Rheinische Post: Köhlers Pflichtsieg
Geschrieben am 24-05-2009 |
Düsseldorf (ots) - Von Sven Gösmann
Die erste Schlacht im Superwahljahr ist geschlagen. Horst Köhler bleibt Bundespräsident. Mit der denkbar knappsten aller Mehrheiten siegte der Amtsinhaber im ersten Wahlgang. Zumindest eine Grüne hat sich dazu bekannt, Köhler ihre Stimme gegeben zu haben. Also müssen dem Präsidenten ein paar bürgerliche Stimmen abhanden gekommen sein. Das aber interessierte schon vor der Bekanntgabe des Wahlergebnisses nur noch Politstrategen. Denn da war die Botschaft von Köhlers Sieg längst von geschwätzigen Schriftführern und Wahlmännern und -frauen per SMS und Internet verbreitet worden. Das nahm dem Zeremoniell am 60. Gründungstag der Republik viel von seiner Würde, ganz zu schweigen vom Gehampel der Organisatoren, die verfrüht die Musikanten für die Nationalhymne und die Blumensträuße in den Saal befahlen - Signale dafür, dass es bei nur einem Wahlgang bleiben und somit der Sieger Köhler heißen musste. Diese (fahr-)lässige Art, mit einem der wenigen Hochämter unserer Demokratie umzugehen, war der Schlusspunkt eines wenig erfreulichen Wahlkampfs um den höchsten Posten im Staat. Gesine Schwan, die eigentlich respektable Gegenkandidatin, vergaloppierte sich in ihrem Wahlkampf früh, der Linken-Narr Peter Sodann wäre besser Hauptdarsteller im Kinderkanal geblieben (wo seine Rolle aus politischer Vorsicht gestrichen wurde). Und Horst Köhler, der im Volk wegen seiner Bodenständigkeit beliebte, in der Berufspolitik eher belächelte Präsident? Seine Wiederwahl dient - wie schon seine erste Wahl - vielerlei parteipolitischen Deutungen durch das bürgerliche Lager, das ihn trägt. Als ein Signal für Schwarz-Gelb nach der Bundestagswahl interpretierten Union und FDP, dass ihr Kandidat glatt durchging. Köhlers Wahl war aber schlicht ein Pflichtsieg. Bei dieser Ausgangslage mussten Union und FDP einfach gewinnen. Es war eine Durchgangsstation auf dem Weg zur Macht, mehr nicht. Die Sozialdemokraten wurden auf Distanz gehalten. Sie mussten die nicht gerade Selbstbewusstsein stiftende Erfahrung machen, dass es bei Rot-Grün Abweichler gab, mehr nicht. Seine zweite Amtszeit begann Köhler unglücklich, indem er in Fernseh-Interviews eine "ökologische Revolution" und die Direktwahl seines Nachfolgers verlangte, während er in der Bundesversammlung nur ein paar allgemeine Sätze zur Lage und eine rührende Liebeserklärung an seine Frau präsentierte. Dabei müsste der Bundespräsident in der Krise an Gewicht gewinnen: Als Finanzfachmann an der Spitze des Staates könnte er eine Chance sein. Köhler versteht aufgrund seiner Jahre beim Währungsfonds mehr von internationalen Finanzsystemen als alle Mitglieder der Bundesregierung. Er könnte Ratgeber, ja sogar ein Leuchtfeuer für die Demokratie werden. Damit würde er deutlich mehr Strahlkraft entwickeln als in seiner ersten Amtszeit.
