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WAZ: Studie zur Kommunikation - Neue Nähe durchs Netz - Leitartikel von Matthias Schmeing

Geschrieben am 26-02-2009

Essen (ots) - Die neuen Medien wie Internet und Handy werden gerne
bemüht, die Entfremdung der Menschen zu erklären. Eine neue Studie
scheint auf den ersten Blick diesen Verdacht zu nähren: 70 Prozent
der Bürger über 45 Jahren bevorzugen das persönliche Gespräch, bei
14- bis 19-Jährigen sind es nur 36 Prozent - Internet-Chats und SMS
sind hier die Favoriten.

Dabei sollte man sich vergegenwärtigen, dass die Grundidee des
Internets - des Telefons sowieso - die Überbrückung von Distanzen,
die Vernetzung der Menschen ist. Von Entfremdung ist auch in der
Studie keine Rede, denn die regelmäßige Nutzung von Chats und die
Kontaktpflege per Handy steigen. Vor allem bei den Jüngeren - noch.
Aber gerade auch für Menschen, die nicht (mehr) so mobil sind, wie
sie sich wünschen, bieten sich enorme Chancen.

Derzeit ist die Angst vor der Technik oft noch zu hoch. Das wird
sich durch die ständige Vereinfachung und sinkende Kosten ändern. Und
ein Telefonat über das Internet mit einer Kamera, die das Gegenüber
zeigt, ist längst nicht mehr Science-Fiction. Ein Kränzchen mit
herzlicher Umarmung und Kaffeeduft ersetzt das natürlich nicht, es
ist aber eine Alternative, wenn die Möglichkeiten für Treffen immer
eingeschränkter werden. Für andere wird eine Urlaubsbekanntschaft so
viel einfacher als in früheren Zeiten zur tiefen Freundschaft.

Die neuen Medien ersetzen den persönlichen Kontakt also nicht,
sie helfen aber, Entfremdung oder gar Vereinsamung zu verhindern.

Einen Blick in die Zukunft der Mediennutzung gewährt die
sogenannte KIM-Studie, die nun schon seit zehn Jahren das
Medienverhalten von 6- bis 13-Jährigen beobachtet. Die dort genannten
Themeninteressen der Kinder dürften alle, die Entfremdung befürchten,
zuversichtlich stimmen: Jungen und Mädchen sind Freundschaften mit
großem Abstand am wichtigsten. Wie diese gepflegt werden, ist dabei
doch zweitrangig. Wichtig ist, dass der Mensch Rückhalt und
Unterstützung darin findet.

Unterstützung benötigen gerade Kinder und Jugendliche allerdings,
wenn es um das Erlernen des Umgangs mit den neuen Medien geht. Denn
die Neugier und Offenheit gegenüber dem Neuen birgt Risiken. Ältere
Geschwister, Eltern und Lehrer sollten sich von der Neugier anstecken
lassen und im Gegenzug ein wenig ihrer Skepsis und Vorsicht an die
jüngere Generation weitergeben, damit aus unbedarftem Handeln eine
sichere Nutzungskompetenz erwächst.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


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