LVZ: DGB: Gesundheitsreform der großen Koalition zementiert die soziale Schieflage und sprengt die Solidarität
Geschrieben am 05-07-2006 |
Leipzig (ots) - Der Deutsche Gewerkschaftsbund hat der großen Koalition vorgeworfen, mit ihrer beabsichtigten großen Gesundheitsreform die bereits bestehende soziale Schieflage bei der Finanzierung der Kosten auf Dauer festzuschreiben und zu verstärken. DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach, die an der DGB-Spitze für Sozialpolitik zuständig ist, sagte gegenüber der "Leipziger Volkszeitung" (Mittwoch-Ausgabe): "Die paritätische Finanzierung ist ohnehin durchlöchert. Die Versicherten zahlen bereits den zusätzlichen Sonderbeitrag von 0,9 Prozent ihres Einkommens, Praxisgebühren und erhöhte Zuzahlungen. Wenn die Arbeitgeberbeiträge faktisch festgeschrieben werden, droht diese Schieflage für alle Zeit in Stein gemeißelt zu werden", bemängelte Buntenbach. Davor könnten die Gewerkschaften nur warnen, "denn das sprengt die Solidarität und wäre das falsche Signal für Konjunktur und Arbeitsmarkt".
Heftige Kritik übte die Gewerkschafterin auch an dem geplanten Gesundheitsfonds. Kernproblem der Gesundheitspolitik der Koalition sei, dass die Zahl der Arbeitnehmer, die die gesetzliche Krankenversicherung mit ihren Beiträgen finanzierten, in den letzten Jahren dramatisch gesunken sei. Deshalb sei es notwendig, die solidarische Finanzierung zu stärken. "Doch das wird mit dem Gesundheitsfonds nicht erreicht. Fakt ist: Bis zu fünf Prozent der künftigen Ausgabensteigerungen sollen nicht aus dem Gesundheitsfonds, sondern generell von den Versicherten finanziert werden - zusätzlich zu den bestehenden einseitigen Belastungen." Zudem solle ein Zusatzbeitrag der Versicherten eingeführt werden, wenn die Mittel aus dem Fonds den Ausgabenbedarf nicht deckten. "Dann müssen die Krankenkassen zusätzliche Beiträge von den Mitgliedern fordern oder Leistungen streichen. Wir fordern, dass die Arbeitgeber in Zukunft gleichwertig an den Kostensteigerungen beteiligt werden und mithelfen, unnötige Ausgaben zu vermeiden." Das gelte auch für die private Krankenversicherungswirtschaft. "Ohne einen effektiven Finanzausgleich zwischen gesetzlicher und privater Versicherung wird die Solidarität nicht gestärkt", meinte Frau Buntenbach.
Insgesamt sei die geplante Gesundheitsreform für den DGB "ein Kompromiss mit vielen Nebenwirkungen, deren Sprengkraft sich zum Teil erst auf längere Sicht zeigen wird". Die große Koalition habe ihren Frieden, doch das dürfe nicht das Reform-Kriterium sein. "Die Probleme im Gesundheitswesen löst diese Reform nicht. Wir warnen vor allem davor, die gleichen Fehler wie bei Hartz IV zu machen. Deshalb werden wir die Politiker der großen Koalition mit den Auswirkungen des Gesundheitsfonds konfrontieren." Es solle hinterher niemand sagen, er oder sie habe davon nichts gewusst.
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
Rückfragen bitte an: Leipziger Volkszeitung Büro Berlin Telefon: 030/72626-2000
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
20021
weitere Artikel:
- stern-Umfrage: SPD fällt in Wählergunst Hamburg (ots) - Nach mehreren Wochen im Aufwärtstrend verlieren die Sozialdemokraten erstmals wieder in der Wählergunst. Nach der wöchentlichen Politumfrage im Auftrag des Hamburger Magazins stern und des Fernsehsenders RTL sank die Partei im Vergleich zur Vorwoche um 2 Prozentpunkte auf 28 Prozent. Die Union verharrt in der Umfrage, die vor dem Gesundheitskompromiss der Großen Koalition durchgeführt wurde, auf ihrem Jahrestief von 33 Prozent. Die Werte für die FDP (13 Prozent) und die Linkspartei (10 Prozent) änderten sich nicht. Die mehr...
- stern-Umfrage: Nur jeder vierte Deutsche wünscht sich Schröder zurück Hamburg (ots) - Wäre eine Rückkehr von Ex-Kanzler Gerhard Schröder möglich, so würde sich nur jeder vierte Bundesbürger Schröder an Stelle von Angela Merkel als Bundeskanzler wünschen. 23 Prozent sprachen sich in einer Umfrage im Auftrag des Hamburger Magazins stern dafür aus. Die große Mehrheit lehnt eine Rückkehr des Altkanzlers ab: 73 Prozent wollen ihn nicht wieder im Amt sehen. Mit "weiß nicht" antworteten 4 Prozent der Befragten. Datenbasis: 1002 repräsentativ ausgewählte Bundesbürger am 28. und 29. Juni. Statistische Fehlertoleranz: mehr...
- stern: Rürup verschärft Kritik an Gesundheitsreform Hamburg (ots) - Der Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Bert Rürup, hat seine Kritik an der Gesundheitsreform der Großen Koalition verschärft. Im Hamburger Magazin stern rügte der Chef der "Fünf Weisen", dass die Regierung den Krankenkassen erst die Tabaksteuergelder kürzt und dann wieder Haushaltsmittel für die Kinderversicherung zuschießt: "Das ist rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln." Union und SPD hatten im Herbst beschlossen, den Kassen die Zuweisungen von 4,2 mehr...
- Götz: Die Entlastung der Kommunen steht nicht zur Debatte Berlin (ots) - Zur Diskussion über die Entlastung der Kommunen im Rahmen der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe (Grundsicherung für Arbeitsuchende) erklärt der kommunalpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Peter Götz MdB: Die aus dem Ruder laufenden Ausgaben bei Hartz IV müssen eingegrenzt werden. Deshalb ist auch im Interesse der Kommunen eine grundlegende und passgenaue Optimierung des gesamten Hartz IV Prozesses dringend geboten, damit wirklich Bedürftigen auch in Zukunft geholfen werden kann. In mehr...
- Kommunen zwischen Haushaltsdisziplin und Zukunftsfähigkeit. Presseinformation zur 3. WirtschaftsWoche Jahrestagung. Neustart Kommune. (20. und 21. September 2006, Berlin) Düsseldorf (ots) - Düsseldorf, Juli 2006. Angesichts der Unternehmenssteuerreform, der Gewerbesteuer oder der noch offenen Neuregelung zur Beteiligung des Bundes an den Unterkunftskosten für Hartz IV, kämpfen die Kommunen immer stärker um ihre Einnahmen. Während die Herausforderungen an die Kommunen durch den demografischen Wandel, den Verlust der Attraktivität der Innenstädte oder tragische Schadensereignisse wie den Halleneinsturz in Bad Reichenhall oder die Vogelgrippe auf Rügen immer größer werden, schränkt die defizitäre kommunale mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|