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Basler Zeitung: WM-Presseschau - Zwischen Stolz und Ärger - zum Ausscheiden der Schweiz (baz vom 28.6.06)

Geschrieben am 27-06-2006

Basel (ots) - Gemischte Gemischte Gefühle im Schweizer Lager am
Tag nach dem WM-Out

MARCEL ROHR, Bad Bertrich

Der letzte Medientermin in der Eifel vor der Abreise in die Heimat
setzte bei den Schweizern nochmals verschiedenste Gefühle frei.

Köbi Kuhn biss gerade verstohlen in ein Stück Torte, als Ralph
Zloczower zur grossen Schlussrede ansetzte. «Wir sind hier an der WM
in jeder Beziehung gut aufgetreten», befand der Präsident des
Schweizerischen Fussballverbandes (SFV) an der
Abschluss-Medienkonferenz in Bad Betrich. Dem mochte keiner
widersprechen. Kein Vergleich zu den finalen Tagen der Euro 2004 in
Portugal mit der Spuckaffäre; damals wären die Verbandsvertreter und
die Spieler am liebsten in getrennten Flugzeugen nach Hause gereist.
Gestern war die Stimmung aufgeräumter und trotzdem nicht blendend,
oder, um im Bild zu bleiben: dem Wetter angepasst. Während die
Delegationsführer vor den Mikrofonen ein letztes Mal ihre Sicht der
Dinge schilderten, scheinte draussen kurz die Sonne. Dann begann es
heftig zu regnen, ehe der Himmel wieder zart blau wurde. Genau gleich
kann man das Innenleben der Mannschaft beschreiben. Einerseits
spürten alle Stolz, in die WM-Achtelfinals eingezogen zu sein, ohne
Gegentor notabene. Man hat gegen Togo und Südkorea mehr oder weniger
souverän gewonnen und in der Heimat die Massen begeistert,
keine Frage.

Doch auf der anderen Seite schwingt der Ärger über die verpasste,
grosse Chance mit; gegen diese Ukrainer wäre mehr dringelegen als ein
biederes 0:0 und ein nervenzehrendes Elfmeterschiessen. Es fehlte im
letzten Moment der Wille, der Mut zur eigenen Courage, das
Selbstverständnis, gut genug zu sein für einen WM-Viertelfinal. Kuhn
sieht das Gemisch zwischen Stolz und Ärger wesentlich einfacher:
«Beim Penaltyschiessen haben die Nerven versagt.» Doch beim
Nationaltrainer war die erste Enttäuschung «schnell weg», im
Gegensatz zu jener bei einigen Experten die hatten schon auf der
Tribüne in Köln nicht verstanden, warum Kuhn vier Minuten vor dem
Ende seinen sichersten Elfmeterschützen, Alex Frei, ausgewechselt und
durch Lustrinelli ersetzt hatte.

Sauer und enttäuscht. Frei war nach dem Spiel entsprechend sauer
und
enttäuscht, als er wortlos die wartenden Journalisten passierte. Und
Kuhn stürzte sich gestern in Ironie, als er sagte: «Ich wollte, dass
wir in den 120 Minuten noch ein Tor schiessen, darum brachte ich
Lustrinelli. Frei ist sicher ein guter Penaltyschütze und es wäre uns
jetzt allen wohler, wenn wir das Elfmeterduell nur 1:3 verloren
hätten» Es gab schon bessere Antworten des Nationaltrainers. Aber
festzuhalten gilt auch, dass es reine Spekulation ist, ob die
Schweizer mit Frei den Krimi vom weissen Punkt aus gewonnen
hätten oder nicht.

Für den Delegierten der Nationalmannschaft, Ernst Lämmli, war das
Togo-Spiel in Dortmund mit den knapp 50 000 Schweizer Fans ein
«emotionaler Höhepunkt». Doch der rührige Architekt aus Holziken (AG)
vergass auch nicht, die sportliche Bilanz nochmals ins Bewusstsein
aller zu rufen: «In den letzten 23 Spielen haben wir nur einmal
verloren, nämlich das Barrage-Rückspiel in Istanbul. Aber das war ja
gar keine Niederlage, weil wir uns da für die WM qualifizierten.»

EM-TITEL ALS ZIEL. Rund zehn Millionen Franken brutto hat der
Schweizerische Fussballverband dank der WM eingenommen. «Mehr als die
Hälfte», sagt Lämmli, «haben wir für die Spieler und die Logistik
wieder ausgegeben.» Damit bleiben gut vier Millionen Franken, die
hauptsächlich in die hervorragende Nachwuchsarbeit des Verbandes
investiert werden soll. Doch das nächste Ziel ist natürlich anders
definiert. «Nach der WM ist vor der Euro 2008», denkt Zloczower, «auf
dieses Grossereignis konzentrieren wir uns nun ab sofort in allen
Bereichen.» In zwei Jahren, im eigenen Land, will man nicht bloss
mitspielen wie nun an der WM. Die Schaffenskraft soll die Mannen um
Kuhn zuoberst auf den Thron führen. «Wir visieren den EM-Titel
an», sagt Lämmli, während Kuhn daneben nickte.

Umbauen muss der Coach sein Team nicht. Auch der Älteste im Kreis,
Pascal Zuberbühler (35), ist keinesfalls müde. «Ich habe noch einiges
vor», sagte der an der WM unbezwungene FCB-Keeper voller
Enthusiasmus, «ich freue mich darauf, 2008 meine Zu-Null-Serie an der
EM weiter ausbauen zu dürfen.» Da lachte für einen Moment auch Köbi
Kuhn.

Mehr zur WM aus Schweizer Sicht auf www.baz.ch/epaper

Originaltext: Basler Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=62558
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_62558.rss2

Rückfragen bitte an:
Basler Zeitung
Peter Schibli
peter.schibli@baz.ch


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