Südwest Presse: Kommentar zu Merkel
Geschrieben am 08-03-2009 |
Ulm (ots) - CDU und CSU haben beträchtliche Erfahrung als "Kanzlerwahlverein". Von manchen deswegen verspottet, haben ihnen die Disziplin und Geschlossenheit schon oft geholfen, mit der die Mitglieder vor Wahlen hinter ihrer Spitze stehen. Wenn nun etliche Stimmen aus den C-Parteien, die eigentlich mit bis zur Selbstverleugnung reichender Loyalität ausgestattet sind, nur Monate vor den Wahlen so deutlich Kritik an ihrer Spitze üben, dann müssen bei der Parteichefin sämtliche Alarmglocken läuten. Die Warnung von Horst Seehofer, Günther Oettinger und etlichen anderen, nicht im "Nirvana" der Wechselwähler nach Stimmen zu fischen, sondern sich mehr um die Stammwähler zu kümmern, wird Angela Merkel aufschrecken. Ihr Versuch, die natürlichen Interessenskonflikte in der Regierungskoalition mit der SPD abzufedern im Interesse der Handlungsfähigkeit, darf als beendet gelten: Der Wahlkampf beginnt. Da vor allem Seehofer und seiner CSU das Wasser bis zum Hals steht, ist aber kaum rasch damit zu rechnen, dass sich in der Union die Reihen wieder schließen. Mit Zwietracht im eigenen Lager freilich wurden noch nie Wahlen gewonnen. Ist die SPD klug, dann beendet sie die eigene Nabelschau und kümmert sich wieder stärker um die vom schwankenden Kurs der Union irritierten Wähler in der Mitte. Denn bisher profitieren nicht die Sozialdemokraten vom Richtungsstreit der C-Parteien, sondern fast allein die FDP.
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