Rheinische Post: Ehrlich: Rangliste in der Medizin
Geschrieben am 08-05-2009 |
Düsseldorf (ots) - Von Eva Quadbeck
Die Rationierung im Gesundheitswesen ist Fakt, auch wenn das Gesundheitsministerium dies energisch bestreitet. Wer je versucht hat, als Zugezogener im ländlichen Raum einen Hausarzt zu finden, oder wer einen Augenarzt-Termin für ein Kind braucht, kann ein Lied davon singen. Die Versorgungsprobleme werden zunehmen. Medizinisch wird immer mehr möglich werden, während die Finanzen in den Sozialsystemen in unserer rasch alternden Gesellschaft knapper werden. Das ist eine Binsenweisheit. Mit anderen Worten: Der Kuchen wird zwar immer gehaltvoller, aber auch immer kleiner. Der Verteilungskampf, wer wann welche medizinische Leistung erhält, hat schon begonnen. Deshalb macht die Forderung der Bundesärztekammer nach einer Rangfolge medizinischer Leistungen Sinn. Eine solche Diskussion um dringend notwendige, aufschiebbare und wünschenswerte, aber nicht zwingende Leistungen braucht viel Mut und großes Stehvermögen. Zwei Eigenschaften, die in der Politik selten sind. Bei einer Rangliste medizinischer Leistungen wird nicht das Solidarprinzip der gesetzlichen Krankenkassen aufgehoben. Es geht nur darum, ehrlich zu sagen: Wir können längst nicht alle Bedürfnisse erfüllen, daher entscheiden wir uns für die dringenden Fälle. Das ist nur sozial.
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