Gier - Wo sie herkommt und wie man sie beherrscht
Geschrieben am 02-03-2009 |
Hamburg (ots) - Im Zuge der Finanzkrise wurde in vielen Medien immer wieder die Gier der Manager angeprangert. Ein Vorwurf, den der Soziologie-Professor Rolf Haubl so nicht stehen lassen will. "Nicht alle Manager, die permanent auf Geld aus sind, sind gierig", erklärt der Sozialpsychologe im Gespräch mit der Frauenzeitschrift FÜR SIE (6/09; EVT: 3. März). "Die viel plausiblere Erklärung ist, dass sie einen Konkurrenzkampf um ihren Status führen." Dabei sei Geld eben der zentrale Wertmaßstab, an dem die Kompetenz jedes einzelnen abzulesen sei. Nicht jeder, der Güter anhäufe, sei also automatisch gierig zu nennen. Hinter dem Raffen könnten sich ganz unterschiedliche Motive verbergen, unter Umständen auch eine Marotte oder ein Sammeltick.
Reine Gier sei im psychologischen Sinn immer von der Angst motiviert, nicht genug zu bekommen. "Die Gier stammt aus einer Zeit, in der Nahrung nicht immer und selbstverständlich vorhanden war", erläutert der Leiter des Sigmund-Freund-Instituts in Frankfurt. "Evolutionsgeschichtlich ist das tatsächlich die Angst zu verhungern." Zugleich habe die Gier ein asoziales Moment, weil man anderen etwas wegnimmt. In unserer modernen Gesellschaft könne sich die Gier auf alles richten, was sich anhäufen lässt: Geld, Bildung, Autos. "Alles, von dem man glaubt, dass es zum eigenen Überleben gehört." Dieses Gefühl habe meist lebensgeschichtliche Ursachen und existiere unabhängig von den materiellen Lebensumständen.
Da Gier eine evolutionsgeschichtlich angelegte Disposition sei, gebe es keinen tatsächlich gierfreien Menschen. Allerdings könne die Eigenschaft je nach religiösem oder kulturellen Hintergrund sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. "Der Dalai Lama sieht sicher die Bescheidenheit als ein Ideal", führt Rolf Haubl als Beispiel an. "So kann er mit seinem angeborenen Hang zur Gier besser umgehen als andere." Denn wie jedes Gefühl könne man auch die Gier regulieren - vorausgesetzt man sei sich darüber im Klaren, dass das eigene Verhalten dadurch motiviert ist.
Diese Meldung ist unter Quellenangabe FÜR SIE zur Veröffentlichung frei. Rückfragen an: Dennis Kayser Redaktion FÜR SIE Tel. 040/2717-3261 Fax 040/2717-2059
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Pressekontakt: Mona Burmester Presse- und Öffentlichkeitsarbeit JAHRESZEITEN VERLAG Tel. 040/2717-2493 Fax 040/2717-2063 E-Mail presse@jalag.de
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