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WSM-Umfrage: Steigendes Insolvenzrisiko im industriellen Mittelstand / Für zwei Drittel der Unternehmen der deutschen Stahl- und Metallverarbeitung ist Liquidität das Thema Nr. 1

Geschrieben am 16-04-2009

Düsseldorf (ots) - Zugang zu KfW-Krediten und
Bürgschaftsprogrammen blockiert | Jeder zweite
Warenkreditversicherungsvertrag in den vergangenen zwei Quartalen
gekürzt oder gekündigt | KfW fehlt Sanierungsexpertise | Krise
nivelliert Arbeitsplatzaufbau der vergangenen Jahre

Eine aktuelle Mitgliederbefragung des WSM Wirtschaftsverbands
Stahl- und Metallverarbeitung zeigt die dramatischen Auswirkungen der
Wirtschafts- und Finanzkrise auf den deutschen industriellen
Mittelstand. Demnach hat sich bei 57 Prozent der befragten
Unternehmen die Liquiditätslage seit Oktober 2008 verschlechtert, bei
weiteren 10 Prozent sogar in dramatischer Weise. Parallel haben die
Banken die Zügel angezogen: 7 Prozent der befragten Unternehmen
wurden seit vergangenem Oktober Kreditlinien gekürzt, jedes fünfte
Unternehmen muss höhere Zinsen schultern, jedes zweite bekam
strengere Korridore für Bilanzkennzahlen (sog. "Covenants") diktiert.
Bei 18 Prozent verlangten die Banken höhere Sicherheiten und immerhin
3 Prozent wurden die Kredite ganz gekündigt. Erschwerend hinzu kam,
dass die Warenkreditversicherer ihren Schutzschirm im Regen
eingeklappt haben: jedem zweiten Unternehmen haben sie die Verträge
gekürzt oder sogar ganz gekündigt.

Trotz dieser für viele Unternehmen gefährlichen Situation, haben
lediglich knapp 16 Prozent der befragten Unternehmen Kreditmittel aus
dem KfW-Sonderprogramm 2009 beantragt. Von den gestellten
Kreditanträgen wurden wiederum nur 20 Prozent genehmigt. Die
Situation für Bürgschaften schaut noch trüber aus: Die 145
repräsentativ befragten Unternehmen stellten seit Oktober 2008
lediglich elf Anträge bei KfW oder Landesprogrammen. Nur vier wurden
bewilligt. "Liquiditätsengpässe auf der einen Seite und wenige
Anträge auf KfW-Mittel oder Bürgschaften auf der anderen Seite: das
wirft ein ganz schlechtes Licht auf die Banken und auf die
Wirksamkeit der Konjunkturprogramme"", sagt Ulrich Galladé, Präsident
des WSM. "Viele Banken senken beim industriellen Mittelstand offenbar
direkt den Daumen, wenn dieser wegen dringend nötiger
Liquiditätsspritzen aus den KfW- oder anderen Töpfen anfragt und
wegen des Hausbankprinzips dort auch anfragen muss. Eine Ausnahme
bilden allenfalls einige Sparkassen, wie unsere Umfrage gezeigt hat.
Unsere Unternehmen haben demnach kaum eine Chance, dass aus einer
Anfrage auch ein Antrag wird."

Das Problem liege aber nicht nur bei den Banken, sondern auch bei
der KfW selbst, so WSM-Präsident Ulrich Galladé. Es hapere bei der
Förderbank, die mit der Umsetzung der Konjunktursonderprogramme I und
II beauftragt ist, am nötigen Krisen- und Sanierungs-Rüstzeug, um den
Liquiditätsbedarf des Mittelstands zu bedienen. Die geringe
Bewilligungsquote belege, dass die KfW Kreditanfragen nur für
Unternehmen mit besten Bonitäten zusage. Diese Unternehmen werden
aber meistens schon von den Hausbanken selbst mit Liquidität
versorgt. Galladés Vorschlag: "Die Haftungsfreistellungen für
Betriebsmittelkredite müssen - wie für Investitionskredite - auf 90
Prozent angehoben werden. Das ist mit dem europäischen Beihilfenrecht
vereinbar. Und das KfW-Sonderprogramm muss viel enger mit den
Landesbürgschaftsprogrammen verknüpft werden. Dort gibt es eine
größere Sanierungsexpertise." Galladé fordert Bund und Länder auf,
schnell gemeinsam zu handeln. "Das Konjunkturprogramm ist gut
ausgestattet. Es geht nicht um mehr Geld. Aber es fehlt der
Keilriemen, um die PS der Konjunktursonderprogramme auf die Strasse
zu bringen. Das muss sich schnell ändern".

Dass die WSM-Unternehmen derzeit von den - üppig gefüllten -
vorhandenen Liquiditätstöpfen ferngehalten werden, bleibt nicht ohne
Folgen: Knapp 40 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass
sich ihr Insolvenzrisiko erhöht habe. Bei 5 Prozent sei es sogar sehr
hoch. Die Auswirkungen auf die Arbeitsplätze bleiben nicht aus:
Nachdem die Unternehmen ihre Leiharbeiter-Stellen (ca. 20.000
Arbeitsplätze) branchenweit bereits fast durchweg abgebaut haben,
trifft es nun auch die Stammbelegschaften. "Bis Ende des Jahres
rechnen wir hier mit einem Stellenabbau von weiteren rund 10 Prozent.
Etwa weitere 43.000 Arbeitsplätze werden wegfallen. Damit wird der
Aufbau der vergangenen Jahre wohl in wenigen Monaten aufgezehrt
sein", so Galladé.

Um der Krise zu begegnen, denkt derzeit jeder zehnte Unternehmer
der Branche über eine Fusion nach. "Zu wenig", mahnt WSM-Präsident
Galladé. Zwar seien viele Unternehmen sehr stark in die Krise
gegangen. Von den befragten Unternehmen verfügte fast jedes dritte
über eine Eigenkapital-Quote von mehr als 50 Prozent, bei weiteren 29
Prozent lag sie 2008 zwischen 30 und 50 Prozent. Und für das erste
Quartal 2009 berichtet nur jedes sechste befragte Unternehmen von
einer verschlechterten Eigenkapitalsituation. Aber das könne sich
rasch ändern, wenn die Krise noch länger andauere, so Galladé. Auch
wenn die Substanz sehr solide sei, müsse die Krise genutzt werden, um
die notwendige Konsolidierung der Branche voranzutreiben. "Jetzt ist
die Gelegenheit für viele Unternehmen des Mittelstands, sich
gemeinsam für die Zeit nach der Krise neu aufzustellen. Insolvenzen
vernichten Werte, Zusammenschlüsse schaffen Werte".

Über den WSM:

Die Stahl und Metall verarbeitende Industrie in Deutschland, das
sind: mehr als 4.900 vorwiegend familiengeführte Betriebe, die mit
rund 450.000 Beschäftigten über 83 Milliarden Euro Umsatz im Jahr
erwirtschaften.

Die WSM-Unternehmen sind als Zulieferunternehmen für die
Automobilindustrie, den Maschinen- und Anlagenbau, die Elektrik- und
Elektronikindustrie, die Bauindustrie und den Einzelhandel tätig -
damit sind sie die Drehscheibe für die industrielle Produktion in
Deutschland.

Originaltext: WSM WV Stahl - und Metallverarbeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/54094
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_54094.rss2

Pressekontakt:
Dr. Andreas Möhlenkamp
Tel. +49 (0)211 45 64-101
amoehlenkamp@wsm-net.de


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