierungschefs nötig ist. Vermutlich ist es für die thüringische CDU auch notwendig, schon jetzt darüber nachzudenken, was geschieht, wenn Althaus nicht mehr zur Verfügung steht. Aber dann muss dieses Nachdenken sehr leise geschehen; und dann spricht es weder für Fingerspitzengefühl noch für gutes Management, wenn die CDU an einem Tag versichert, es gebe keinen Plan B, und am nächsten Tag ist jene Erklärungsfrist 14. März in der Welt, die man mit einem bisschen bösen Willen auch als Ultimatum bezeichnen könnte. Dann macht der Ton die Musik. Wohl wahr: Andere, die einen schweren Unfall hatten und seelisch verkraften müssen, dass dabei ein Mensch starb, sind, jedenfalls materiell, in weit schlechterer Lage als Althaus. Und das Leid in der Familie der getöteten Frau ist für Außenstehende kaum zu ermessen. Es geht also nicht darum, Mitleid zu wecken für Althaus. Dennoch ist es wichtig, auch in der Politik für Mitmenschlichkeit zu werben.
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