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Berliner Morgenpost: Starke Gemeinschaft staat starker Staat - Kommentar

Geschrieben am 31-03-2009

Berlin (ots) - Das Dumme an der globalen Krise ist, dass nicht nur
wir Finanzwelt-Laien nicht den blassesten Schimmer haben von dem, was
da noch alles auf uns zukommen könnte in den kommenden Monaten,
Jahren. Denjenigen, die ab heute in London zusammensitzen, geht es
kaum anders. Während der eine hoch qualifizierte Experte bereits
erste Hoffnungsschimmer erspäht, sieht der nächste nur stockfinstere
Nacht auf Jahre hinaus. Während die einen für noch ein
Konjunkturprogramm plädieren und noch eins, warnen die anderen vor
einer gigantischen Inflation, den dritten ist wenigstens einigermaßen
schwummerig zumute beim Geldrausschmeißen. In Wirklichkeit weiß
niemand nichts, und das auch nicht so genau. Vertrauen, bekanntlich
der Anfang jeder Besserung, geht anders.
Wir sollten die Erwartungen an den Weltfinanzgipfel also nicht zu
hoch schrauben. Die Regierungschefs werden sich nicht wirklich
festlegen können auf ein gemeinsames, schlagkräftiges
Krisenbekämpfungsrezept, auch nicht auf die beim letzten Treffen
vollmundig angekündigte tief greifende Reform der Weltfinanzen. Wenn
es einigermaßen gut geht, einigt man sich wenigstens auf eine
gemeinsame Analyse des Status quo, vielleicht noch auf erste
Schritte. Das wäre es dann aber auch schon, das von Angela Merkel
erhoffte Signal der Geschlossenheit, das von London ausgehen könnte.
Angesichts der prekären Situation nicht mehr als ein Minimalziel.
Es wird den einzelnen Teilnehmern und den einschlägigen nationalen
und internationalen Institutionen überlassen bleiben, wirksame
Strategien gegen den drohenden Untergang der bestehenden
Weltwirtschaftsordnung zu entwickeln und umzusetzen. Wenn das dann
einigermaßen koordiniert zugehen könnte - zumindest zwischen Europa,
Asien und den USA - das würde schon helfen angesichts der unbequemen
politischen Ausgangslage.
In Krisenzeiten zerfällt unsere Weltgemeinschaft tendenziell in seine
nationalen Einzelteile, ein gleichsam zwangsläufiger Ausdruck einer
politischen Ordnung, die demokratisch legitimierte Macht und
Möglichkeiten noch immer entlang von Landesgrenzen verteilt.
Internationale Organisationen wie EU, IWF, erst recht die UN büßen in
solchen Situationen an Einfluss umso stärker ein, je mehr es ans
Eingemachte geht. Um Wirtschaftskraft, um Wohlstand, ums Portemonnaie
des Einzelnen.
Protektionismus, die Verteidigung nationaler Interessen, nationaler
Wirtschaftskraft, ist in dieser Situation nicht mehr als ein Reflex
dieser politischen Weltordnung. Nur, dass dem dummerweise eine
globalisierte, international hochgradig voneinander abhängige
Wirtschaft gegenübersteht, die sich nachhaltig auch nur international
regulieren ließe. In Zeiten, die mittlerweile als diejenigen des
"ungezügelten", also eher lax regulierten Kapitalismus in die
Vergangenheit eingeordnet werden, juckte das kaum einen. Heute aber
braucht, wer nach dem starken, die Marktwirtschaft regulierenden
Staat ruft, in Wahrheit eine starke internationale Gemeinschaft.
Davon aber werden wir auch nach London noch weit entfernt sein.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
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Pressekontakt:
Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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