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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Tourismus in der Krise/Ende der ITB

Geschrieben am 15-03-2009

Bielefeld (ots) - »Sie besitzen die Dreistigkeit, hier in
Privatjets aufzukreuzen und zugleich den Steuerzahler um Milliarden
anzubetteln?« Spätestens seit sich die Bosse der US-Autoindustrie im
Rahmen einer Kongressanhörung derart die Leviten lesen lassen
mussten, dürfte klar sein, dass teure Reisen als Statussymbol erst
einmal ausgedient haben. Jetzt werden also Spesenetats und
Urlaubsbudgets radikal gekürzt.
Die unerträgliche Schwere des Seins, so mutet es auf der
Internationalen Tourismusbörse in Berlin an, bestimmt das Bild einer
Branche, die gerne mit ewigem Sonnenschein kokettiert. Die
Produzenten der Ferienträume stehen auf einmal ebenso im Regen wie
der Golfer in Schottland. Im Regen? Sintflutartig prasselt der Monsun
auf sie herab. Der Sturm wirbelt eine Branche durcheinander, die nach
den Einbrüchen im Gefolge islamistischer Terroranschläge wie kaum
eine zweite die Krisenbewältigung durch Schönreden kultiviert hat.
Wenn in Ägypten Bomben Basar-Bummler zerfetzen oder der Orkan
»Kyrill« die Wälder im Sauerland flach legt, dann schlägt die Stunde
der PR-Strategen, die gebetsmühlenartig versichern:
»Aber die Urlauber sind sicher, alles geht wieder seinen gewohnten
Gang.«
Doch die Aufräumarbeiten nach einer globalen Wirtschafts- und
Finanzkrise dauern länger als das rasche Zukleistern und Überpinseln
von Einschusslöchern, das Wegräumen geknickter Palmen und Fichten.
Erst wenn das Vertrauen in einen neuen Aufschwung greift, dann
»laufen wir zusammen durch den Monsun, dann wird alles gut«, wie es
im Lied heißt.
Und so sehen die Perspektiven für 2009 aus: Dem lange im voraus
geplanten und bezahlten Urlaub im Süden erteilen die Gäste eine
Absage, das zwingt die Tourismus-Konzerne in die Knie. Da jede Krise
aber zugleich auch eine Chance bedeutet, werden die deutschen
Feriengebiete möglicherweise dieses Jahr sogar richtig gute Zahlen
schreiben können. Wenn das Wetter mitspielt! Ein stabiles Sonnen-Hoch
zur rechten Ferienzeit wird alle Menschen, die die Krise bislang
verschonte (und davon gibt es hierzulande mehr, als mancher es
glaubt), in Scharen hinaus treiben. Bye bye, Wirtschaftsblues - und
adieu Wintertristesse! Deutschland ist schön, genießen wir es!
Die Reisekonzerne, die sich in der Vergangenheit für
Frühbucherrabatte statt Last-Minute-Schnäppchen stark gemacht haben
und derzeit Kontigente abbauen, müssen nun bieten, was der
produzierenden Industrie übrigens seit Jahren abverlangt wird:
Lieferung des Produkts »just in time«. Wer die spontane Nachfrage am
besten bedient, kommt beim Flugreisegeschäft Richtung Mittelmeer am
ehesten mit einem blauen Auge davon. Totgesagte, leben länger: Last
Minute erlebt seine Wiedergeburt!
TUI & Co. können im Übrigen darauf setzen, dass das aufgestaute
Fernweh eines Tages wieder abgebaut wird. Auch wenn Deutschland 2009
viel Werbung in eigener Sache macht...

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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