Basler Zeitung: WM-Presseschau: Lehrling stürzt sein Vorbild - Deutschland gewinnt gegen Argentinien 4:2 im Penaltyschiessen (baz vom 1.7.06)
Geschrieben am 01-07-2006 |
Basel (ots) - Es brauchte ein Elfmeterschiessen, um einen Unterschied zwischen den beiden bis dahin überzeugendsten Mannschaften herzustellen. Nach der Verlängerung war es 1:1 gestanden.
Ganz am Ende, als eigentlich alles vorbei war, da wurde es richtig hässlich. Per Mertesacker stiess im Siegestaumel gegen Leandro Cufre, worauf der argentinische Ersatzspieler den deutschen Verteidiger mit einem Kick niederstreckte. Knäuelbindung, Gedränge, Geschubse. Da bahnte sich das Adrenalin seinen Weg, das zuvor während 120 Minuten in stenge taktische Bahnen gelenkt worden war. «Es war vielleicht nicht so schön wie unsere Spiele zuvor», meinte Michael Ballack. «Aber es war taktisch sehr hochstehend.»
Das vor allem, weil es auch ein Duell war zwischen zwei Trainern, die angetreten waren, an der WM mit ihrem System und ihrem Erfolg die Kritiker im eigenen Land zum Verstummen zu bringen. Hier Jürgen Klinsmann, der nach eigener Aussage sein Gegenüber «aus der Ferne bewundert», und sein Reformprojekt des deutschen Fussballs voran treibt. Da José Pekerman, der die Laufwege vielen seiner Spieler bereits in den Jugendauswahlen eingeimpft hat. Die «Klinsmänner», als Lehrlinge angetreten, haben die «Pekermänner» gestürzt. Da war es nur logisch, dass Pekerman Minuten nach dem Abpfiff seinen Rücktritt bekannt gab. «Ich denke, das wars. Das Kapitel ist abgeschlossen», sagte der völlig geknickte Coach. Wie immer, wenn sich in einem K.o.-Wettbewerb zwei Teams weitgehend neutralisieren, war am Ende ein Goalie der Held. Nur, dass sich Jens Lehmann nach seinen zwei gehaltenen Elfmetern durch nichts auf der Welt dazu bringen lassen wollte, die Heldenpose einzunehmen. Im Stechschritt marschierte er durch die Interview-Zone, machte alle zehn, fünzehn Meter einen Zwischenhalt und sagte immer wieder die selben Sätze: «Toll, dass ich die Elfmeter gehalten habe. Die Jungs haben gut geschossen. Wir sind im Halbfinal. Jetzt gehe ich nach Hause und bereite mich darauf vor.» Drei Mal, vier Mal, unzählige Male, immer nur diese vier Sätze.
Dabei hätte er doch so viel erzählen können. Weniger von seinen zwei Paraden, als vielmehr von jener Szene, die sich vor der Entscheidung zugetragen hatte. Da war Oliver Kahn zu seinem Konkurrenten gegangen, hatte ihn aufgebaut, ihm Mut zugesprochen. Er hat ihm die Hand gereicht, Lehmann hat sie angenommen. Und dann lächelten sie beide, die einstmals so bitter gegeneinander gearbeitet hatten. Ein intimer Moment; inmitten eines vibrierenden Stadions schienen zwei Frieden geschlossen zu haben. Als die Szene zeitversetzt auf der Grossleinwand erschien, war der Jubel fast so gross wie nach Kloses 1:1.
Die Furcht. Dabei hatte erst jenes Tor zehn Minuten vor Ablauf der regulären 90 Minuten die Deutschen vor dem Ausscheiden bewahrt. Zum ersten Mal auf einen wirklichen Gradmesser getroffen, war Deutschland die Furcht vor dem eigenen Fehler anzusehen.
Bis zum 1:0 Ayalas waren die Argentinier die agierende Mannschaft, Deutschland blieb nur das Reagieren. «Wir spielten wie ein Favorit», sagte Pekerman, der sich dagegen entschied, die grossen deutschen Innenverteidiger mit einem «Mini-Sturm» Carlos Tevez (1,68 Meter)/Lionel Messi (1,70) schwindlig spielen zu lassen. Statt dessen wählte er eine Mischung mit dem Kopfballstarken Hernan Crespo, an dessen Seite nicht Zauberlehrling Messi spielte, sondern Tevez, der «Apache».
Zähes Ringen. Doch auch Tevez wurden von der gut organisierten deutschen Defensive die Zähne gezogen. Und als Pekerman Juan Riquelme vom Platz nahm, angeblich, weil die Nummer 10 «sehr, sehr müde» gewesen sei, wurde die Partie vollends zum zähen Ringen zweier leidenschaftlich kämpfender Gegner.
Vielleicht hatte die Partie für Argentinien aber bereits mit einem schlechten Omen begonnen: Erstmals an dieser WM fehlte bei einem Spiel der Argentinier Diego Armando Maradona auf der Tribüne. Angeblich soll ihm der Zugang zur VIP-Tribüne verwehrt worden sein. In Argentinien kursieren bereits Gerpüchte, wonach er bald auf der argentinischen Trainerbank Platz nehmen wird.
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Originaltext: Basler Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=62558 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_62558.rss2
Rückfragen bitte an: Basler Zeitung Peter Schibli peter.schibli@baz.ch
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