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Die Umweltstiftung Global Nature Fund kritisiert das am 22. März in Istanbul zu Ende gegangene Weltwasserforum - Eine weitere Chance verpasst

Geschrieben am 24-03-2009

Radolfzell (ots) - Pressemitteilung des Global Nature Fund (GNF)

Seit 1997 treffen sich alle drei Jahre Tausende von Experten aus
fast 200 Ländern, um die immer größer werdenden Wasserprobleme
unserer Menschheit zu lösen. Obwohl immer wieder unterstrichen wird,
dass das "blaue Gold" immer knapper wird und schon jetzt mehr als
eine Milliarde Menschen kein sauberes Trinkwasser haben, ist es den
Regierungsvertretern auch dieses Mal nicht gelungen, sich darauf zu
einigen, Wasser zu einem Grundrecht zu erklären. Die Versorgung der
Menschen mit Trinkwasser ist in großer Gefahr, warnten deshalb auch
die UNESCO und UNEP in aktuellen Berichten. Der Wasserkonsum steigt
doppelt so schnell wie die Weltbevölkerung, da Landwirtschaft,
Industrie und Energieerzeugung immer größere Begehrlichkeiten
anmelden. Durch Bevölkerungswachstum, Klimawandel, immer mehr
Staudämme und unverantwortliche Bewässerungstechniken droht eine
weltweite Wasserkrise.

Das Weltwasserforum erweckt den Eindruck, eine neutrale Instanz
zum Schutz des Wassers zu sein. Der veranstaltende Weltwasserrat
(World Water Council) ist jedoch ein privat organisisierter Verband
mit vielen Vertreten der Industrie, dem es eher darum geht, wie man
Wasser zu Geld machen kann. Vor diesem Hintergrund legt der
Weltwasserrat auch wenig Wert auf die Teilnahme von Umwelt- und
Naturschutzverbänden. Unter den 27.000 Teilnehmern fanden sich nur
vereinzelte Umweltschützer, die auf eigene Kosten angereist waren.
Kritische Stimmen waren beim Wasserforum in der Türkei ohnehin nicht
gerne gesehen. Gerade die Türkei ist ein Beispiel für den Bau von
immer mehr und immer größeren Staudämmen. Über 600 Dämme gibt es in
der Türkei bereits und mindestens 500 weitere, darunter der äußerst
umstrittene Ilisu-Staudamm am Tigris, sind in Planung.

Udo Gattenlöhner, Geschäftsführer der Umweltstiftung Global Nature
Fund, zeigte sich deshalb auch nicht sehr erstaunt, als ein massiver
Ausbau von Zuckerrohr im brasilianischen Matto-Grosso Gebiet von
einem Forumsteilnehmer als Lösung für Wasser- und Energieprobleme
präsentiert wurde. Das im Matto-Grosso liegende Pantanal gilt als
größtes und artenreichstes Feuchtgebiet der Erde. Schon jetzt steht
das UNESCO Welterbe-Gebiet unter massivem Druck durch Sojaanbau und
Holzeinschlag. Ein Ausbau des bewässerungsintensiven Zuckerrohranbaus
würde nicht nur das Wasserregime des sensiblen Gebietes gefährden,
sondern könnte durch Agrargifte und Dünger den sogenannten "Garten
Eden Südamerikas" dauerhaft zerstören.

"Auf dem Forum werden immer noch technische Großprojekte zur
Lösung der Wasserkrise angepriesen", so Gattenlöhner. "Kritische
Stimmen sind sehr leise oder werden unterdrückt." Die friedlichen
Demonstrationen von Staudammkritikern am ersten Veranstaltungstag
wurden auch sofort von der Polizei mit Wasserwerfern gestoppt. Die
deutsche Aktivitstin Ann-Kathrin Schneider vom internationalen
Flussnetzwerk International Rivers, die in der Auftaktveranstaltung
mit einem Banner mit der Aufschrift "Keine Risikodämme" auf die
Probleme von Staudämmen hingewiesen hatte, wurde sofort verhaftet und
am nächsten Tag ausgewiesen. Und auch UNICEF zog einen kritischen
Beitrag zum Staudammbau wieder zurück.

Der Global Nature Fund nutzte das Weltwasserforum, um gemeinsam
mit dem WWF (World Wide Fund for Nature) und weiteren Partnern die
internationale Wasser-Konvention der UN zu bewerben. Ein
wirkungsvoller Schutz internationaler Fließgewässer durch alle
Anrainerstaaten würde auch für den internationalen Seenschutz einen
großen Schritt nach vorne bedeuten. Das Übereinkommen über die
Nutzung und den Schutz internationaler Fließgewässer wurde im Mai
1997 von den Vereinten Nationen verabschiedet. Es ist jedoch bis
heute noch nicht in Kraft getreten, da erst 16 der mindestens
erforderlichen 35 Mitgliedsstaaten die Konvention unterzeichnet
haben. Der GNF wird sein internationales Netzwerk Living Lakes
nutzen, um weitere Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen
aufzufordern, die Konvention zu unterzeichnen. Viele Living Lakes
Partnerorganisationen wie die Bodensee-Stiftung haben ihre
Unterstützung bereits zugesagt. Zwar hat Deutschland die Konvention
bereits ratifiziert, die Schweiz und Österreich fehlen jedoch noch
auf der Liste der unterzeichnenden Staaten.

Schon lange fordern Umwelt- und Hilfsorganisationen ein
gesetzliches Grundrecht auf Wasser. Der GNF kritisiert, dass schon
beim letzten Forum vor drei Jahren in Mexiko deutlich wurde, dass die
Probleme immer dramatischer werden und ein Grundrecht auf Wasser
dringend notwendig ist. Dies wurde jedoch auch in der offiziellen
Abschlussdeklaration des Weltwasserforums in Istanbul wieder nicht
ausgesprochen, obwohl sich Vertreter des Europarats und verschiedener
lateinamerikanischer Staaten sowie der französische Umweltminister
Jean-Louis Borloo stark für die Festlegung von Wasser als
Menschenrecht eingesetzt hatten. Solange der Weltwasserrat Kritiker
und Umweltverbände nicht stärker in das Weltwasserforum und die
Diskussionen einbezieht, werden lediglich Unternehmen eine
Erfolgsbilanz des Forums ziehen und kritische Stimmen ungehört
bleiben.

Originaltext: Deutsche Umwelthilfe e.V.
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/22521
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_22521.rss2

Pressekontakt:
Udo Gattenlöhner
Global Nature Fund (GNF)
Fritz-Reichle-Ring 4
78315 Radolfzell, Deutschland Telefon: +49 - 7732 - 9995 - 0
Telefax: + 49 - 7732 - 9995 - 88
E-Mail: info@globalnature.org
Webseite: www.globalnature.org


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