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Umsatzzuwachs von 1,4 Milliarden Euro bei Arzneimitteln: Trend zu teuren Medikamenten treibt Ausgaben hoch

Geschrieben am 27-04-2009

Berlin (ots) - Im Jahr 2008 wurden in der Gesetzlichen
Krankenversicherung Arzneimittel mit einem Umsatz von 26,7 Milliarden
EUR verordnet: Das waren 1,4 Milliarden EUR mehr als 2007 (+5,5%).
Trotz sinkender Preise wurde durch den Trend zur Verordnung teurer
Arzneimittel die durchschnittliche Medikamentenverordnung um 3%
teurer. Gleichzeitig ist auch die Zahl der verordneten Packungen um
2,4% angestiegen. Ausschlaggebend für die Umsatzdynamik waren dabei
Zuwächse in Arzneimittelgruppen mit besonders teuren Therapien wie
Mittel mit Wirkung auf das Immunsystem (+339 Millionen EUR) und
Fertigarzneimittel zur Therapie von Krebserkrankungen (+204 Millionen
EUR).

Dies zeigen die vorläufigen Jahresergebnisse des
GKV-Arzneimittelindex im Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO).
Die Arzneimittelausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung steigen
seit Jahren. Gebremst wurde diese Entwicklung zuletzt in den Jahren
2004 und 2006. Hauptursache hierfür waren gesetzliche Eingriffe und
Kostendämpfungsmaßnahmen, die aber keine nachhaltige Wirkung
entfalten konnten.

Mit einem Plus von 5,5% ist der Umsatz im Jahr 2008 nach den
vorläufigen Analysen des GKV-Arzneimittelindex im Wissenschaftlichen
Institut der AOK (WIdO) um 1,4 Mrd. EUR gestiegen. Umsatzanstiege um
mehr als 100 Mio. EUR zeigen dabei neben Medikamenten mit Wirkung auf
das Immunsystem (+19,3%) und Krebsmitteln (+15,5%), die nur einen
geringen Anteil an den Verordnungen haben (jeweils 0,5%), auch
Indikationsgruppen, die bei chronischen Volkskrankheiten eingesetzt
werden. So haben Schmerz- und Rheumamittel um knapp 132 Mio. EUR
(+6,1%) zugelegt und Mittel zur Behandlung von Diabetes um 122 Mio.
EUR (+7,8%).

Insgesamt sind im deutschen Arzneimittelmarkt die Preise im Jahr
2008 erneut um 1,5% gefallen. Das weist darauf hin, dass gesetzliche
Regelungen, insbesondere im patentfreien Markt, ihre Wirkung
entfalten. So führen bereits seit mehreren Jahren geänderte
Regelungen bei Festbeträgen zu sinkenden Preisen in diesem
Marktsegment. Die AOK hat als erste Kasse bereits 2007 die neuen
Möglichkeiten genutzt, mit Arzneimittelherstellern Rabattverträge
abzuschließen und damit Preisnachlässe für ihre Versicherten zu
erhalten. Im Jahr 2008 wurden aktuell 63 Wirkstoffe europaweit
ausgeschrieben. Nach Schätzungen werden Rabattverträge für diese
Wirkstoffe jährliche Einsparungen im dreistelligen Millionenbereich
für die AOK erzielen können.

Trotz dieser Entwicklungen im patentfreien Markt zeigt die
Analyse, dass diese Instrumente in Indikationsgruppen mit einem hohen
Anteil patentgeschützter neuer Wirkstoffe kaum greifen können.
Insbesondere dann, wenn es sich um innovative therapeutische Ansätze
handelt. Da Hersteller die Preise von Arzneimitteln mit
patentgeschützten Wirkstoffen frei festlegen können und allenfalls
erst kurz vor Ablauf des Patentschutzes über Rabatte verhandeln,
werden effektive Lösungen etwa durch Kosten-Nutzen-Bewertung und
Höchstpreise dringend gebraucht.

Gleichzeitig muss die Transparenz im Arzneimittelmarkt verbessert
werden. So wurden in der ambulanten Krebstherapie 2008 nicht nur 1,5
Mrd. EUR für Fertigarzneimittel sondern ebenfalls knapp 1,6 Mrd. EUR
für Zubereitungen aus diesen Mitteln, die in der Apotheke angefertigt
werden (Zytostatika-Rezepturen), umgesetzt. Die geplante 15. Novelle
des Arzneimittelgesetzes soll ermöglichen, dass detaillierte
Informationen zum verwendeten Arzneimittel maschinenlesbar auf das
Rezept aufgebracht werden. Mit dieser Änderung wäre es möglich,
bestehende Wirtschaftlichkeitsreserven zu erschließen sowie auch
diesen Teilmarkt für Analysen der Versorgungsforschung zugänglich zu
machen: Eine wichtige Voraussetzung für eine qualitativ hochwertige
Versorgung und einen gleichzeitig wirtschaftlichen Ressourceneinsatz.

Weitere Analysen und Statistiken zur Entwicklung des
Arzneimittelmarktes in Deutschland sowohl nach pharmakologischen als
auch nach ökonomischen Fragestellungen bietet der
Arzneiverordnungs-Report 2009, der auf den Daten des
GKV-Arzneimittelindex im WIdO basiert und im Herbst 2009 erscheinen
wird.

Originaltext: Wissenschaftliches Institut der AOK
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/32063
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_32063.rss2

Pressekontakt:
Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)
Katrin Nink
Tel.: 030/34646-2111
Fax: 030/34646-2144
katrin.nink@wido.bv.aok.de


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