Südwest Presse: Kommentar zum Thema Grüne Gentechnik
Geschrieben am 21-04-2009 |
Ulm (ots) - Unverantwortlich, schimpfen die Forschungspolitiker; als späte Einsicht feiern die Gegner der grünen Gentechnik das Verbot für den Anbau des Genmaises Mon 810 des Agrarkonzerns Monsanto. Und Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner beeilt sich zu versichern, wirklich nichts gegen Genveränderungen in Pflanzen an sich, sondern ein Verbot für einen speziellen Fall erlassen zu haben. Einen Grundsatzstreit will die CSU in der Union im Wahljahr nicht ernsthaft riskieren, sich die Stimmen der ländlichen Bevölkerung aber dennoch sichern. Punkten lässt sich auch bei den Verbrauchern: Zwei Drittel lehnen genveränderte Nahrungsmittel ab - eher aus mulmigem Gefühl heraus. Welche Vorteile bietet die grüne Gentechnik? Seit gut zwei Jahrzehnten treten die Befürworter mit ihren Argumenten auf der Stelle. Sie versprechen höhere Ernteerträge mit der Folge, dass die Weltbevölkerung nicht mehr hungert; weniger Spritzmitteleinsatz; Schädlinge werden ganz gezielt bekämpft. Risiken für die Umwelt bestünden keine. Der Verzehr genveränderter Produkte sei für Mensch und Tier zudem völlig ungefährlich. Belegen lässt sich - auf längere Sicht - keiner dieser Vorzüge, antworten die Kritiker. Die Mehrheit der Bauern lehnt Genpflanzenanbau ab; niemand fragt diese Erzeugnisse nach. Wozu also? Doch Chancen und Risiken auf einfache Nenner zu bringen, mag für Kontroversen taugen. Überzeugen können sie lediglich Überzeugte. Die halten sich dann gegenseitig vor, Ideologien zu verfechten. Dabei stehen immer Weltanschauungen hinter Ansichten, aus denen sich Urteile bilden. Sie offenzulegen, macht sie nachvollziehbar. Klar ist: Grüne Gentechnik zielt darauf ab, die Zahl der Pflanzensorten, die auf der Erde unsere Nahrungsquellen sichern, noch stärker zu reduzieren. Die konventionelle, zunächst vor allem auf Quantität ausgerichtete Züchtung hat diese Entwicklung weit vorangetrieben. Die Vielfalt der Nutzpflanzen weiter zu schmälern, erhöht ihre Anfälligkeit gegenüber Klima, Krankheiten und Schädlingen. Über Jahrhunderte haben sich Pflanzen an ihre Standorte angepasst. Eigenschaften, mit weniger Wasser, kargeren Böden auszukommen, härterem Klima gewachsen zu sein, gehen verloren. Sie bestimmen aber zum großen Teil die Qualität eines Produkts, von dem sich Menschen ausgewogen und gesund ernähren können. Genpflanzen schaffen Abhängigkeiten von wenigen Saatgut-Anbietern. Jedes Jahr müssen die Sämereien neu gekauft werden, oft zusammen mit dem passenden Spritzmittel. Dient die Genveränderung dazu, Gift gegen Schädlinge zu produzieren, ist absehbar, dass diese Resistenzen dagegen ausbilden. Der Kummer mit Ernteausfällen wird zum wiederkehrenden Begleiter des Bauern. Das Bakterientoxin, das Mon-810-Mais von der Wurzel bis zum Korn produziert, reichert sich in den Böden an, setzt Schmetterlingen, Würmern, Nützlingen von der Florfliege bis hin zu bestäubenden Insekten zu. Dieses Wissen ist nicht taufrisch. Ilse Aigner (CSU) hat sich bei ihrem Verbot auf zwei neuere Studien berufen. Sie bestätigen Umweltschäden durch das Toxin. Forschungsministerin Annette Schavans (CDU) runder Tisch wird diese Risiken nicht wegwischen können. Ob Politiker und Experten aber Einfalt gegen Vielfalt in der Landwirtschaft abwägen oder feststellen, dass grüne Gentechnik den Beweis jeder Nachhaltigkeit schuldig bleibt, ist mehr als fraglich. Vielleicht blicken die Genbefürworter einmal in den Wald. Dort hat sich die Erkenntnis längst durchgesetzt, dass Monokulturen viel Schaden anrichten, Genpotenzial nicht reduziert, sondern gepflegt und verbreitert werden muss, um ökologisch und ökonomisch mit Erfolg zu arbeiten.
