Lausitzer Rundschau: Kabinett beschließt schärfere Regeln für Managergehälter / Vom Wert eines Menschen
Geschrieben am 11-03-2009 |
Cottbus (ots) - Fünf Jahre ist es her, dass sich mit Josef Ackermann das Wort "Manager-Gehalt" ins öffentliche Bewusstsein fräste. Der Chef der Deutschen Bank stand mit fünf weiteren Angeklagten vor Gericht: Es ging um einen Schaden von 58 Millionen Euro. Zunächst wurde Ackermann freigesprochen, dann musste er 3,2 Millionen Euro Strafe zahlen. Eine Summe, bei der Normalarbeitern schlecht würde vor Angst - Ackermann verdient jährlich drei- bis viermal so viel. Trotz dieses vergleichsweise milden Urteils empörte sich damals ein Banker aus der Region: "Der Ackermann ist jeden Cent wert, über sein Gehalt sollte sich niemand aufregen." Fünf Jahre und eine Finanzkrise später hat sich unser Land verändert. Das Wort "Armenspeisung" hat einen vertrauten Klang, die Verstaatlichung von Großbanken ist nicht mehr nur eine Forderung vom linken Flügel der Links-Fraktion, und am Mittwoch hat das Bundeskabinett schärfere Regeln für Vorstandsgehälter beschlossen. Noch gelten diese Regeln nicht, und auch wenn sie gelten - es bleibt fraglich, was sie bewirken können. Denn nur zaghaft wurde an einigen Regularien geschraubt, vor allem aber eine "Angemessenheit" der Vergütungen gefordert. Da die Finanz-Magnaten aber selbst ihre zehn oder 15 Millionen Jahresgehalt für "angemessen" halten - wie sieht dann die Skala aus, auf der wir den Wert von Verkäuferinnen, von Erzieherinnen oder Altenpflegerinnen bemessen? Die Brandenburger Soziologin Prof. Susanne Völker referierte diese Woche in Cottbus über ein Phänomen, das in direktem Zusammenhang mit dem Wirken "wertvoller" Manager steht: Immer weniger Menschen in Deutschland können von ihrer Arbeit leben. Sie sind bei 40 Stunden Wochenarbeitszeit nur noch 1000 Euro wert. Brutto.
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