Lausitzer Rundschau: ZU: Görlitzer Pen-Tagung widmet sich der Vertreibung
Geschrieben am 22-04-2009 |
Cottbus (ots) - Nur noch selten mischt sich die Literatur direkt in die Politik ein. Der Pen hat es dennoch mit seiner Görlitzer Tagung zum Thema "Flucht und Vertreibung" am gestrigen Mittwoch getan. "Nicht mit einer Personenattacke oder einem Zwischenruf", wie Pen-Generalsekretär Wilfried.F. Schoeller sagte, sondern mit der Bemühung des wertvollen, gemeinsamen Vorrats: der Literatur. Damit hat sich die Schriftstellervereinigung gezielt eines Themas angenommen, das sonst leider viel zu oft den ewigen Instrumentalisierern der Geschichte überlassen wird. Keine Verbandsvertreter und Wahlkämpfer übten sich gestern in geschulter Machtrhetorik. Sondern Schriftsteller und Wissenschaftler aus beiden Ländern widmeten sich der differenzierten und reichhaltigen Gegenwartsliteratur zur Vertreibung in Deutschland und Polen. Die Literatur präsentierte sich als wahres "sichtbares Zeichen", das den krampfhaften politischen Bemühungen um ein Denkmal gegen Vertreibungen meilenweit voraus ist. Gestern sprachen Deutsche und Polen miteinander über die Vertreibung, nicht übereinander. Doch in Görlitz wurde auch deutlich, dass ehrenwerte Veranstaltungen dieser Art in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen werden. Viele Stühle in der Görlitzer Synagoge blieben leer. Jedoch bleibt die Hoffnung, dass sich unsere Enkel an Oskar Matzerath mit der Blechtrommel erinnern. Oder an die polnischen Protagonisten in Olga Tokarczuks Erzählungen, die im Schlesien der Gegenwart ihre Wurzeln suchen. Und nicht an Erika Steinbach und die Kaczynski-Zwillinge. Am Ende bleibt das Wort. Das geschriebene und nicht das geschrieene.
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