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Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) kommentiert:

Geschrieben am 27-02-2009

Bielefeld (ots) - Die Rettung von Opel hat am Freitag in einer
Weise an Fahrt aufgenommen, wie man es dem in der Vergangenheit oft
undynamischen Management in Rüsselsheim vorher kaum zugetraut hatte.
Die Chance, dass die europäischen Töchter des weltweit hinter Toyota
auf Platz 2 abgerutschten US-Automobilherstellers General Motors (GM)
die Krise und drohende Insolvenz des Mutterkonzerns überleben werden,
ist wieder gestiegen. Allerdings ist Opel noch lange nicht am Ziel.
Viele, die sich in Deutschland ein »New Deal«, also einen völligen
Neuanfang, für Opel wünschen, tun dies im Blick darauf, dass das 1863
in Rüsselsheim zunächst als Nähmaschinenfabrik gegründete Unternehmen
von GM in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach vernachlässigt und
ausgeschlachtet wurde. Dabei würde diese Form der Ausbeutung selbst
durch die im Augenblick noch verweigerte völlige Herauslösung aus
General Motors nicht rückgängig gemacht. Derzeit ist es sogar noch
so, dass Opel für jedes produzierte Auto eine Patentgebühr an GM
zahlt, auch wenn die Teile in Rüsselsheim entwickelt wurden. Die
Rücknahme dieser Regelung ist das Mindeste, was in den nun
bevorstehenden Verhandlungen noch erreicht werden muss.
Darüber hinaus ist eine größere Beteiligung der Amerikaner an den vom
Opel-Chef selbst auf sieben Milliarden Euro bezifferten
Sanierungskosten unumgänglich. Man stelle sich vor, jeder
Mittelständler ginge, wenn die Kasse leer ist, einfach zum nächsten
Abgeordneten, um vom Staat ein Rettungspaket einzufordern. Das System
käme bald an sein Ende.
General Motors kann diesen Weg gehen, weil der Verlust von 29 000
Opel-Arbeitsplätzen einfach ein zu großes Drohpotenzial birgt.
Zusätzlich hängen zu viele Zulieferer und deren Beschäftigte vom
Überleben des Autoherstellers ab. Sollte sich die Regierung
verweigern, fiele es ihr sicher schwer, zu erklären, warum sie für
Banken systematisch Milliarden locker macht, aber bei
Industriekonzernen, die viel mehr Mitarbeiter beschäftigen, bei
»kleineren« Milliarden-Summen zurückzuckt.
Bevor Deutschland und im Gefolge mehrere europäische Staaten den
Steuerzahlern ein Mal mehr ins Portemonnaie greifen, müssen die
Politiker noch zusätzlich überprüfen, welche Folgen ein Engagement
bei Opel für die Konkurrenz hätte. Im anderen Fall könnte bald ein
weiterer Stau vor den Subventionstöpfen Peer Steinbrücks die Folge
sein.
Gerade weil Staatshilfe so kritisch ist, müssen vor einer
Entscheidung erst weitere Geldquellen überprüft werden.
Betriebsratschef Klaus Franz bot am Freitag an, dass die Mitarbeiter
in ihr Unternehmen einzahlen und dafür Anteile erwerben könnten. Die
Opel-Händler haben schon vor geraumer Zeit ein ähnliches Angebot
unterbreitet. Schließlich gibt es noch Fonds und Privatinvestoren,
für die Opel keine risikofreie, aber dennoch interessante
Anlageoption sein könnte. Solarworld-Chef Frank Asbeck war nur der
prominenteste Interessent. Die Rettung von Opel ist zu teuer, als
dass man derlei Angebote einfach bei Seite lassen könnte.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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