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Cool Silicon entwickelt "Konfliktlösungs-Technologien" aus Sachsen: Mehr als 60 Unternehmen und Forschungseinrichtungen arbeiten an energieschonenden Chips und Sensoren

Geschrieben am 12-05-2009

Dresden (ots) - In Sachsen werden in den nächsten Jahren auf
breiter Front Technologien entwickelt, die den Energieverbrauch von
Mikrochips und Informationstechnik deutlich senken. Der im September
2008 von einer Jury des Bundesforschungsministeriums für die
Spitzen-Forschung ausgewählte "Cool Silicon-Cluster" von Unternehmen
und Forschungseinrichtungen der Mikro- und Nanoelektronik sowie der
Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) am Standort Dresden
startete heute offiziell das vom Bund und dem Freistaat Sachsen
unterstützte Groß-Projekt. Der Aufbau der Cluster-Organisation und
die Formulierung der einzelnen Projektanträge nahmen seit der Vergabe
nur wenige Monate in Anspruch.

"Es gibt einen globalen Konflikt zwischen dem Ziel einer freien
Teilhabe von jedermann an weltweiter Kommunikation und dem Ziel des
Klimaschutzes. Wir müssen es schaffen, den Energieverbrauch in der
Informationstechnik so zu verringern, dass diese beiden Ziele nicht
kollidieren", sagte heute Prof. Dr. Gerhard Fettweis, der Koordinator
des Forschungsprojektes und Inhaber eines Stiftungslehrstuhls für
mobile Nachrichtensysteme an der TU Dresden. Was man in Dresden in
den nächsten Jahren entwickeln werde, seien deshalb auch
"Konfliktlösungs-Technologien".

Nach Ansicht von Sachsens Wissenschaftsministerin Dr. Eva-Maria
Stange ist "kaum ein anderer Standort in Europa" für dieses
Forschungsvorhaben so geeignet wie Sachsen: "Die Zusammenarbeit
zwischen den hier ansässigen Unternehmen, den Hochschulen und
Forschungsinstituten, die in diesen Bereichen bereits zur
Spitzenforschung gehören, wird nun regional noch stärker gebündelt,
Potenziale werden noch besser ausgeschöpft. Damit steigen die Chancen
enorm, auf dem Gebiet der Mikro- und Nanotechnologie sowie der
Energietechnologie weiter an die internationale Spitze der
Entwicklung vorzurücken."

Auch Dr. Wolf-Dieter Lukas, im Bundesforschungsministerium als
Abteilungsleiter für Schlüsseltech-nologien zuständig, verspricht
sich viel von Cool Silicon: "Wir erwarten vom Spitzencluster einen
weiteren Innovationsschub zur Stärkung des Halbleiterstandortes
Dresden. Mit dem Schwerpunkt energieeffiziente Elektronik wird von
den Beteiligten ein zentrales Zukunftsthema in Angriff genommen." Dr.
Lukas übergab heute außerdem Zuwendungszusagen seines Ministeriums
für eine Vielzahl von Projekten des Cool Silicon-Clusters. Im Juni
dürften die meisten der bisher eingereichten Projekte bewilligt sein.
Der Bund als Initiator dieser Spitzencluster-Forschung wird insgesamt
40 Millionen Euro bereitstellen.

Zahl der sächsischen Cluster-Partner wird weiter wachsen

Flankiert wird diese Unterstützung durch den Freistaat Sachsen.
Die bisher rund 64 Partner des Clusters können Projektanträge
stellen. "Das sächsische Wirtschaftsministerium", so dessen
Abteilungsleiterin für Wirtschaftsförderung, Barbara Meyer,
"begleitet Cool Silicon mit Technologieförderung. Unser Ziel ist,
sächsische Unternehmen damit im globalen Wettbewerb zu stärken."
Zusammen mit weiteren Mitteln aus dem sächsischen
Wissenschaftsministerium kann so der Cluster in den nächsten Jahren
über Anträge auf mehr als 100 Millionen Euro zurückgreifen. Zusammen
mit den Beiträgen der Cool Silicon-Partner lässt sich damit ein
Gesamtvolumen von deutlich über 150 Millionen Euro erreichen.

Angelegt ist das Forschungsvorhaben auf fünf Jahre. Die
Beteiligten rechnen aber damit, dass es auch danach weitergeht. "Die
Forschung wird Anwendungen und Produkte nach sich ziehen, also mit
Sicherheit auch Arbeitsplätze", meint Heinz Martin Esser,
Geschäftsführer der Silicon Saxony Management GmbH, die den Cluster
verantwortet und administriert, "und die Zahl der Cluster-Partner
wird ebenfalls kontinuierlich anwachsen."

Die drei technischen Leitprojekte von Cool Silicon, hinter denen
Dutzende weitere Projekte stehen, wurden heute in Dresden an
Beispielen vorgestellt: "CoolComputing", "CoolReader" und
"CoolSensornet".

