(Registrieren)

Kohle ist "nachhaltig" - Ergebnisse des europäischen Forschungsprojekts NEEDS

Geschrieben am 26-05-2009

Essen (ots) - Energie aus Kohle hat nachhaltig und langfristig
geringere soziale Kosten der Stromerzeugung im Vergleich zu vielen
erneuerbaren Energien, dies selbst unter Berücksichtigung der
Klimaproblematik. Zu diesem für Viele möglicherweise sehr
überraschenden Ergebnis kommt das von der Europäischen Kommission
geförderte Forschungsprojekt Nachhaltigkeitsorientierte Entwicklung
von Externalitäten in der Energiegewinnung, kurz NEEDS ("New Energy
Externalities Development for Sustainability"), das kürzlich in
Brüssel der Öffentlichkeit vorgestellt worden ist. Ermittelt wurden
die abschätzbaren externen und die zusammen mit den privaten Kosten
der Energieproduzenten daraus resultierenden "sozialen Kosten"
verschiedener zukunftsträchtiger Energieträger und Energiesysteme bis
2050. Private Kosten sind dabei alle Aufwendungen, die bei der
Stromerzeugung entstehen und die Preisbildung beeinflussen
(ausgenommen Steuern oder Subventionen). Externe Kosten geben die
Lasten an, die durch das Handeln eines Akteurs für andere, an der
Handlung unbeteiligte Akteure entstehen. Sie erfassen z. B. Kosten
von Umweltschäden, die durch Aktivitäten zur Energieerzeugung für die
Volkswirtschaft entstehen. Ergebnis: Die Stromerzeugung aus Kohle
schneidet insbesondere bei Einführung von CCS* überdurchschnittlich
gut ab und ließ Energiequellen wie das Erdgas, aber auch die Biomasse
und die Photovoltaik im Hinblick auf die sozialen Kosten z.T.
deutlich hinter sich.

Das Forschungsprogramm NEEDS wurde unter anderem vom Deutschen
Zentrum für Luft- und Raumfahrt(DLR), vom Institut für
Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IRE) der
Universität Stuttgart und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen
geleitet und stützte sich auf eine breit gestreute und
wissenschaftlich fundierte Expertise. Ziel der Evaluierung ist es
gewesen, politischen Entscheidungsträgern eine detaillierte
Erörterung der sozialen Kosten von zukünftigen Entwicklungen im
Energiebereich zu ermöglichen. Die sozialen Kosten werden dabei als
Summe der privaten und der externen Kosten erfasst. Getragen wird
NEEDS von einem internationalen, überwiegend europäischen Konsortium
aus 66 Einrichtungen, die alle Bereiche und Aspekte der
Energiewertschöpfungskette abdecken. Projektpartner kommen aus
Universitäten, öffentlichen und privaten Forschungsinstituten sowie
von NGOs und Unternehmen aus insgesamt 26 Ländern.

Um neben den privaten Kosten die externen Kosten bis 2050 für die
verschiedenen Energieträger und -systeme bestmöglich abzuschätzen,
wandte NEEDS dem Stand der Forschung entsprechende quantitative und
qualitative Methoden an. Dazu zählten vorrangig inhaltlich und
zeitlich umfassende Verfahren (wie Ökobilanz, life cycle assessments
u.a.m.) sowie Integration dieser Methoden und eine Multi-Kriterien-
Entscheidungsanalyse. Dabei wurden für die konkreten Berechnungen,
Bewertungen und Vorhersagen eine ganze Reihe von relevanten
Indikatoren herangezogen. Diese sind insbesondere den
Umweltauswirkungen (z.B. Klimarelevanz, ausgedrückt in kg CO2/kWh
Strom), ökonomischen Aspekten (z.B. Strompreis) und diversen sozialen
Kriterien zuzuordnen. Insgesamt wurden 18 Energiequellen und
zukunftsträchtige Technologien en detail untersucht. Ermittelt wurden
die sozialen Kosten von:

Kohle (Stein- und Braunkohle jeweils bei Nutzung der
IGCC*-Vergasung ohne und mit CCS sowie in Kondensationskraftwerken),
Erdgas (Brennstoffzellen, GuD*-Kombikraftwerke ohne und mit CCS),
Nuklearenergie (Druckwasserreaktoren, Zukunftstechnologien),
Biomasse, Biogas (Brennstoffzelle), Sonnenenergie (Solarthermie,
Photovoltaik bei Dachanlagen, bei offenen Anlagen und in
sonnenreichen Regionen), Windenergie (Offshore) sowie Wellen- und
Gezeitenenergie.

