Kölnische Rundschau: zum Krisengipfel
Geschrieben am 23-04-2009 |
Köln (ots) - Eins vorweg: Was DGB-Chef Michael Sommer macht, ist unverantwortlich. Er malt "soziale Unruhen" an die Wand, für den Fall, dass die Koalition nicht seiner Forderung nach einem weiteren milliardenschweren Konjunkturpaket nachkommt. Fest steht aber: Die Besonnenheit, mit der die Deutschen bislang auf die Krise reagiert haben, ist ein wichtiges Gut. Das darf man nicht mit so fahrlässigen Reden gefährden. Klar ist auch: Die exportlastige deutsche Volkswirtschaft wird sich dem dramatischen Abschwung der Weltwirtschaft auch dann nicht entgegenstemmen können, wenn der Staat noch so astronomische Geldsummen auf den Markt wirft. Ja, die Wachstumszahlen, die in diesen Tagen veröffentlicht werden, sind gruselig. Da hilft kein Schönreden. Wenn diese Prognosen auch nur annähernd eintreffen, muss sich Deutschland warm anziehen: Die Steuereinnahmen werden in einem nie gekannten Ausmaß einbrechen, die Schonzeit am Arbeitsmarkt wird vorbei sein und die Sozialkassen werden erodieren. Doch das entscheidende Wort ist "wenn". Seitdem die Weltkonjunktur in den Sturzflug übergegangen ist, haben die Wirtschaftsforscher fast nur gepatzt: Ihre Prognosen waren meist schon nach Tagen nicht mehr das Papier wert, auf dem sie gedruckt wurden. Niemand kann derzeit sagen, wie es weitergeht. In derart unsicherer Lage sollte man sich nicht von den prognostizierten Zahlen irre machen lassen. Ohnehin merken die Deutschen gerade, dass die einseitige Fixierung auf das Bruttoinlandsprodukt nicht hilfreich ist: Noch nie in ihrer Geschichte ist die Wirtschaft der Bundesrepublik so sehr geschrumpft wie in diesen Monaten. Aber bislang haben die Menschen eben nicht den Eindruck, in der Misere zu stecken. Trotz Krise hat das Land noch 1,3 Millionen Arbeitslose weniger als Anfang 2005. Behalten die Auguren Recht, ist es 2010 mit dem Schrumpfkurs wieder vorbei. Trotz positiven Wachstums wird dann die Arbeitslosigkeit aber wohl steigen. Die schiere BIP-Zahl sagt also erst einmal herzlich wenig aus.
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