Deutschland soll Kohleland bleiben
Geschrieben am 01-04-2009 |
Berlin (ots) -
- Querverweis: Ein Dokument liegt in der digitalen Pressemappe zum Download vor und ist unter http://www.presseportal.de/dokumente abrufbar -
CCS-Gesetzentwurf der Bundesregierung setzt traditionellen Vorrang für Kohle fort und behindert den Ausbau Erneuerbarer Energien - Deutsche Umwelthilfe fordert Demonstrationsphase für Kohleabscheidung und -Lagerung - Gesetzentwurf setzt bedingungslos auf Technologie, deren Machbarkeit noch nicht geklärt ist - Unkalkulierbare Finanzrisiken werden auf Bundesländer abgewälzt, die Verantwortung für Langzeitspeicher übernehmen sollen - Überarbeitung gegenüber erstem Entwurf nicht ausreichend - EU-Vorgaben zur Kraftwerkgenehmigung werden ignoriert
Auch der heute verabschiedete Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid insbesondere aus Kohlekraftwerken dient dem Erhalt hergebrachter Strukturen in der Energiewirtschaft zu Lasten von Bundesländern und Steuerzahlern. Er unterläuft nach wie vor an entscheidender Stelle EU-Vorgaben und behindert den Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland. Trotz einiger Veränderungen im Detail gegenüber dem Gesetzentwurf von Ende Februar hält die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) in einer aktuellen Stellungnahme an ihrer Kritik an dem Gesetzentwurf fest.
"Der Gesetzentwurf dokumentiert den Versuch der Großen Koalition, Deutschland als Kohleland durch die Klimakrise zu führen. Dieser Versuch muss scheitern, weil sich die Energiewende zwar behindern und verzögern, aber nicht mehr aufhalten lässt", erklärte DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake. Während die EU die CCS-Technologie ausdrücklich als "Brückentechnologie" hin zu einer wirklich nachhaltigen Energiewirtschaft erproben und im Erfolgsfall einführen wolle, diene der Bundesregierung CCS "als Möglichkeit, die Kohlepolitik der Nachkriegszeit bis weit in das 21. Jahrhundert hinein zu verlängern. Deutschland kann aber nicht beides sein: Klimaschutzvorreiter und Kohleland", sagte Baake.
Ärgerlich sei insbesondere, dass den traditionellen Energiekonzernen mit dem Gesetzentwurf - sollte er geltendes Recht werden - die Möglichkeit geboten werde, ihre Claims abzustecken und damit andere fortschrittliche Nutzungen der entsprechenden geologischen Formationen, etwa die Geothermie oder die Einrichtung von Druckluftspeichern zumindest zu behindern. Maßgebliche, heute nicht absehbare Kostenrisiken durch CSS sollen die Betreiber auf die Länder übertragen können. Besonders dreist sei, dass der Bundesumweltminister in seiner heutigen Pressemitteilung von einer Übertragung der "Verantwortung auf den Bund" schreibt, während der vom Kabinett verabschiedete Gesetzentwurf ausschließlich eine Übertragung auf die Länder vorsieht. Baake forderte die Regierungsfraktionen und die Bundesländer auf, das Gesetz grundlegend zu überarbeiten. Angemessen sei ein CCS-Gesetz, das zunächst dazu dient, die neue Technologie in einer begrenzten Zahl von Demonstrationsprojekten zu entwickeln und zu erproben. Ein Präjudizierung für den großindustriellen Einsatz dürfe es nicht geben.
"Die Verantwortungsfreistellung der Betreiber von CO2-Speichern durch die Übertragung der - gegenwärtig in keiner Weise absehbaren -finanziellen Risiken auf die Bundesländer steht in klarem Widerspruch zum europarechtlich in Art. 174 des EG-Vertrages vorgegebenen Grundsatz des Verursacherprinzips", sagte die Leiterin Europäische Umweltpolitik der DUH, Dr. Cornelia Ziehm. Das hat zutreffend auch der Bundesrat vor gut einem Jahr erkannt und die Kostenfreistellung von früheren Betreibern geschlossener Speicherstätten im Hinblick auf die Sanierung von Umweltschäden und für Gesundheitsbeeinträchtigungen ausdrücklich abgelehnt (BR-Drs. 104/08), so Ziehm weiter. Daran wolle man sich aber anscheinend heute ebenso wenig erinnern wie an einen Bericht von BMWi, BMU und BMBF für die Bundesregierung aus dem Jahre 2007, in welchem die drei Ministerien eine bundeshoheitliche Planung von Speicherstandorten in Deutschland auf der Grundlage des Raumordnungsgesetzes selbst für notwendig erachtet hatten. Bemerkenswert sei auch, dass in Deutschland nicht einmal ein "Capture Ready" zur Pflicht werden soll, während die CCS-Richtlinie der EU die Genehmigungserteilung für neue Kohlekraftwerke an die Vorhaltung von Flächen für eine künftige Nachrüstung mit der CCS-Technologie knüpfe.
