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Berliner Morgenpost: Die Berlinale als Magnet für Publikum und Stars - Kommentar

Geschrieben am 14-02-2009

Berlin (ots) - Diesmal waren nicht einmal die Rolling Stones
nötig. Im vergangenen Jahr musste Festivalchef Dieter Kosslick noch
in der Musikbranche wildern, weil er aus der Filmbranche nicht
genügend Stars zusammen bekam, um den Roten Teppich zu bevölkern.
Damals hieß es einmal mehr, die Vorverlegung der Oscar-Verleihung
verhagele die Berlinale, weil die Stars lieber in Hollywood zum
Oscarnominierten-Dinner gehen als in das kalte Berlin. Dieses Jahr
hat Kosslick die These widerlegt - die Stars kamen üppig, auch in der
zweiten Hälfte, in der sonst ein Promischwund zu vermerken ist.
Kosslick hat dafür natürlich auch den einen oder anderen Film
eingeladen, der sonst wenig festivaltauglich schiene, wie etwa "Pink
Panther 2". Aber wir wollen hier gar nicht mäkeln: In diesem Jahr
durften nicht nur die Zaungäste am Potsdamer Platz zufrieden sein.
Auch das Programm war so gut wie lange nicht mehr. Die Jury, die
gestern die Bären verteilte, dürfte es nicht leicht gehabt haben in
ihrer Entscheidungsfindung. Auch von Krise, der vielfach
beschworenen, war hier weit und breit nichts zu spüren. Die Probleme
der Welt, sie spiegelten sich in den Filmen, nicht aber auf der
Berlinale. Im Gegensatz etwa zum Sundance Filmfestival, wo kurz vor
dem Start ein Hauptsponsor absprang und deutlich weniger Besucher
kamen als im Vorjahr.
Nicht so auf der Berlinale. Beim Gästecounter gab es keinen Rücklauf
zu beobachten. Die Filmmesse brummte wie stets. Und das Publikum
strömte mehr denn je. 270000 Tickets wurden in diesem Jahr
verkauft, ein neuer Rekord, rund 30000 mehr als im Vorjahr.
Ein Großteil davon darf natürlich der Friedrichstadtpalast als neues,
riesiges Festivalkino für sich allein verbuchen. Aber diese Zahl
zeigt doch, dass das Publikum nach wie vor aufs Kino setzt. Allen
Unkenrufen zum Trotz, dass DVDs, Heimbeamer und Downloads das gute,
alte Lichtspielhaus bald überflüssig machen. Nein, die Zuschauer
wollen den großen Saal, sie suchen das Gemeinschaftserlebnis, das
nicht jederzeit Abrufbare. Und sie sind bereit - auch das wieder
hübsch zu beobachten -, dafür lange Warteschlangen in Kauf zu nehmen.
Während alle anderen großen Festivals auf elitär begrenzte Kreise und
Fachbesucher zielen, baut die Berlinale ihr Potenzial als
Publikumsfestival von Jahr zu Jahr aus.
Die Krake Berlinale dehnt sich dabei immer weiter aus, inzwischen bis
ins kleine Kiezkino am Bundesplatz. Man darf spekulieren, wo sie wohl
in fünf, acht Jahren sein wird: ob sie dann schon in Köpenick und
Spandau angekommen ist. Freilich: In Krisenzeiten geht das Publikum
gern ins Kino. Nicht zufällig war die große Zeit des Hollywoodkinos
die nach der Großen Depression. Aber auf der Berlinale suchen die
Zuschauer nicht nach Exotik und Eskapismus, sie stellen sich den
Konflikten der Welt, die die Filme mutig aufgreifen.
Inwieweit die Krise sich doch noch auf die Berlinale auswirkt, wird
erst jetzt, nach dem Festival, zu beobachten sein. Zwei
Hauptsponsoren haben ihren Vertrag bereits verlängert, ein dritter
aber wartet noch mit seiner Entscheidung.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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