Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Steuerflucht:
Geschrieben am 08-05-2009 |
Bielefeld (ots) - Gäbe es einen Preis für den Polit-Rambo der Woche, Peer Steinbrück hätte ihn sicher. Der Bundesfinanzminister führt seinen Kampf gegen die Steuerflucht unbeirrt. Dabei scheint ihm jedes Mittel recht zu sein. Ohne Rücksicht auf politisches Porzellan polterte der Sozialdemokrat zum wiederholten Mal gegenüber der Schweiz, Luxemburg, Liechtenstein und Österreich los. Sein aktueller Vorwurf lautet auf nicht weniger als »vorsätzliche Einladung zum Steuerbetrug«. Die Empörung der europäischen Nachbarn kam prompt und dürfte Steinbrück kaum überrascht haben. Im Gegenteil. Der Finanzminister hat seine Eskalationsstrategie kühl kalkuliert. Das Motto: »Ich haue kräftig auf die Pauke, das Echo liefern die anderen gratis dazu.« Der stellvertretende SPD-Vorsitzende hat seiner Partei damit ein Thema beschert, das die sozialdemokratische Seele streichelt und der politischen Konkurrenz Probleme bereitet. Wer kann schon etwas dagegen haben, wenn einer antritt, die Steuerschlupflöcher zu stopfen? Besonders in Wahlkampfzeiten und erst recht vor dem Hintergrund der Finanz- und Wirtschaftskrise, die abertausende Menschen um ihren Arbeitsplatz bangen lässt. Steinbrück hat einen Nerv getroffen. Sicher, das Thema Steuerflucht gehört immer auf die politische Agenda - schon allein deshalb, damit die ehrlichen Steuerzahler nicht der Verdacht beschleicht, doch nur die Dummen zu sein. Mit der Finanz- und Wirtschaftskrise allerdings hat das Ganze bestenfalls am Rande zu tun. Steinbrück sorgte trotzdem dafür, dass die Trockenlegung so genannter Steueroasen auf die internationale Tagesordnung kam. Nun tut er alles dafür, dass das Thema dort auch bleibt - im Notfall als politisches Rumpelstilzchen. Nützlicher Nebeneffekt: Je mehr sich der Finanzminister als enfant terrible zeigt, desto besser kann der SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier seine diplomatische Stärke ausspielen. Die Kanzlerin hingegen sieht schlecht aus. »Wenn es zu Irritationen gekommen ist, werde ich als Regierungschefin alles daran setzen, dass diese schnell beseitigt werden. Deutschland will gute Beziehungen zu all seinen Nachbarn«, hat Angela Merkel am Donnerstag in Prag zur Causa Steinbrück gesagt. Ein Machtwort sieht anders aus. Dabei hätte es dafür gute Argumente gegeben, denn mit seinen Attacken lenkt Steinbrück auch von eigenen Versäumnissen ab. So ist die seit fünf Jahren mit der Schweiz bestehende Vereinbarung der Amtshilfe in Steuerverfahren weitgehend ungenutzt geblieben. Zudem hätte der Finanzminister die Möglichkeit, seine Steuerfahndung besser auszustatten und das Risiko der Steuerflüchtlinge, geschnappt zu werden, zu erhöhen. Vor allem aber ist es unaufrichtig von Steinbrück, zu unterschlagen, dass Steuerhinterziehung zuerst eine Straftat des einzelnen deutschen Bürgers ist und nicht des Staates, in dem das Geld angelegt wird.
Originaltext: Westfalen-Blatt Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2
Pressekontakt: Westfalen-Blatt Nachrichtenleiter Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
202050
weitere Artikel:
- Südwest Presse: Kommentar zur Papstreise Ulm (ots) - Elf Mal hat Papst Benedikt XVI. bisher fremde Länder bereist, seine gestern begonnene Visite dürfte die bedeutendste und wohl auch heikelste Reise werden - zumindest, was die Tage in Israel betrifft. Das Heilige Land ist vermintes Terrain - politisch und religiös. Die vor 15 Jahren mit dem Austausch von Botschaftern begonnene Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und dem Vatikan ist mit Sicherheit eines nicht: normal. Und doch ist für beide Seiten das Gelingen dieser Reise extrem wichtig. Israel will mit Papst Benedikt mehr...
- Märkische Oderzeitung: Meldung Die Märkische Oderzeitung berichtet in ihrer Ausgabe vom Sonnabend (9. Mai) Christoffers auf Gegenkurs zu Lafontaine Frankfurt/Oder (ots) - Frankfurt (Oder) Die brandenburgische Linke wird sich nicht von der Berliner Parteizentrale in eine eventuelle Regierungspolitik hineinreden lassen. Das sagte der stellvertretende Fraktionschef der Linken im Potsdamer Landtag, Ralf Christoffers, der Märkischen Oderzeitung (Sonnabendausgabe). Er warnte seine Partei davor, über langfristige Konzepte für eine andere Gesellschaft zu diskutieren, statt Lösungen zur Stabilisierung der jetzigen zu unterbreiten. "An sozialen Unruhen kann niemand ein Interesse haben", so Christoffers. mehr...
- Berliner Morgenpost: In den Minenfeldern des Nahen Ostens - Kommentar Berlin (ots) - Es ist keine einfache Reise, die Benedikt XVI. gestern begonnen hat und deren Fazit, wie bei so vielen diffizilen politischen Missionen, eigentlich schon vor ihrem Beginn feststehen sollte: Die Papstvisite im Nahen Osten ist ein Signal für den Friedenswillen nicht nur der katholischen Kirche im Verhältnis zum jüdischen und islamischen Glauben, sondern auch für die Beziehungen zwischen der westlichen und der muslimischen Welt insgesamt. Nicht wenig in einer Zeit, in der die internationalen Beziehungen noch immer geprägt mehr...
- WAZ: Bundeswehr in Afghanistan - Im Krieg. Kommentar von Gudrun Büscher Essen (ots) - Es lässt sich nicht oft genug sagen: Die Bundeswehr ist nicht als technisches Hilfswerk im Einsatz, die Bundeswehr befindet sich in Afghanistan in einem Krieg. Soldaten sterben bei Anschlägen oder werden in stundenlange Gefechte verwickelt. Immer öfter kehren Väter, Söhne, Brüder, Freunde in Särgen heim. Immer öfter stellt sich die Frage nach dem Sinn. Ist der Kampf gegen die Taliban und die Terroristen von El Kaida überhaupt zu gewinnen? Die Bilanz seit 2001 fällt ernüchternd aus. Viel zu spät hat Amerika erkannt, dass mehr...
- WAZ: Das Ja zum eigenen Land - Fast zu schön, um wahr zu sein. Leitartikel von Frank Stenglein Essen (ots) - Schon aus historischen Gründen tun sich viele Deutsche schwer mit einem klaren Ja zu ihrem Land. Deshalb überrascht, mit welcher Vehemenz die Bürger in einer Studie die Grundwerte von Staat und Nation hochhalten. Wenn 90 Prozent meinen, alles in allem seien 60 Jahre Bundesrepublik eine Erfolgsgeschichte und zwei Drittel sogar stolz auf ihr Land sind, ist das fast zu schön, um wahr zu sein. Tatsächlich gehört zur Gesamtschau, dass andere Umfragen mit anderen Fragestellungen ein weniger idyllisches Bild zeigen. Gerade mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|