Unternehmensbefragung 2009: Massive Finanzierungsschwierigkeiten durch Finanz- und Wirtschaftskrise
Geschrieben am 13-05-2009 |
Frankfurt (ots) -
Erneut deutlich erschwerte Finanzierungsbedingungen Kleine, sehr große und junge Unternehmen besonders betroffen Keine flächendeckende Kreditklemme Steigende Finanzierungsprobleme und historisch schlechte Absatzchancen werden zum weiteren Rückgang der Investitionsneigung führen
Die Finanzierungssituation der Unternehmen in Deutschland hat sich in den vergangenen zwölf Monaten über alle Größenklassen hinweg erheblich verschlechtert. Besonders stark betroffen sind sehr kleine und größere sowie junge Unternehmen. Der Anteil der Unternehmen, die von Problemen berichten, überhaupt einen Kredit zu erhalten, ist mit 17 % im historischen Vergleich sehr hoch. Dies zeigt die Unternehmensbefragung 2009, die die KfW Bankengruppe gemeinsam mit dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), dem Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), dem Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) und dem Zentralverband des deutschen Handwerks (ZDH) am Mittwoch in Berlin vorgestellt hat. Aktuelle Befragungen lassen zudem befürchten, dass sich die Situation in den kommenden Monaten weiter verschärfen wird.
"Auch wenn man von einer flächendeckenden Kreditklemme noch nicht sprechen kann, beobachten wir mit Sorge, dass die Probleme beim Kreditzugang für die Unternehmen immer größer werden. Die Finanzierungsschwierigkeiten so weit wie möglich abzufedern ist deshalb eine zentrale Aufgabe beim Weg aus der Krise. Dieser Aufgabe widmet sich die KfW mit ihrer ganzen Kompetenz und Erfahrung", sagte der Vorstandsvorsitzende der KfW Bankengruppe Dr. Ulrich Schröder.
"Die Finanzkrise stellt die Unternehmen unter enormen Druck, wie die Ergebnisse der KfW-Unternehmensbefragung unterstreichen. Die Gefahr einer Finanzklemme ist keineswegs gebannt, spätestens im Spätsommer könnte es dazu kommen. Alleine die Befürchtungen der Unternehmen führen dazu, dass Investitionen gebremst und Läger abgebaut werden. Wenn beispielsweise der deutsche Großhandel, um sich Liquidität zu verschaffen, seine Läger nur um 20 Prozent abbaut, so führt dies zu 70 Milliarden Euro weniger Aufträgen an die deutsche Industrie", warnt BGA-Präsident Anton F. Börner.
Die Unternehmensbefragung 2009 hat die KfW zum achten Mal zusammen mit 21 Verbänden durchgeführt. An ihr nahmen rund 3.200 Unternehmen im Zeitraum Januar bis März 2009 teil. Die Ergebnisse reflektieren die letzten zwölf Monate vor der Befragung. Es ist aber davon auszugehen, dass die Antworten vom Eindruck der aktuellen Situation geprägt sind.
Die wichtigsten Ergebnisse der Unternehmensbefragung 2009 im Überblick:
Der Zugang zu Krediten hat sich für 35 % der befragten Unternehmen erschwert (Vorjahr: 29 %). Über gleich bleibende Bedingungen beim Kreditzugang berichteten 61 % der Unternehmen (unverändert zu 2008). Einen leichteren Zugang zu Krediten erlangten hingegen lediglich knapp 4 % der Umfrageteilnehmer (bereinigter Vorjahreswert: 10 %).
Insbesondere große Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 50 Mio. EUR (38 %) und kleine Unternehmen bis 1 Mio. EUR Jahresumsatz (40 %) klagen über einen schlechteren Kreditzugang. Erstmals seit Beginn der Befragung im Jahr 2001 liegt somit keine durchgängige Größenabhängigkeit bei der Beurteilung des Kreditzugangs vor.
Unternehmen des Einzelhandels (40 %) und der Dienstleistungsbranche (39 %) haben am stärksten mit diesen Erschwernissen zu kämpfen. Mit 55 % ist der Anteil der Meldungen über schwieriger gewordene Kreditaufnahmen bei jungen Unternehmen am höchsten.
Wesentliche Gründe für den erschwerten Zugang zu Krediten sind: höhere Anforderungen an die Dokumentation von Vorhaben (80 %), die Offenlegung von Informationen (77 %) sowie steigende Forderungen nach Sicherheiten (75 %). Über 49 % der Unternehmen, die Schwierigkeiten beim Kreditzugang melden, geben an, Probleme zu haben, überhaupt einen Kredit zu erhalten. Es gibt allerdings bei den Hauptgründen deutliche Unterschiede zwischen den größeren und sehr kleinen Unternehmen: Während die kleinsten Unternehmen überproportional häufig über Probleme berichten, überhaupt Kredite zu erhalten, geht es bei größeren Unternehmen eher um verschlechterte Kreditkonditionen und getrübte Bank-Kunde-Beziehungen.
Im langfristigen Vergleich zeigt sich, dass die aktuelle Situation noch nicht die schlechte Beurteilung aus den Jahren 2002 und 2003 erreicht hat. Eine von der KfW im April durchgeführte Befragung der Finanzierungsexperten führender Wirtschaftsverbände hat zudem ergeben, dass kein Experte am aktuellen Rand erhebliche Schwierigkeiten für ein Mitgliedsunternehmen mit mittlerer Bonität sieht, überhaupt eine Finanzierung zu erhalten. Derzeit kann daher noch nicht von einer allgemeinen flächendeckenden Kreditklemme gesprochen werden.
Allerdings ist zu befürchten, dass sich die Finanzierungssituation in den nächsten Monaten weiter verschärfen wird. Hierauf deuten neben der Unternehmensbefragung auch die Befragung der Finanzierungsexperten sowie der aktuelle Bank Lending Survey der EZB hin.. Dies kann dazu führen, dass die aufgrund der historisch schlechten Absatzchancen stark gesunkene Investitionsneigung der Unternehmen nochmals reduziert wird.
Die Studie "Unternehmensfinanzierung 2009: Unternehmensfinanzierung - deutliche Spuren der Krise: Keine Kreditklemme, aber massive Finanzierungsschwierigkeiten" sowie alle Unterlagen zur Pressekonferenz können unter www.kfw.de im Bereich "Presse" abgerufen werden.
Originaltext: KfW Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/41193 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_41193.rss2
Für Rückfragen der Presse: Wolfram Schweickhardt KfW, Palmengartenstraße 5-9, 60325 Frankfurt Kommunikation (KOM) Tel. 069 7431-4400, Fax: 069 7431-3266, E-Mail: presse@kfw.de, Internet: www.kfw.de
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