Originaltext: Deutsche Umwelthilfe e.V. Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/22521 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_22521.rss2
Pressekontakt: Rainer Baake, Bundesgeschäftsführer, Hackescher Markt 4, 10178 Berlin; Mobil: 0151 55 01 69 43, Tel.: 030 2400867-0, Fax: 030/2400867-19, E-Mail: baake@duh.de
Dr. Cornelia Ziehm, Leiterin Europäische Umweltpolitik, Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Mobil: 0160 94182496; Tel.: 030 2400867-17, E-Mail: ziehm@duh.de
Dr. Gerd Rosenkranz, Leiter Politik und Presse, Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Mobil: 0171 5660577, Tel.: 030 2400867-21, Fax: 030 2400867-19, E-Mail: rosenkranz@duh.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
195300
weitere Artikel:
- Der SPD-Kanzlerkandidat zeigt fehlende Lösungskompetenz - Kurt J. Lauk, Präsident des Wirtschaftsrates der CDU Berlin (ots) - Der Präsident des Wirtschaftsrates der CDU, Kurt J. Lauk, erklärt zum Thema Opel: "Der SPD-Kanzlerkandidat zeigt fehlende Lösungskompetenz" "Wenn es Angela Merkel als Kanzlerin wichtig ist, aufrichtig und wahrhaftig mit den Mitarbeitern von Opel und ihren Familien umzugehen, dann kann nicht hingenommen werden, dass deren Schicksal vom Vizekanzler als Spielball persönlicher Wahlkampfinteressen missbraucht wird. Außenminister Frank-Walter Steinmeier versucht genau dies mit seinem Versprechen vom Staatseinstieg in das mehr...
- Dagmar Enkelmann: Steinbrück kann alle Karten auf den Tisch legen Berlin (ots) - "Nichts hindert den Finanzminister Steinbrück, im Untersuchungsausschuss Hypo Real Estate alle Karten auf den Tisch zu legen und mit der vermeintlichen Legendenbildung aufzuräumen. Doch das hat Steinbrück offenbar nicht vor. Stattdessen strickt er an der Mär, der HRE-Ausschuss würde die Regierung von der Bewältigung der Krise abhalten", erklärt Dagmar Enkelmann zu den jüngsten Äußerungen des Finanzministers. Die 1. Parlamentarische Geschäftsführerin der Fraktion DIE LINKE weiter: "Ein Finanzminister, der noch im Herbst mehr...
- Nele Hirsch: Ausbildungspolitik der Bundesregierung ist gescheitert Berlin (ots) - "Die Ausbildungspolitik der Bundesregierung ist gescheitert. Im letzten Ausbildungsjahr wurden mehr als 9000 Ausbildungsplätze weniger angeboten als im Vorjahreszeitraum und durch die Finanz- und Wirtschaftskrise droht sich der Ausbildungseinbruch nochmals zu beschleunigen", so Nele Hirsch, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE anlässlich der Vorstellung des Berufsausbildungsberichts 2009 im Bundeskabinett. Hirsch weiter: "Das Angebot an Ausbildungsplätzen wird noch in diesem Jahr um bis zu zehn Prozent mehr...
- Kölner Stadt-Anzeiger: Union kündigt Widerstand gegen Piraten-Prozesse in Deutschland an Hans-Peter Uhl (CSU): Die bleiben in der Region - keine Einladung zum Asylverfahren Köln (ots) - Der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Hans-Peter Uhl, hat den Widerstand der Unionsfraktion für den Fall angekündigt, dass im Golf von Aden festgenommene Piraten in Deutschland vor Gericht gestellt werden sollen. "Diese Piraten werden von uns keine Einladung zum Asylverfahren bekommen", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Donnerstag-Ausgabe). "Die EU hat ein Abkommen mit Kenia geschlossen. Nach diesem Abkommen sind die Leute in der Region nach allen Regeln des Rechtsstaates zu verarzten. Jetzt zu mehr...
- Der Ausweg aus der Krise / Verein Global Change 2009 präsentiert finanz- und wirtschaftspolitischen Rettungsplan/Film- und Webpremiere zum G20-Gipfel Augustusburg (ots) - "Die immer bedrohlichere globale Wirtschafts- und Finanzkrise kann schon morgen beendet werden", behauptet Jörg Buschbeck, mittelständischer Unternehmer und Vorstand des Vereins Global Change 2009. "2009 droht ein Kollaps des Weltfinanzsystems und damit der globalen Wertschöpfungskette. Ein totaler Zusammenbruch, der in einem Weltbürgerkrieg münden kann! Wir liefern dazu ein umfassendes Rettungskonzept." Der Verein "Global Change 2009" wird seine Lösungen in einen gleichnamigen Film in deutscher und englischer Version mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|