Boersen-Zeitung: Die Großwildjäger, Kommentar zu Private Equity von Walther Becker
Geschrieben am 03-07-2006 |
Frankfurt (ots) - Private Equity ist eine heiße Kiste. Große, global agierende Buy-out-Fonds können sich vor Mittelzusagen ihrer institutionellen Investoren kaum retten. Zielt KKR nun auf 15 Mrd. Dollar, so stößt Permira mit ihren 11 Mrd. Euro in das von Amerikanern beherrschte Terrain der Dimension jenseits von 10 Mrd. Dollar. Die Fonds, die ihren Investoren Erfolgsbilanzen präsentieren können und Verzinsungen jenseits von 20% p.a. bieten, sind überzeichnet und könnten noch wesentlich mehr Geld einsammeln.
340 Mrd. Dollar könnten nach Branchenschätzungen dieses Jahr zugesagt werden, nach schon 283 Mrd. Dollar 2005. Und diese neuen Volumina werden auf einen Kapitalberg gehäuft, der schon geschätzt 1,3 Bill. Dollar hoch ist. Die Fonds haben damit eine gewaltige Feuerkraft. Auf einem M&A-Markt, der von der machtvollen Rückkehr der strategischen Interessenten geprägt ist, rüsten die Eigentümer auf Zeit auf. Permira kann bei einem Eigenkapitaleinsatz von 2 Mrd. leicht 10 Mrd. Euro pro Transaktion lockermachen. Denn nach wie vor und trotz des Zinserhöhungstrends schwimmen die Kreditmärkte in Liquidität. Mit einem Partner sind Deals in der Größenordnung des Industriegasespezialsten BOC, den Linde erwirbt, zu stemmen - und Permira legte längst nicht alle Eier in einen Korb.
Nur: die Möglichkeiten sind rar. In Deutschland etwa gleicht das Geschäft momentan einem Totentanz. Doch wer 11 Mrd. Euro innerhalb von vier bis sechs Jahren unterbringen muss, der mag schon mal ein Auge zudrücken, wenn es um einen womöglich doch überteuerten Einkauf geht. Und die Millionen mögen fehlen, wenn es später an den Exit geht und sich das Umfeld der Bewertungen gedreht hat. Gehen den Großwildjägern also die "weißen Elefanten" aus? Sinken die Renditen unweigerlich? Buy-out-Manager wiegeln ab. In der Tat, es gibt nach Branchen und Regionen noch gewaltige Expansionsmöglichkeiten, ohne dass die Renditen unweigerlich den Bach hinuntergehen müssen. Mit Sicherheit spielen die großen Fonds künftig noch stärker auf der Klaviatur der öffentlichen Märkte und nehmen Gesellschaften von der Börse. 10 Mrd. Euro - das ist die aktuelle Marktkapitalisierung von ThyssenKrupp. Tröstlich für Unternehmen: Das deutsche Übernahmeprozedere bietet ihnen - noch - Schutz. Denn es ist Finanzinvestoren zu aufwendig und zu wenig kalkulierbar.
Originaltext: Börsen-Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=30377 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_30377.rss2
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