Die Ergebnisse von NEEDS belegen eindrucksvoll, dass Kohle als
Energieträger Vergleiche mit vielen erneuerbaren Energiequellen nicht
zu scheuen braucht. Selbst die von NEEDS ebenfalls vorgenommenen
Betrachtungen mit strengen Klimaschutzauflagen oder pessimistischen
Annahmen, wie z.B. unerwartet hohen Kosten für Transport und Lagerung
von abgeschiedenem Kohlendioxid, sprechen immer noch eher für Stein-
und Braunkohle als für Photovoltaik oder Biomasse.

Neben einem Business as usual-Szenario wurden noch zwei Szenarien
entworfen. Eines beschreibt eine aus dem Kyoto-Protokoll abgeleitete
Klimapolitik, die mit den EU-Zielen, wie einem Anteil von 20% an
erneuerbaren Energien oder einer Senkung der CO2-Emissionen um 20%,
kompatibel ist (Kyoto-20%-plus-Szenario). Das zweite geht von einer
noch ambitionierteren Klimapolitik aus, die über die Kyoto-Ziele
hinausgeht und die Senkung der CO2-Ausstöße bis 2050 um 70% gegenüber
2000 zum Ziel hat (sog. 2°C-Szenario). Für beide Pfade sind jeweils
Prognosen für die Jahre 2025 und 2050 mit wenig bis sehr
optimistischen Schätzungen berechnet worden.

Im Vergleich der Szenarien konnte sich Kohle bei den vier
Prognosen dreimal unter den ersten Vier und einmal auf dem sechsten
Rang der Energieträger mit den geringsten sozialen Kosten behaupten.
Bioenergie ist wegen externer Kosten (Flächenverbrauch etc.) im
Gesamtbild stets schlechter als die Kohle, für Erdgas und
Solarenergie gilt das überwiegend auch. Generell besser abgeschnitten
als die Kohle haben in diesem Vergleich nur die Nuklearenergie (unter
der Annahme, dass kein Störfallrisiko eintritt und ihre Nutzung nicht
am Widerstand in der Bevölkerung scheitert) sowie die
Offshore-Windkraft und die Wellen- und Gezeitenenergie (naturbedingt
sind Potenzial und Speicherbarkeit begrenzt).

Zurückzuführen sind die relativ geringen sozialen Kosten der Kohle
in diesem Vergleich auf die zu erwartende deutliche Senkung externer
Kosten der Kohleverstromung durch die Abscheidung und Lagerung des
CO2 und auf das hohe Maß an Versorgungssicherheit bei relativ
niedrigen privaten Produktionskosten im Vergleich zu
Alternativenergien. Solange Transport und Lagerung für die Anwendung
der CCS-Technologie bei der Stromerzeugung keine unerwartet hohen
Kosten und Risiken mit sich bringen, kann Kohle maßgeblich zu dieser
Ausgewogenheit beitragen. Das gilt auch in Bezug auf das Erdgas trotz
der hierbei auftretenden Mehrkosten in der Vermeidung von
CO2-Emissionen. Denn die aufgrund der Verknappung der Gas- und
Ölreserven zu erwartenden Preissteigerungen beim Erdgas lassen die
Kohle auch hier, im Direktvergleich der gesamten sozialen Kosten,
größtenteils besser abschneiden; nur bei dauerhaft sehr moderaten
Preisen könnte das Erdgas die Kohle in der Stromerzeugung erheblich
zurückdrängen. Besondere politisch bedingte Lieferrisiken beim
Erdgas, wie sie z. B. durch den russisch-ukrainischen Gaskonflikt zu
Jahresbeginn in Europa akut geworden sind, sind zudem von NEEDS nicht
erfasst worden.

Ein auch in Zukunft nachhaltiger Energiemix, der die
Versorgungssicherheit garantiert und dessen soziale Kosten
einschließlich der Umweltkosten insgesamt optimiert, kann deshalb
auf die Kohle nicht verzichten. Die Ergebnisse der
NEEDS-Forschungsgruppe sind hinsichtlich des
methodisch-ganzheitlichen Ansatzes bisher einzigartig und
beachtenswert. Politische Entscheidungsträger und Interessenvertreter
aller gesellschaftlich relevanten Bereiche sollten dies in ihr
Handlungskalkül mit einbeziehen.