Originaltext: Rheinische Post Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30621 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30621.rss2
Pressekontakt: Rheinische Post Redaktion Telefon: (0211) 505-2303
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
204829
weitere Artikel:
- VORAB: Guido Westerwelle zur Signalwirkung der Wiederwahl von Horst Köhler, seiner Bereitschaft notfalls in der Opposition zu bleiben, Opel und anderen aktuellen Themen Berlin (ots) - Guido Westerwelle, FDP-Vorsitzender, heute im n-tv-Talk "Heiner Bremer - Unter den Linden 1" zur Signalwirkung der Wiederwahl von Horst Köhler, seiner Bereitschaft notfalls in der Opposition zu bleiben, Opel und anderen aktuellen Themen Westerwelle bestreitet, die Wiederwahl von Bundespräsident Horst Köhler als Zeichen für eine Schwarz-Gelbe Koalition nach der Wahl interpretiert zu haben: "So habe ich die Kanzlerin nicht verstanden und so habe ich es auch nicht gesagt. Ich bin einfach froh darüber, dass der Versuch, mehr...
- Märkische Oderzeitung: Zur Wahl Köhlers kommentiert die Märkische Oderzeitung (Frankfurt/Oder) in ihrer Montagsausgabe am 25. Mai 2009: Frankfurt/Oder (ots) - Köhler hat Rückhalt in der Bevölkerung, da er zur politischen Klasse Abstand hält. Als bürgerlicher Parteienkritiker, als Sittenrichter gegen die Auswüchse des Kapitalismus findet er den richtigen Ton, obwohl er kein großer Rhetoriker ist. Und dies obwohl der Finanzfachmann im Vergleich zur quirligen und zupackenden Hochschulprofessorin Gesine Schwan oft hölzern und steif, manche sagen langweilig, daherkommt. Doch während es der sozialdemokratischen Kandidatin nicht gelang, mit ihrer Klugheit die Volksseele zu mehr...
- Märkische Oderzeitung: Zur Opel-Krise kommentiert die Märkische Oderzeitung (Frankfurt/Oder) in ihrer Montagsausgabe am 25. Mai 2009: Frankfurt/Oder (ots) - Kommando zurück: So schnell soll der Autozulieferer Magna die Automarke Opel doch nicht in die Hände bekommen. Zumindest, wenn es nach dem Bundeswirtschaftsminister geht. Und er hat recht. Wenn alle drei Opel-Interessenten einen großen Zuschuss vom Staat für selbstverständlich halten, muss man schon fragen, ob solche Konzepte tatsächlich finanzierbar sind. Zumal die Rolle der russischen Magna-Partner fragwürdig bleibt. Das führt dann zwar in einem Wahljahr schnell zum Streit in der Großen Koalition, etwa um die Frage, mehr...
- Märkische Oderzeitung: Zum Kirchentag kommentiert die Märkische Oderzeitung (Frankfurt/Oder) in ihrer Montagsausgabe am 25. Mai 2009: Frankfurt/Oder (ots) - Rund 100 000 Dauerbesucher - der Evangelische Kirchentag mobilisiert nach wie vor. Bedauerlich, dass er so wenig auch für eigene Anliegen genutzt wurde. Vor dem Hintergrund schwindender Mitglieder ist das jedoch bitter nötig. Man mag die Feststellung von Kanzleramtsminister de Maiziére (CDU) belächeln, dass in Gender-Mainstream-Zeiten Kirche viele Männer gar nicht mehr anspreche. Aber das ist ein großes Problem der Evangelischen Kirche, die sich auch an diesem Wochenende zwar in ihrer Vielfalt für zahlreiche Minderheiten mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Horst Köhler Bielefeld (ots) - So unspektakulär, wie in einem Superwahljahr überhaupt möglich, ist Horst Köhler als Bundespräsident im Amt bestätigt worden. Der hauchdünne Stimmenvorsprung und die hinreichende Geschlossenheit der Lager hat ihn am Samstag durchatmen lassen. Am Sonntag schon konnte ihm das Ergebnis egal sein. Denn Köhler muss wechselnde Mehrheiten in den kommenden fünf Jahren nicht fürchten. Er hat nicht einmal seinen Unterstützern besondere Schonung zu gewähren, weil eine dritte Amtszeit qua Gesetz ausgeschlossen ist. Inmitten einer mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|