LVZ: Keine Zäsur
Geschrieben am 27-06-2006 |
Leipzig (ots) - Von Dieter Wonka Die Grünen ohne Fischer?Wieso nicht. Keiner kann so reden wie er, keiner so eitel, niemand derart mitreißend wirken. Aber es gibt mittlerweile viele bei der Oppositionspartei, die fachkundig, unideologisch und ergebnisorientiert Politik gestalten wollen und können. Sie dürfen halt nur nicht regieren, weil Fischers Ex-Kumpel Schröder dem politischen Rot-Grün-Projekt den Garaus gemacht hat. Jetzt geht Joschka nach Hause - aber es ist kein Weltuntergang. Es ist nicht einmal eine Zäsur. Fischers Welt, die des Rock-'n'-Rollers, ist nicht mehr von heute. Politisieren und Regieren, betrieben auch als Abarbeiten der eigenen Vergangenheit, ist nur noch bedingt unterhaltsam. Erstens liegen die aufregendsten Zeiten hinter uns, zweitens ist der Wettlauf der Pragmatiker in vollem Gang. Spätestens mit Merkel als Kanzlerin auf der Suche nach dem stabilen Minimum, sind die echten Typen in der Polit-Arena nicht mehr gefragt. Das kommt den kleinformatigeren Grünen entgegen, die nicht den Ehrgeiz haben, es allen anderen zu zeigen, wie gut sie wirklich sind, sondern denen es genügt, Teil der Problemlösung zu sein. Mit einem aktiven Fischer würde es nie zu einem schwarz-grünen Ampel- und Gestaltungsversuch kommen. Ohne ihn ist die Wahrscheinlichkeit derzeit auch nicht gerade groß, aber es wird sich demnächst ganz sicher ein Bundesland finden, um die politische Beziehungskiste neu zu sortieren. Das machte die Politik wieder spannend. Die Grünen haben alle Chancen, frei zu werden. Dank eines ganz starken Abgangs ihres Obergelehrten. Das ist kein schlechtes Ende für einen Politiker, der provoziert, gespalten und interessiert hat. Fischer hat sich an Deutschland abgearbeitet, nicht zum Vergnügen aller. Aber er hat sich, politisch, um Deutschland verdient gemacht und viele mit den Verhältnissen versöhnt.
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