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Stuttgarter Zeitung: Interview mit IG-Metall-Chef Berthold Huber: "Wir stehen vor massiven politischen Auseinandersetzungen"

Geschrieben am 06-04-2009

Stuttgart (ots) - Der IG-Metall-Vorsitzende Berthold Huber sagt
der Bundesregierung im Streit um die Bewältigung der Krise eine harte
Konfrontation voraus. Angesichts der historischen Dimension der Krise
stünde die Bundesrepublik ähnlich wie Frankreich vor massiven
politischen Konflikten. "Wir werden ein Jahr der Auseinandersetzung
haben - vielleicht werden es auch Jahre", sagte er im Interview der
"Stuttgarter Zeitung" (Montagausgabe).

Die Proteste ließen sich aber nicht von oben nach unten verordnen.
Das müsse in Deutschland wachsen. In Italien habe Regierungschef
Silvio Berlusconi trotz aller Proteste in den letzten Monaten
gepunktet. "So etwas möchte ich in Deutschland nicht erleben", sagte
Huber. Daher sollten die Menschen mit vielfältigen Aktivitäten an
diesem Prozess beteiligt werden. Der Konflikt werde nicht in
Kundgebungen auf Marktplätzen entschieden. "Wir wollen nicht nur
protestieren, sondern wirklich etwas verändern in dieser Republik",
sagte der Vorsitzende.

Huber zufolge müssen sich die Arbeitnehmer auf mehr Verzicht
einstellen. "Es ist jedem klar, dass es ohne Opfer nicht gehen wird",
sagte er. "Wie umfangreich die ausfallen, hängt vom Verlauf der Krise
ab." Gleichzeitig forderte er die Unternehmensvorstände auf, auf
eigene Ansprüche zu verzichten. "Es ist doch eine kaputte Welt, wenn
diejenigen, die diese Krise erzeugt haben, jetzt auf Boni bestehen
und nur den Arbeitnehmern Opfer abverlangen", kritisierte Huber. "Wir
werden darauf bestehen - ob bei Daimler oder anderswo -, dass
diejenigen, die Verantwortung für das Unternehmen tragen, gleichfalls
zurückstecken." Er sei dafür, dass man Leute ersetzt, die nur auf
ihren Ansprüchen beharrten, der Allgemeinheit jedoch ein Desaster
hinterließen.

Der SPD-Führung attestierte der IG-Metall-Chef das Bemühen, auf
die Gewerkschaften zuzugehen. "Ich habe den Eindruck, dass sich die
Sozialdemokratie nachhaltig neu orientiert", sagte Huber der
"Stuttgarter Zeitung". "Es findet ein Umdenken statt." Er bedaure
sehr, dass der frühere Parteivorsitzende Kurt Beck "gebrochen wurde,
weil er versucht hat, neue Wege zu gehen". Doch Müntefering versuche
das auch und Steinmeier erst recht. "Wenn dies nur Wahlkampfzwecken
diente, würde ich es nicht akzeptieren", mahnte er die SPD-Spitze.
"Das wissen alle wichtigen Akteure, mit denen ich gesprochen habe."

Originaltext: Stuttgarter Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/48503
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_48503.rss2

Pressekontakt:
Stuttgarter Zeitung
Redaktion
Innenpolitik
Telefon: 0711-7205-1171


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