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Westdeutsche Zeitung: Wirtschaftliche Horrormeldungen = von Martin Vogler

Geschrieben am 23-03-2009

Düsseldorf (ots) - Neulich im Restaurant. Nur zwei Tische besetzt,
wo einst ohne Reservierung nichts ging. Am nächsten Morgen Gespräch
mit dem Nachbarn: Sein Betrieb hat Kurzarbeit eingeführt. Und das
neue Auto will er vorsichtshalber jetzt auch nicht kaufen. Jeder
erlebt solche Beispiele. Sie sind häufiger geworden. Wir nehmen sie
allerdings - weil wir für das Thema Wirtschaftskrise sensibilisiert
sind - auch stärker wahr. So hätten wir uns vor einigen Monaten in
einem fast leeren Restaurant nur unbeschwert gefreut, dass uns die
volle Aufmerksamkeit des Service gilt.
Dass die meisten heute pessimistischer gestimmt sind, viele Angst um
die Existenz erleben, hat neben persönlichen Erlebnissen viel mit den
sich fast täglich überbietenden Negativprognosen von Ökonomen zu tun.
Sie haben tendenziell sicherlich recht, dieses Jahr wird extrem
schwer. Dafür gibt es eindeutige Indizien, beispielsweise den
Auftragsrückgang von über 40 Prozent beim Maschinenbau im Januar im
Vergleich zum Vorjahresmonat. In vielen wichtigen Branchen sieht es
nicht viel besser aus.
Wir sollten die Prognosen also sehr ernst nehmen, sie jedoch dennoch
relativieren. Denn die Frage, warum die gleichen Experten, die heute
Horrormeldungen verbreiten, kürzlich die Rezession deutlich
unterschätzten, darf man durchaus stellen. Folgefrage: Wie
zuverlässig sind ihre jetzigen Vorhersagen? Vor allem sollten wir uns
nicht total bange machen lassen. Um unserer Psyche willen - und um
die allgemeine wirtschaftliche Abwärtsspirale nicht weiter zu
verstärken. Dazu gehört, auch positive Signale aufzunehmen. So gibt
es durchaus Menschen, die in der jetzigen Zeit gutes Geld verdienen
und entsprechend optimistisch nach vorne blicken. Was übrigens
gestern auch für Börsianer galt, bei denen der Leitindex 2,65 Prozent
zulegte. Wenn wir der Erfahrung glauben, dass Börsenkurse
wirtschaftliche Entwicklungen vorwegnehmen, ist das immerhin ein
erfreuliches Signal, von einer Trendwende sind wir sicherlich noch
weit entfernt.
Irgendwann wird es wirtschaftlich wieder besser werden. Ob das
allerdings bereits im Sommer der Fall ist, kann niemand sagen. Wir
können uns womöglich auf einen sehr hitzigen Bundestagswahlkampf im
konjunkturellen Dauertief einstellen.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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