Lausitzer Rundschau: Zehn Jahre flexible Schuleingangsphase in Brandenburg: Gefährdetes Erfolgsmodell
Geschrieben am 12-02-2009 |
Cottbus (ots) - Flex - diese vier Buchstaben haben einen guten Klang. Flex ist heute fast so etwas wie eine Erfolgsmarke in der Bildungsbranche, ein Exportschlager des brandenburgischen Bildungsministeriums. Denn hinter dem Kürzel verbirgt sich die moderne Unterrichtsmethode des flexiblen jahrgangsübergreifenden Unterrichts in der Grundschule. Sie hat unbestreitbar und wissenschaftlich belegbar gute Ergebnisse hervorgebracht. Flex-Grundschulen müssen weniger Schüler zurückstellen als reguläre Schulen. Sie entlassen weniger Kinder auf eine Förderschule. Begabte Schüler können die Grundschulzeit dank der Flex-Klassen schneller durchlaufen und ein Jahr einsparen. Alle Jungen und Mädchen erwerben mehr soziale Kompetenz, weil die gegenseitige Hilfe unter Schülern Teil des neuen Prinzips war. Die oft - und oft zu Recht - als unbeständig und inkonsequent kritisierte brandenburgische Bildungspolitik hat mit Flex einen ihrer größten Vorzeige-Erfolge hervorgebracht. Lehrerinnen aus der Lausitz haben daran großen Anteil, weil sie den jahrgangsübergreifenden Unterricht vor zehn Jahren mit viel Idealismus und Engagement ausprobiert haben - auch gegen den Willen konservativer Eltern und in der Routine des Frontal-Unterrichts erstarrter Kollegen. Umso bitterer wäre es, wenn der gute Flex-Ruf beschädigt werden würde. Erste Risse im Lack zeigten sich jedoch, als eine Cottbuser Grundschule die Unterrichtsform vergangenes Jahr wieder aufgab, weil die zusätzlichen Stunden für das aufwendige Lernverfahren heruntergesetzt wurden. Die Reaktionen anderer Schulleiter darauf schwankten zwischen Zustimmung und Unverständnis. Hilfreich an der Weigerung der Cottbuser Schule, Flex auch mit schlechterer personeller Ausstattung fortzusetzen, war in jedem Fall der Warnschuss-Effekt. Der mit dem Flex-Erfolg gereifte Plan, den jahrgangsgemischten Unterricht verpflichtend an allen staatlichen Grundschulen in Brandenburg einzuführen, wurde per Koalitionsbeschluss verworfen. Das war insofern zu begrüßen, als eine Sache nur dann engagiert vertreten werden kann, wenn man von ihr auch überzeugt ist. Das Prinzip der Freiwilligkeit muss auch bei der Übernahme der neuen Unterrichtsmethode gelten. Vor allem dann, wenn sie aufgrund von Mittelkürzungen torpediert zu werden droht. Den Flex-Schulen noch mehr Stunden zu kürzen, das machte das Cottbuser Beispiel mehr als deutlich, ist nicht mehr drin. Dann wäre es schon besser den vorhandenen rund 170 Flex-Schulen den jetzt gewährten Stunden-Zuschuss auch für die Zukunft zuzusichern.
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