Westdeutsche Zeitung: Nordirland = von Eberhard Fehre
Geschrieben am 10-03-2009 |
Düsseldorf (ots) - Bis zum Wochenende zweifelte wohl kaum jemand daran, dass der Jahrhundertkonflikt Irland, diese tatsächlich Jahrzehnte währende Spirale von Gewalt und Gegengewalt, durch das "Karfreitagsabkommen" von 1998 gelöst war. Die Machtteilung zwischen republikanisch-katholischen Iren und unionistisch-protestantischen Briten in Nordirland bescherte der britischen Provinz seither einen erstaunlich stabilen Frieden und auch wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt. Kosovo, Baskenland oder Kaukasus, glaubten wir, sind Europas ungelöste Probleme - Irland schien Geschichte. Doch mit den Todesschüssen auf zwei Soldaten und einen Polizisten stiegen jetzt die Gespenster einer mörderischen Vergangenheit wieder aus ihrer längst verschlossen geglaubten Gruft. Werden Belfast und Bomben also erneut zum Synonym? Wohl kaum. Das Nordirland von heute ist nicht mehr das des vergangenen Jahrhunderts. Gerry Adams, Chef der republikanischen Sinn Fein, des politischen Arms der Irisch-Republikanischen Armee (IRA), forderte auch die Katholiken auf, die Täter der Polizei zu übergeben. Vor noch 15 Jahren wäre ein solcher Appell unvorstellbar gewesen. Und trauerten früher beide Konfliktparteien - katholische Iren und protestantische Briten - getrennt und jeweils nur um "ihre" Toten, so versammelten sich diesmal nach den Sonntagsgottesdiensten Katholiken und Protestanten gemeinsam vor der Kaserne, um Blumen und Kerzen für die dort ermordeten britischen Soldaten niederzulegen. Auch das ein Zeichen, das noch vor wenigen Jahren beide Bevölkerungsteile kaum für möglich gehalten hätten. Und es zeigt, welch weiten Weg diese zerrissene Provinz mit ihren vielen tausend Toten seit 1998 schon zurückgelegt hat. Der Terror der extremistischen Splittergruppen auf katholischer Seite mag radikalen Unionisten auf protestantischer Seite als Vorwand dienen, ihrerseits auf Gewalt zu setzen. In der Bevölkerung aber scheinen beide isoliert. Die Kämpfe der Vergangenheit haben mit dem Karfreitagsabkommen ein für alle akzeptables Ende gefunden. Was wir jetzt in Belfast erleben, ist nicht die Wiederkehr der irischen Tragödie. Es ist eher ein Spuk, eine - wenn auch blutige - Farce. Hoffen wir es jedenfalls.
Originaltext: Westdeutsche Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2
Pressekontakt: Westdeutsche Zeitung Nachrichtenredaktion Telefon: 0211/ 8382-2358 redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
191006
weitere Artikel:
- Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Wahlkampf 2009: Bielefeld (ots) - Als ob Angela Merkel mit der Wirtschaftskrise nicht schon genug Probleme hätte, kriegt jetzt ihre Partei das große Zittern. Nach den jüngsten Umfrageergebnissen werden Forderungen an die Parteichefin laut, mehr für das Profil der CDU zu tun. Franz Müntefering kann's freuen. Der SPD-Chef hat für eine erstaunliche Ruhe in den eigenen Reihen gesorgt, nun brennt es auch noch im gegnerischen Lager. Dass die gleichen Umfragen weiter eine Mehrheit für Union und FDP prognostizieren und die SPD deutlich unter der 30-Prozent-Marke mehr...
- Südwest Presse: Kommentar zum Thema Universitäten Ulm (ots) - Wenn sich an einer Universität drei junge Leute für jeden Studienplatz bewerben und am Ende trotzdem 25 Prozent aller Plätze leer bleiben, dann ist das skandalös. Die Klage, dass in Deutschland nach wie vor zu wenig junge Menschen einen Hochschulabschluss erwerben, ist allgegenwärtig. Studierwillige Jugendliche ebenso wie Steuerzahler und studiengebührpflichtige Eltern haben Anspruch auf effiziente Verwaltung der vorhandenen Kapazität. Ausgerechnet die altehrwürdigen Hochschulen in Tübingen und Heidelberg vermögen offenbar mehr...
- Kölner Stadt-Anzeiger: Parteienforscher Franz Walter: Ruf nach "CDU pur" ist absurd und unreif Köln (ots) - Der Göttinger Parteienforscher Franz Walter hat Forderungen aus der Union nach mehr "CDU pur" als absurd bezeichnet. Die CDU habe "vor zehn Jahren begonnen, sich über ihr altes Erfolgsmodell lustig zu machen: den großen Konsens. Heute fabuliert sie über »CDU pur«, ein reines Hirngespinst, das niemals ihr Modell war. So paradox ist ist Lage", sagte Walter dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Mittwoch-Ausgabe). Es sei absurd, der Parteichefin Angela Merkel, die zugleich Kanzlerin einer großen Koalition ist, die Pflege der "Parteiseele" mehr...
- WAZ: Konflikt um Ärzte-Honorare - Eine kranke Reform - Leitartikel von Petra Koruhn Essen (ots) - Eigentlich hätte das der Durchbruch sein sollen: Hurra, die Honorarreform! Endlich Schluss mit dem viel beschimpften Punktesystem, nach dem die niedergelassenen Ärzte noch bis Ende 2008 abzurechnen hatten. Doch noch ist das erste Quartal nicht herum, schon haben unsere Doktoren die Diagnose ausgerufen: vom Regen in die Traufe. Schlimmer noch: eine Art Todesurteil für viele Facharztpraxen. 40 Prozent Gehaltseinbußen - wenn das keine bittere Pille ist. Ärzte, die sich über schlechte Bezahlung beschweren, das kommt nicht mehr...
- RNZ: Rechtzeitig - Kommentar zum Strategiewechsel der Nato in Afghanistan Heidelberg (ots) - Von Christian Altmeier Um Erfolg zu haben, muss eine Idee nicht nur zum richtigen Zeitpunkt präsentiert werden - sondern auch vom passenden Urheber. Dies zeigt sich an dem Vorschlag von Barack Obama, künftig die Zusammenarbeit mit gemäßigten Taliban in Afghanistan suchen zu wollen. Während der neue US-Präsident nun von den Regierungen von Kabul bis Berlin für seinen Vorstoß gelobt wird, wurde der damalige SPD-Chef Kurt Beck für diesselbe Idee vor zwei Jahren noch verspottet. Dabei hat sich an den damaligen Kritikpunkten mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|