Lausitzer Rundschau: Auf dem Rücken der Verlierer Die Koalition und ihre politischen Baustellen
Geschrieben am 23-03-2009 |
Cottbus (ots) - Vertagen, blockieren, beerdigen. In der Großen Koalition geht kaum noch etwas. Bei den Jobcentern droht Chaos, weil die Union eine höchst richterlich gebotene Verwaltungsreform blockiert. Im Kampf gegen die Steueroasen ist Schwarz-Rot ebenfalls gespalten. Und auch das Schicksal von Opel wächst sich immer mehr zum Glaubenskonflikt in der Regierung aus. Die Liste der politischen Baustellen lässt sich noch mit dem Zoff beim Mindestlohn ergänzen. Das ist besonders ärgerlich, denn die Zeitarbeiter gehören zu den großen Verlierern dieser Tage. Im vergangenen Jahr auf dem Höhepunkt des Booms zählte die Branche noch etwa 800.000.Mitarbeiter. Heute sind es schon 150.000 weniger. Leiharbeiter gehören zu den ersten Entlassungskandidaten der großen Unternehmen. Das zeigt sich besonders in der krisengebeutelten Automobilindustrie. Nun trägt die Große Koalition auch noch ihren Mindestlohnstreit auf dem Rücken der Leiharbeiter aus. Die Union hat nie etwas von Lohnuntergrenzen gehalten. Die SPD würde am liebsten die gesamte Volkswirtschaft darin einbeziehen. So wird die Leiharbeit zur Projektionsfläche für einen ordnungspolitischen Grundsatzstreit. Ursprünglich war die SPD mit ihrer Position "Guter Lohn für gute Arbeit" im Vorteil. Ob sie aber jetzt noch damit punkten kann, ist fraglich. In wirtschaftlich unsicheren Zeiten steht die Erhaltung von Jobs im Mittelpunkt. Vor diesem Hintergrund ist der Mindestlohn nicht mehr unbedingt ein Wahlkampfknüller. Bei der SPD scheint man allerdings noch fest ans Gegenteil zu glauben. Ansonsten wäre das Thema schon von der politischen Agenda verschwunden. Die Union hatte dem Druck der SPD nämlich nachgegeben und sich auf branchenspezifische Lohnuntergrenzen eingelassen. Das war ein politischer Erfolg für die Genossen. Jetzt sollten sie der Union nachgeben und bei den Zeitarbeitern den vorhandenen Tarifvertrag mit der niedrigsten Lohnuntergrenze für allgemeinverbindlich erklären. Denn bei näherer Betrachtung liegen die Vorstellungen beider Seiten gar nicht mehr so weit auseinander. Und für jene Zeitarbeiter, die mittels Haustarifverträgen gerade einmal zwischen vier und fünf Euro pro Stunde verdienen, wäre der Unionsvorschlag ein riesiger Fortschritt. Als Wahlkampfthema der SPD taugt der Streit um ein paar Cent mehr jedenfalls nicht. Das gilt übrigens auch für die meisten anderen politischen Baustellen.
Originaltext: Lausitzer Rundschau Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_47069.rss2
Pressekontakt: Lausitzer Rundschau Telefon: 0355/481231 Fax: 0355/481247 lr@lr-online.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
193396
weitere Artikel:
- Lausitzer Rundschau: Endlich abschaffen Mehr als 2300 Menschen mit Todesstrafe hingerichtet Cottbus (ots) - Die Zahlen sind erschreckend. Mehr als 2300.Menschen wurden 2008 in 25.Ländern hingerichtet, mehr als 8000 zum Tode verurteilt. Und vor allem China tritt der Menschenrechtsorganisation amnesty international zufolge Proteste von Todesstrafengegnern weiter mit Füßen: Mehr als 1700.Hinrichtungen wurden dort 2008 durchgeführt - und zwar auch wegen Bestechung oder Korruption. Das ist brutal und grausam, denn die Todesstrafe ist nicht korrigierbar. Wer einmal hingerichtet ist, ist tot, gleichgültig ob sein Gerichtsverfahren mehr...
- Rheinische Post: Prognose-Wettlauf Düsseldorf (ots) - Die Forscher liefern sich einen Wettlauf um die düsterste Wirtschaftsprognose. Vor allem zwei Banken tun sich hier hervor: Die Deutsche Bank erwartet ein Minus von über fünf Prozent, die Commerzbank hält sieben Prozent für möglich. Man könnte meinen, dass deren Chefvolkswirte mit ihren Horror-Prognosen von den Horror-Verlusten ablenken wollen, die ihre Kollegen im eigentlichen Bank-Geschäft produziert haben. Konjunkturprognosen sind keine Hexerei. Forscher leiten aus den normalen Zusammenhängen etwa zwischen Aufträgen mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Unternehmen / Daimler / Beteiligung Osnabrück (ots) - Zum Schnäppchenpreis Wie schön: Ob Bundesregierung, Experten oder Daimler selbst - über den Einstieg Abu Dhabis beim Stuttgarter Autobauer sind alle glücklich. Die knapp zwei Milliarden Euro von der Arabischen Halbinsel geben dem Konzern frisches Kapital in die Hand. Ein Beweis von Vertrauen in die Innovationskraft Daimlers. Dass dieser gerade in einer Zeit erfolgt, in der sich die Finanzkrise zu einer Absatzkrise für Premium-Autos ausgeweitet hat, spendet Zuversicht. Und gibt Hoffnung, dass für Tausende Mitarbeiter mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Koalition Osnabrück (ots) - Porzellan schonen Endzeitstimmung in der Großen Koalition. Nimmt man die täglichen Polemiken für bare Münze, sollte das Bündnis lieber heute als morgen auseinandergehen. Vorzeitige Neuwahlen scheinen da plausibel. Sie entsprächen gewiss auch dem dringenden Wunsch der Liberalen, die das derzeitige Stimmungshoch für sich gern in Stimmen umsetzen würden. Alle Parteien wären freilich gut beraten, sich von solchen Gedankenspielen umgehend zu verabschieden. Das gilt sowohl aus rechtlichen wie aus sachlichen Gründen. mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Israel / Koalition / Regierungsbildung Osnabrück (ots) - Bündnis mit unseriösen Partnern Die Regierungsbildung in Israel zieht sich in die Länge. Eine schwere Aufgabe für Benjamin Netanjahu. Bisher war der designierte Premier kaum erfolgreich bei dem Vorhaben, eine Regierung der nationalen Einheit zu bilden. Den Parteien, die Netanjahu als Koalitionspartner gewinnen konnte, hat er weitreichende, teure Zugeständnisse gemacht. Doch die Gruppierungen gehören dem rechten Rand an und werden mit dem Zusatz ultra etikettiert - allen voran die ultra-orthodoxe Schas-Partei und mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|