Marsh Versicherungsmarkt-Report: Versicherungsprämien vor der Trendwende?
Geschrieben am 23-04-2009 |
Frankfurt am Main (ots) - Auch im zweiten Halbjahr 2008 haben die Industrieversicherungsprämien aufgrund des hohen Wettbewerbs weiter nachgegeben
- Finanz- und Wirtschaftskrise sowie steigende Schaden-Kosten-Quoten könnten 2009 für anziehende Preise sorgen
Der nun schon fünf Jahre anhaltende Trend zu immer niedrigeren Industrieversicherungsprämien ist dabei, sich umzukehren. Im zweiten Halbjahr 2008 zeigten die ersten Sparten, etwa Kreditversicherungen und Versicherungen für die Finanzwirtschaft, steigende Preise. In allen anderen Sparten gaben die Prämien erneut leicht nach, was am weiterhin starken Wettbewerb im europäischen Markt lag. Das zeigt der aktuelle Marsh Versicherungsmarkt-Report für Europa, den Mittleren Osten und Afrika. 2009 werden Prämiensenkungen voraussichtlich nur noch selektiv möglich sein. Für krisengeschüttelte Branchen und schadenintensive Sparten hingegen ziehen die Preise bereits an.
Prämienniveau in Deutschland bleibt günstig
Wie schon in den Vorjahren zeigte sich der deutsche Industrieversicherungsmarkt im europaweiten Vergleich besonders nachgiebig. Der Grund dafür liegt zum einen im starken Wettbewerb unter den Versicherern, zum anderen an den langjährig geringen Versicherungsschäden der hiesigen Industrieunternehmen.
Im Bereich der Unternehmenshaftpflichtversicherungen konnten in der zweiten Hälfte 2008 Prämienreduzierungen von bis zu 20 Prozent erzielt werden. Dies war erwartungsgemäß vor allem dort der Fall, wo die Schadenhistorie günstig und die Versicherer bemüht waren, Kunden zu halten.
Bei den Sachversicherungen sank die Zahl der Neuabschlüsse im Beobachtungszeitraum deutlich, da die meisten Unternehmen bereits im letzten und vorletzten Jahr die niedrigen Prämien genutzt hatten, um Mehrjahresverträge abzuschließen. Große Versicherer verloren einige Kunden an kleinere Anbieter, weil sie die Prämien nicht noch weiter senken wollten. Für 2009 könnte eine Stabilisierung des Prämienniveaus eintreten.
Bei der Kfz-Versicherung führte der starke Wettbewerb unter den Anbietern zu weiter fallenden Preisen von bis zu zehn Prozent. Trotz der inzwischen über 100 Prozent liegenden Schadenquote in dieser Sparte lässt sich derzeit nicht voraussehen, wann der bereits seit zwei Jahren andauernde Preiskampf unter den Versicherern endet und die Prämien wieder anziehen.
Kreditversicherungen zunehmend unter Druck
Kreditversicherungen, die Versicherte oder deren Geschäftspartner vor Zahlungsausfällen und Insolvenzen schützen, haben sich angesichts der weltweiten Krise um zehn bis 20 Prozent verteuert. Gleichzeitig ziehen sich Versicherer aus risikoreichen Branchen wie der Automobilindustrie zurück - dort sind die vorhandenen Deckungskapazitäten in einigen Fällen bereits unter den Bedarf der Kunden gesunken. Tatsächlich hat sich die Schadenquote bereits 2008 substanziell erhöht, und für 2009 wird mit einem weiteren Anstieg gerechnet. Alle Kreditversicherer haben neue Ausschlüsse in ihre Policen genommen und verlangen jetzt wesentlich mehr Unternehmens- und Branchendaten für neue Deckungszusagen. Als erster Versicherer hat Coface sein internes Rating-System auch für Dritte geöffnet.
Die nach der neuen EU-Richtlinie ausgeweitete Umwelthaftpflichtversicherung konnte weitgehend ohne Mehrkosten für die Versicherten erneuert werden. Ob und wie die Umweltversicherung von der Wirtschaftskrise beeinflusst wird, ist derzeit noch nicht abzusehen.
Die weltweiten Turbulenzen und Kursstürze im dritten Quartal 2008 führten nicht zu einer Verringerung der Kapazitäten in der Managerhaftpflicht¬versicherung (D&O). Versicherer wollen weiterhin ihre Marktanteile in dieser Sparte ausbauen, daher blieb der Markt auch zum Ende des Jahres 2008 hin weich, mit Prämienreduzierungen von bis zu fünf Prozent.
