WAZ: Entbehrlicher Einwurf - Kommentar von Frank Stenglein
Geschrieben am 13-05-2009 |
Essen (ots) - Pauschale Banker-Schelte gibt's im Dutzend billiger. Da mach ich's doch mal anders, mag sich der frühere Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin gedacht haben - und knöpfte sich ebenso pauschal Missstände vor, die er über viele Jahre im hauptstädtischen Unterschicht-Milieu beobachtet hat. Wie so oft ging der Mann dabei hart zur Sache, was sozial zart besaitete Zeitgenossen verstören muss.
Zugegeben, aus der Luft gegriffen ist es nicht, wenn Sarrazin auf Erziehungsdefizite und Kinderverwahrlosung in bestimmten Schichten hinweist. Dort kommen sie nun einmal vermehrt vor, und es wäre zu einfach, alles mit dem Mangel an Geld zu entschuldigen. Wer wollte zudem bestreiten, dass es Leute gibt, die sich im Sozialstaat recht kreativ bewegen. Allerdings kann es eben nicht Aufgabe eines hochbezahlten Bundesbank-Direktors sein, derart brachial sozialpolitische Reizthemen aufzugreifen. Man sollte wirklich meinen, dass Sarrazin in der Finanzkrise dafür die Zeit fehlt.
Fazit: Nichts gegen Leute, die sagen, was Sache ist, doch alles zu seiner Zeit. Grobe Verallgemeinerungen eines Spitzenbankers sind derzeit ganz klar entbehrlich.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
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