Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Kindergrundsicherung
Geschrieben am 16-04-2009 |
Bielefeld (ots) - Sozialverbände, Wissenschaftler, Gewerkschaften - dieses Bündnis kann die Politik schon beeindrucken, immerhin verbergen sich dahinter etliche Stimmen und das ist im Wahljahr nicht ohne Belang. Dieses Bündnis hat eine Rechnung vorgelegt: Existenzminimum plus Betreuungskosten belaufen sich derzeit auf rund 500 Euro pro Monat. Sie sollten andere Transferleistungen für die Familien ersetzen. Sie nennen es Kindergrundsicherung. Da werden die zuständigen Minister Steinbrück und von der Leyen erstmal mit spitzem Bleistift rechnen. Vielleicht lohnt es sich ja, vor allem wenn man Bafög, Ehegattensplitting und Existenzfreibetrag verrechnet. Vollmundig haben sie ja immer von den 184 Milliarden Euro geredet, die den Familien zugute kämen. Dass die Familien davon rund 140 Milliarden selbst aufbringen, haben sie nicht gesagt. So sympathisch der Vorschlag auf den ersten Blick auch ist, er bringt einiges durcheinander. Das Ehegattensplitting ist keine Subvention für Kinder. Nur wenig Prozent der kinderlosen Ehepaare profitieren davon, für die anderen spielt es wegen des doppelten Einkommens keine Rolle. Aber es stärkt die Einverdiener-Ehe mit Kindern. Und die ist demographisch und pädagogisch das Rückgrat der Gesellschaft. Ferner: Auch bei diesem Vorschlag bringen die Familien von den hundert Milliarden, die die Kindergrundsicherung kosten würde, wieder einen großen Teil selber auf, wenn man sie dem familiären Gesamteinkommen zurechnet und damit der Steuer und den Sozialabgaben unterwirft. Da wird Steinbrück sich freuen. Nicht nur, weil es kaum Mehrkosten bedeutet, sondern vor allem, weil man den Anspruch aufgibt, das tatsächliche Existenzminimum von mindestens 500 Euro plus Kindergeld einzufordern, so wie es das Bundesverfassungsgericht in manchen Urteilen schon tat. Jetzt würde die Argumentation für Steinbrück einfach: Wenn schon viele Sozialverbände diesen Anspruch aufgeben, warum soll man ihn dann noch ernst nehmen? Richtig ist, dass das jetzige System bürokratisch, undurchsichtig und ungerecht ist. Es auf einen 500-Euro-Schein zu vereinfachen, bringt jedoch nicht unbedingt mehr Gerechtigkeit. Die Lebenswirklichkeit der Familien ist vielfältiger. Viele Familien würden bei diesem Vorschlag verlieren (allein Kindergeld und Bafög machen oft schon 500 Euro aus). Man kann eben nicht alle Familien über einen Kamm scheren. Die Stoßrichtung stimmt. Aber: Warum nicht gleich einen Erziehungslohn fordern? Er würde die Leistung der Mütter honorieren, ihnen eine eigene Erwerbsbiographie ohne Lücken bieten, das am Erwerbslohn orientierte Denken durchbrechen, Arbeit als solche anerkennen und vieles vereinfachen. So wird man die Familie nicht wirklich retten und vermutlich auch nicht mehr Kinder bekommen. Vielleicht ist der Vorschlag noch zu zaghaft. Oder um es mit einem abgewandelten Greenpeace-Wort zu sagen: Wäre die Familie eine Bank, wir hätten sie längst gerettet. Dieser Vorschlag belässt es bei der kleinen Sparkasse.
Originaltext: Westfalen-Blatt Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2
Pressekontakt: Westfalen-Blatt Nachrichtenleiter Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
197566
weitere Artikel:
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu den Steuerplänen der SPD Bielefeld (ots) - Da es im von der Finanz- und Wirtschaftskrise gebeutelten Deutschland aus dem leeren Staatssäckel nichts mehr zu verteilen gibt, greift die SPD in ihrem Wahlprogramm wieder einmal zu einem probaten Mittel. Wohltaten wie ein Lohnsteuerbonus und niedrigere Eingangssteuersätze auf der einen Seite sollen durch höhere Steuern für Reiche und eine Steuer auf Börsengeschäfte wieder eingesammelt werden. Damit ist die SPD endgültig auf den Populismus-Zug der CSU aufgesprungen, die weiter auf Steuererleichterungen setzt, obwohl mehr...
- WAZ: Fall Demjanjuk: Zentralrat der Juden kritisiert Deutschland Essen (ots) - Der Zentralrat der Juden hat Deutschland im Zusammenhang mit der Abschiebung des mutmaßlichen NS-Verbrechers John Demjanjuk aus den USA nach München massiv kritisiert. "Deutschland hat trotz des Haftbefehls gegen Demjanjuk noch keinen Auslieferungs-Antrag gestellt", sagte Generalsekretär Stephan Kramer der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) in Essen. Denn bisher handele sich um ein rein inner-amerikanisches Verfahren. Die USA wollten Demjanjuk wegen seiner NS-Vergangenheit abschieben. "Der Auslieferungs-Antrag ist längst mehr...
- WAZ: Gericht verbietet Berichterstattung - Der Fall der No-Angels-Sängerin. Leitartikel von Lutz Heuken Essen (ots) - Ja, auch die WAZ hat es getan. Als die Staatsanwaltschaft die Verhaftung der No-Angels-Sängerin Nadja Benaissa bekannt gab, haben wir darüber berichtet. Wir haben sachlich geschrieben, was man der 26-Jährigen vorwirft: Sie soll ungeschützten Geschlechtsverkehr gehabt haben, obwohl sie wusste, dass sie HIV-positiv ist; zumindest einen Mann habe sie angesteckt, so der öffentlich (!) erhobene Vorwurf der Staatsanwälte. Wegen Wiederholungsgefahr sitzt sie in U-Haft. Treffen die Vorwürfe zu, droht der Frau eine jahrelange Haftstrafe. mehr...
- Rheinische Post: Pizza mit Kleingedrucktem Düsseldorf (ots) - Von Eva Quadbeck Verbraucher-Verhalten könnte als universitäres Studienfach eingeführt werden. Allein der Einkauf im Supermarkt ist eine Herausforderung. Wie interpretiere ich die Nährwerttabelle? Sind 75 Gramm Salzbrezeln mit EU-Biosiegel zu 2,50 Euro oder 250 Gramm konventionell erzeugtes Knabberzeug zu 1,99 Euro besser? Und ist das nun Käse, was da auf der Pizza liegt oder nicht? Im Kleingedruckten steht es. Wenn der Verbraucher all dies studiert und abgewogen hat, vergisst er garantiert, die Haltbarkeitsdaten mehr...
- Rheinische Post: Die Steuer-Prämie Düsseldorf (ots) - Von Michael Bröcker Nun hat die SPD nach ihrem Kassenschlager für die Autoindustrie auch eine Abwrackprämie für Steuererklärungen erfunden. Ein 300-Euro-Bonus für den Verzicht auf jede Menge Papierkram - wer möchte dazu nein sagen? Damit beweisen die Sozialdemokraten zwar eine Nase für populäre Ideen, aber wenig Sinn für das Notwendige. Nur Arbeitnehmer, denen die Lohnsteuer direkt abgezogen wird und die keine übrigen Einkünfte vorweisen, haben Anspruch auf den Bonus. Rentner bleiben außen vor. Der Grundsatz der mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|