Versicherungen für die Finanzwirtschaft stiegen in Deutschland um bis zu zehn Prozent - ein wesentlich geringerer Anstieg als in Großbritannien oder den USA. Einige Versicherer verringerten die für Großbanken bereitgestellten Zeichnungskapazitäten, aber im übrigen Versicherungsmarkt für Finanzdienstleister blieben die Verhältnisse stabil.
Alle Zeichen deuten auf einen sich verhärtenden Versicherungsmarkt hin. "Wir sehen steigende Schadenquoten in fast allen Sparten, die großen Rückversicherer haben höhere Preise angekündigt, und die Quotierungen auf dem Londoner Markt geben nicht mehr weiter nach", sagt Dr. Georg Bräuchle, Mitglied der Zentralen Geschäftsleitung bei Marsh und verantwortlich für die Platzierung von Risiken. "Dennoch sind die Versicherer tendenziell nach wie vor bereit, Prämien zu senken, um Kunden zu halten oder Marktanteile hinzuzugewinnen."
Parallele Entwicklung in Mittel- und Osteuropa
Der Trend in Mittel- und Osteuropa ist derzeit sehr einheitlich. Überall zeigte sich deshalb eine ähnliche Entwicklung wie in Deutschland, wobei die Prämien in Osteuropa und Skandinavien generell härter tendierten als in der Mitte und im Süden Europas.
Lokale Unterschiede in der Entwicklung des europäischen Versicherungsmarkts ergaben sich lediglich durch landes- oder regionenspezifische Eigenheiten. So blieben die Versicherungsprämien der süd- und osteuropäischen Banken relativ stabil, weil sie von der Finanzkrise in geringerem Maße betroffen sind als mitteleuropäische Finanzinstitute. In Dänemark, wo die Versicherer in der D&O-Sparte derzeit besonders intensiv um Marktanteile kämpfen, konnten Prämienreduzierungen um bis zu 30 Prozent erreicht werden. Eine ähnliche Entwicklung gab es in Belgien bei Umwelthaftpflichtversicherungen. Obwohl die Preise für Kreditversicherungen in fast allen europäischen Märkten stiegen, waren spanische Unternehmen mit einem Prämienanstieg von über 50 Prozent besonders betroffen.
Die Krise verändert den Versicherungsmarkt
Die Finanz- und Wirtschaftskrise übt gleichermaßen Druck auf Versicherungsnehmer wie Versicherer aus. Kunden tendieren zu selektiveren Abschlüssen, um ihre Kosten zu senken, und sind im Schadenfall stärker darauf angewiesen, dass die Versicherung auch leistet. Umgekehrt sind bei den Versicherern die Zeiten der Kulanzleistungen vorbei - entweder wird zu 100 Prozent geleistet oder gar nicht. "Blinde Renewals", also Vertragsverlängerungen ohne Prüfung, gibt es immer seltener. Stattdessen verlangen Versicherungen umfangreiche Informationen zum jeweiligen Unternehmen und seinen Risiken, die dann intensiv von internen Expertengremien geprüft werden, statt wie früher von nur einem Underwriter gezeichnet zu werden.
"Die Krise lässt einen noch schärferen Wind durch die Branche wehen", sagt Dr. Georg Bräuchle. "Die Versicherer versuchen, durch intensive Prüfung der Kundenrisiken, durch Versicherungsausschlüsse und ein restriktiveres Schadenmanagement trotz des niedrigen Prämienniveaus noch Gewinne zu machen."
Der Marsh Versicherungsmarkt-Report
Der Marsh Versicherungsmarkt-Report für Europa, den Mittleren Osten und Afrika wird halbjährlich vom Market-Relationship-Management-Team veröffentlicht, um über aktuelle Entwicklungen zu informieren. Er analysiert die von Marsh getätigten Platzierungen bei den führenden Versicherern und deckt zehn Industrieversicherungssparten - erstmals auch den Bereich Marine & Energy - in 41 Ländern ab.
Der Marsh Versicherungsmarkt-Report steht unter www.marsh.de zum Download bereit.
Originaltext: Marsh GmbH Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/16703 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_16703.rss2
Pressekontakt: Katja Kamphans, Leiterin Marketing & Unternehmenskommunikation Telefon: (0 69) 66 76-624, katja.kamphans@marsh.com
Pamela Rüdiger, Pressereferentin Telefon: (0 69) 66 76-620, pamela.ruediger@marsh.com
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