Originaltext: Südwest Presse Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/59110 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_59110.rss2
Pressekontakt: Südwest Presse Lothar Tolks Telefon: 0731/156218
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
198332
weitere Artikel:
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Bad Bank Halle (ots) - Bevor die Kreditinstitute an ihren faulen Wertpapieren reihenweise eingehen, will nun der Staat diese Kröte selbst schlucken. Dazu sollen die Milliardenrisiken mit öffentlicher Hilfe aus den Bank-Bilanzen ausgegliedert werden. Das Vorgehen kann niemanden begeistern. Doch die Alternativen sind noch mehr Banken zu verstaatlichen oder schon jetzt mit Steuermitteln Giftpapiere aufzukaufen. Noch viel höher käme diese Zeche. Natürlich hat auch das geplante Vorgehen unliebsame Nebenwirkungen: Die Bereinigung der Bank-Bilanzen wird mehr...
- Neue Westfälische: Der ausgespähte Bürger Datenschmutz NICOLE HILLE-PRIEBE Bielefeld (ots) - Wenn sich die Große Koalition bei der Bilanz ihrer Regierungszeit daran messen lassen müsste, was sie in Sachen Datenschutz an den Start gebracht hat, fiele das Ergebnis so ernüchternd aus wie auf allen anderen Baustellen, die zurzeit stillliegen: negativ. Skandale à la Telekom, Deutsche Bahn, Lidl oder jüngst auch Drogerie Müller machen die Berliner Lustlosigkeit umso bemerkenswerter. Es ist zu befürchten, dass wir uns in Deutschland noch häufiger über Datenschmutz ärgern müssen. Ist der Druck von unten nicht groß genug mehr...
- Weser-Kurier: Sprengstoffdepots in Privatwohnungen: Nicht nur die Sauerland-Gruppe kaufte in der Lüneburger Heide explosive Mischungen Bremen (ots) - Autobomben mit insgesamt mehr als einer halben Tonne Sprengstoff sollten in Deutschland hochgehen - und möglichst viele Menschen töten. Das wirft die Bundesanwaltschaft vier Mitgliedern der sogenannten Sauerland-Gruppe vor, die sich von morgen (Mittwoch) an vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf verantworten müssen. Laut Anklagebehörde wollten die Islamisten den Sprengstoff aus Wasserstoffperoxid herstellen, den sie bei dem Händler Rainer B. in Hodenhagen (Kreis Soltau-Fallingbostel) gekauft hatten. Nach Recherchen des WESER-KURIERS mehr...
- Bundespräsident Horst Köhler überreicht "Roland Berger Preis für Menschenwürde" an "Reporter ohne Grenzen" und die iranische Menschenrechtlerin Dr. Shirin Ebadi München/Berlin (ots) - Sperrfrist: 21.04.2009 21:00 Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist. Bei einem Festakt in Berlin haben heute zwei Preisträger den diesjährigen "Roland Berger Preis für Menschenwürde" erhalten: Die internationale Organisation "Reporter ohne Grenzen" wurde für ihren weltweiten Kampf für die Pressefreiheit ausgezeichnet. Aus aktuellem Anlass verlieh die Roland Berger Stiftung den Preis zudem an die iranische Rechtsanwältin Dr. Shirin mehr...
- RNZ: Die Rhein-Neckar-Zeitung (Heidelberg) kommentiert den Datenschutzbericht: Heidelberg (ots) - Lidl und Drogerie Müller führen Buch über Krankheiten ihrer Mitarbeiter. Bahn und Airbus geben Kontonummern zur Korruptionskontrolle außer Haus. Der Telekom gehen ganze Kundenkarteien auf CD verloren. Lange Zeit sind der Empörung darüber außer "Datengipfeln" keine Taten gefolgt. Vielleicht ändert sich das noch, wo die Koalition gerade den Gefallen am Gesetzgebungsendspurt wiederfindet. Pikanterweise verweisen viele Vorhaben, die diese Woche auf der Agenda stehen, in sensible Bereiche: Gendiagnostik, Volkszählung, Steuerauskünfte... mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|