Deutsche Medienunternehmen unterschätzen Migranten als Zielgruppe
Geschrieben am 05-05-2009 |
Leipzig (ots) - Obwohl fast 20 Prozent der Bevölkerung in Deutschland einen Migrationshintergrund haben, kommen deren Probleme und Interessen in deutschen Medien so gut wie nicht vor. Die Medien würden sich solcher Themen nur annehmen, um zu skandalisieren, sagte Medienwissenschaftler Prof. Dr. Georg Ruhrmann von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. "Migranten kommen fast nur im Zusammenhang mit Straftaten vor. Anstatt zu integrieren machen viele Medien den Fehler zu desintegrieren". Als bestes Beispiel nannte Ruhrmann den so genannten Karikaturenstreit, der seiner Meinung nach erst durch die Medien angeheizt wurde. Als Ursache für die Versäumnisse vieler Medien vermutet Ruhrmann mangelndes Wissen. Zwar hätten Migrationsthemen in Wissenschaft und Alltagsdiskurs in den letzten Jahren eine größere Bedeutung erhalten, doch gebe es immer noch einen riesigen Forschungsrückstand.
Aus diesem Grund hat die Deutsche Presseagentur einen Journalistenpool von Mitarbeitern mit Migrationshintergrund aus der Taufe gehoben. Für dessen Leiter, Ingo Bierschwale, sollten die Medien zum gegenseitigen Kennenlernen beitragen. Das könne aber nur funktionieren, wenn sich Migranten mit ihren Auffassungen auch in den Medien wieder fänden. Der Knackpunkt sei für Bierschwale die Brandkatastrophe von Ludwigshafen gewesen, die ausschließlich von deutschen Journalisten bearbeitet worden sei.
Dem konnte Helmut Frangenberg vom Kölner Stadt-Anzeiger nur beipflichten. In seiner Redaktion gebe es nicht einmal ein Programm, mit dem man türkische Buchstaben schreiben könne. Einen Mitarbeiter mit Migrationshintergrund habe er noch nie gehabt. Schuld daran sei auch, dass man schon vor zehn Jahren die Ausbildung von jungen Einwanderern verpasst habe.
Peter Dröge machte auf die enormen wirtschaftlichen Potenziale aufmerksam. "Über zwanzig Millionen Migranten in Deutschland stellen ein riesiges Potential dar", sagte der Mitarbeiter der Werner Media Group, die über 120 russischsprachige Zeitungen und Zeitschriften in Deutschland herausgibt. Schätzungen sprächen von über 40 Milliarden Euro Kaufkraft jährlich. Dies sei ein Zukunftsmarkt für den Handel und Industrie.
Originaltext: Medientreffpunkt Mitteldeutschland Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/58100 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_58100.rss2
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