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Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Mehdorn-Rücktritt:

Geschrieben am 30-03-2009

Bielefeld (ots) - Jetzt ist der sprichwörtliche Zug für den
Bahnchef doch noch früher als erwartet abgefahren. Hartmut Mehdorn
war nicht mehr zu retten. Vor allem der Druck der
Arbeitnehmer-Vertreter im mächtigen Aufsichtsrat war am Ende zu groß.
Die Gewerkschaften haben dem Spitzenmanager bereits am Wochenende den
Rücktritt nahegelegt - und ihm somit die Chance genommen, bei der
gestrigen Bilanzpressekonferenz das Ruder noch einmal herumzureißen
zu können. So musste der kantige Bahnchef ausgerechnet an dem Tag
seinen Hut in den Ring werfen, an dem er die besten Zahlen
präsentieren konnte, die die Deutsche Bahn AG seit Jahren vorzuweisen
hat. Aber sind nach Mehdorns Rücktritt auch alle Probleme der Bahn
mit einem Schlag beseitigt?
Hartmut Mehdorn ist gestern erhobenen Hauptes aus dem Führerstand der
Bahn getreten. Er hat dafür gesorgt, dass die Bahn AG besser ist, als
es in der öffentlichen Wahrnehmung nach all den Datenskandalen
zuletzt der Fall war. 2,48 Milliarden Euro Gewinn - diese Zahl ist
Beleg genug, dass das Unternehmen trotz aller Kritik grundsätzlich
hervorragend dasteht. Zweifellos: Mehdorns Verdienste um die Bahn AG
sind groß. Er hat verkrustete Strukturen aufgebrochen. Er hat das
lukrative ICE-Streckennetz ausgebaut. Er hat die Bahn wirtschaftlich
saniert und zu einem modernen Logistikunternehmen gemacht. Mehdorn
war ein unbequemer Manager, einer, der der Politik nicht nach dem
Mund geredet hat. Der 66-Jährige hat einen Verkehrsminister
entmachtet und zahlreiche Kämpfe - nicht zuletzt die mit dem
Aufsichtsrat - für sich entschieden.
Den letzten Kampf seiner Ära als Bahnchef hat er verloren. Nach all
den Pleiten, Pech und Pannen der vergangenen Monate (brüchige
ICE-Achsen, Schaltergebühr, Bonus-Skandal usw.) hat die Datenaffäre
das Fass zum Überlaufen gebracht. Mehdorn ließ nicht nur seine
leitenden Angestellten bespitzeln. Der Konzern soll darüber hinaus
auch massenhaft E-Mails von Beschäftigten überprüft haben. Dieser
weitere massive Vorwurf hat Mehdorn das Genick gebrochen.
Es ist schwer nachzuvollziehen, dass der Chef der Deutschen Bahn AG
von all den Machenschaften nichts gewusst haben will. Seine
halbherzigen Entschuldigungen und vor allem seine Aussage, die
Datenaffäre sei nicht lückenlos aufzuklären, haben Mehdorn nicht
glaubwürdiger gemacht. Er selbst sieht sich als Opfer einer Kampagne.
Die wirklichen Opfer sind aber die mehr als 200000 Beschäftigten, die
für die Bahn jahrelang die Knochen hingehalten haben.
Jetzt gilt es, schnellstens einen guten Nachfolger zu finden. Sollten
die Parteien daraus ein Politikum machen, wäre dies genau so schwer
vermittelbar wie zuletzt Mehdorns Kleben am Chefsessel. Der Neue muss
den Sumpf trockenlegen, wie FDP-Chef Guido Westerwelle gestern zu
Recht gefordert hat. Nur dann ist die Pleiten-, Pech- und Pannenserie
der Bahn endgültig zu stoppen. Sonst wird es weitere Affären geben -
auch ohne Mehdorn.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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