"CoolComputing" - Geringerer Energieverbrauch durch Optimierungen
bei Entwurf, Herstellung und Systemintegration

Im Leitprojekt "CoolComputing" wird die gesamte
Wertschöpfungskette von Computing-Plattformen unter dem Gesichtspunkt
der Energie-Effizienz in den Blick genommen. "Um unser Ziel zu
erreichen, werden wir die Bauteile eines Prozessors energetisch
optimieren. Das gilt auch für den Schaltungsentwurf und - durch den
Einsatz neu entwickelter intelligenter Software - für die
Systemintegration unterschiedlicher elektronischer Bauelemente vom
Prozessor bis zum Netzteil", sagt Stephan Krüger (GLOBALFOUNDRIES,
Dresden), der Leiter des Projektes "CoolComputing". "Früher haben wir
nur gefragt: Wie machen wir unsere Chips schneller? Heute fragen wir:
Wie machen wir sie energieeffizienter UND schneller? Zu erwarten ist
zum Beispiel, dass sich ein gezielt verringerter Energieverbrauch
auch positiv auf die Rechengeschwindigkeit auswirken wird." Ein
praktisches Beispiel stellt die Entwicklung "hochenergieeffizienter
Transistoren auf Basis hoch permittiver Gate-Dielektrika und
Metall-Gateelektroden" dar, eines der Ziele des Projektes
"CoolComputing".

"CoolReader" - Neue Chancen für Buch und Tageszeitung in der
digitalen Welt

Das E-Paper als leichtes und trotzdem robustes Endgerät zur
Darstellung digitaler Inhalte ist ein aktuelles Cool Silicon-Thema.
In Kombination mit Solarzellen, die an das Produkt angepasst werden,
kann das mobile Endgerät über das zellulare Mobilfunknetz digital und
drahtlos Zeitungen oder Dokumente empfangen und dennoch nahezu
energieautark sein. Das heißt: Für viele Anwendungen ist dadurch ein
Aufladen per Steckdose nicht erforderlich.

Online-Zeitungen können so durch die elektronische Zeitung ersetzt
werden. Prof. Dr. Frank Ellinger (TU Dresden), Leiter des Cool
Silicon-Bereichs Kommunikationstechnik, repräsentiert das Leitprojekt
"CoolReader": "Es wird ein neues elektronisches mobiles Endgerät
entwickelt, das die Funktion der guten alten Zeitung oder des Buches
übernimmt. Es versorgt sich weitgehend selbst mit Sonnenenergie.
Dadurch kann der Energieverbrauch im Bereich der visuellen
Nachrichtenübermittlung auf etwa ein Drittel gesenkt werden, zum
Beispiel weil weniger Papier hergestellt werden muss."

Prof. Ellinger weiter: "Der von uns entwickelte CoolReader soll
ein Musterknabe in Sachen Klimaschutz werden." Außerdem sei eines der
Ziele dieses Projekts, die Ergebnisse auf andere mobile Endgeräte zu
übertragen, um auch dort Energieeffizienz und Nutzerkomfort zu
erhöhen, die Kosten für das Gerät jedoch durch Innovationen zu
senken: "Daraus ergibt sich ein äußerst viel versprechendes
Marktpotential".

"CoolSensornet" - Mitfliegende Schutzengel im Luftverkehr

Sensornetzwerke können zur Überwachung und Lebensdauerbewertung
von tragenden Konstruktionselementen eingesetzt werden. Aber sie
brauchen Energiezuführung per Kabel. Das macht sie für viele
Einsatzmöglichkeiten zu anfällig. Etwa bei Flugzeugen, deren Flügel
regelmäßig auf Materialermüdung überprüft werden müssen.

Das dritte Leitprojekt von Cool Silicon widmet sich deshalb der
Entwicklung von Sensorknoten mit integrierter akustischer
Piezosensorik, die etwa schon bei der Herstellung eines Flugzeugs in
die Leichtbau-Flügel aus Kohlefaser-Verbundstoff oder in andere
Tragstrukturen fest eingebracht werden. Ihre Energieversorgung ist
vollständig autark, weil die notwendige Energie aus den mechanischen
Schwingungen der zu überwachenden Tragstruktur selbst erzeugt wird.
Der Strom reicht auch dafür aus, um die Messergebnisse fortlaufend
per Funk zu übermitteln.

Dr. Dieter Hentschel vom "Fraunhofer-Institut Zerstörungsfreie
Prüfverfahren" in Dresden, der dieses Leitprojekt anführt: "Eine
solche Überwachung eines Flugzeugs in Permanenz erhöht natürlich die
Sicherheit der Flugpassagiere. Sie werden gewissermaßen von
mitfliegenden technischen Schutzengeln bewacht."

Dr. Hentschel kann sich auch andere Anwendungen dieser Art
vorstellen: "Rotorblätter von Windrädern und Helikoptern,
Rohrleitungen, wichtige Teile in Autos, Eisenbahn-Radsätze und
Bauwerke können auf diese Weise ständig und mit hoher Zuverlässigkeit
zustandsüberwacht werden."

Originaltext: Cool Silicon Spitzencluster
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/75481
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_75481.rss2

Pressekontakt:
Robert Weichert, Telefon: 0351 4568654, 0178 8499618,
E-Mail: robert.weichert@pr-piloten.de
Ulf Mehner, Telefon: 0351 4568652, 0172 8935317,
E-Mail: ulf.mehner@pr-piloten.de
Michael Sagurna, Telefon 0163 8193258,
E-Mail: michael.sagurna@sagurna.com


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