Weitere Informationen auf der Website des NEEDS Forschungsprojekts
mit Forschungsergebnissen und umfangreicher Dokumentation der
Vorhergehensweise: www.needs-project.org .

* CCS: CO2-Capture and Storage (CO2-Abscheidung und Deponierung);
IGCC: Integrated Coal Gasification Combined Cycle (Kombikraftwerk mit
integrierter Vergasung); GuD: Gas- und Dampfturbine.

Originaltext: GVSt Gesamtverband Steinkohle
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/54802
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_54802.rss2

Pressekontakt:
Gesamtverband Steinkohle
Andreas-Peter Sitte
Rüttenscheider Str. 1-3
45128 Essen
Tel.: 0201/801-4320
Fax: 0201/801-4262
E-Mail: andreas-peter.sitte@gvst.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

205145

weitere Artikel:
  • Intersolar AWARD 2009 in der Kategorie "Solarthermie" / Nominierung für den Mall-Pufferspeicher Solitherm Donaueschingen (ots) - Der Mall-Pufferspeicher Solitherm zur unterirdischen Wärmelagerung ist in der Kategorie "Solarthermie" für den Intersolar AWARD nominiert worden. Die weltweit größte Fachmesse für Solartechnik vergibt in diesem Jahr zum zweiten Mal den Intersolar AWARD für wegweisende Produkte und Dienstleistungen in den beiden Schwerpunktbereichen "Photovoltaik" und "Solarthermie". Der Pufferspeicher Solitherm von Mall wurde in der Kategorie "Solarthermie" als eine der Top 10 Einreichungen für den Preis nominiert. Zwei unabhängige mehr...

  • Europa ist frustriert - Wann geht's weiter, wie geht's weiter? / Lösungsansätze für Manager auf dem Marketing & Innovation Forum Europe 2009 (mit Bild) Frankfurt am Main (ots) - - Querverweis: Bildmaterial wird über obs versandt und ist abrufbar unter http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs - "Deutsche Unternehmen sind spitze. Weltspitze!" - Prof. Hermann Simon hat 33 Sofortmaßnahmen gegen die Krise im Gepäck, Kevin Roberts redet von hässlich Siegen - auch unschöne Siege müssen genossen werden - und zieht provokativ die Parallele zum deutschen Fußball. Beide werden am Forum als Keynote-Speaker dabei sein. Die wirtschaftliche Lage zum Anlass nehmen Daniel Kusebauch mehr...

  • Globale Studie zeigt, dass die Postliberalisierung in Europa verheerende Folgen hat Nyon, Schweiz (ots) - Die Liberalisierung des Postmarktes führt ohne Ausnahme zu erhöhter Arbeitslosigkeit, verschlechterten Arbeitsbedingungen und schlechterem Service für Kundinnen und Kunden, beweist die heute veröffentlichte Studie von UNI Global Union. UNI fordert die Europäische Union dazu auf, sofort einen Aufschub der Implementierung der dritten Postdienstleistungsrichtlinie einzuleiten und eine gründliche Debatte über dieses Thema zu starten. Wettbewerb ist nicht im Sinne der Konsumentinnen und Konsumenten, sondern erzeugt mehr...

  • ImmunoVaccine Technologies kooperiert mit FIT Biotech zur Weiterentwicklung eines therapeutischen HIV-Impfstoffes Halifax, Kanada (ots/PRNewswire) - ImmunoVaccine Technologies Inc. (IVT), ein kanadisches Unternehmen, das sich auf die Entwicklung von Impfstoffen spezialisiert hat, gab bekannt, eine Forschungspartnerschaft mit dem in Finnland ansässigen klinischen Forschungsunternehmen FIT Biotech eingegangen zu sein, das in der Entwicklung von DNA-Impfstoffen tätig ist. Im Rahmen dieser Forschungspartnerschaft soll das GTU(R) MultiHIV-DNA-Plasmid von FIT Biotech mit dem DepoVax(TM )-Impfstoffträgersystem von IVT kombiniert werden, um auf diese Weise einen mehr...

  • Nur noch zehn Tage! Einreichungsfrist für die "obs-Awards 2009 - Die besten PR-Bilder des Jahres" läuft noch bis zum 05. Juni Hamburg (ots) - Noch bis zum 05. Juni können sich Unternehmen, Organisationen und PR-Agenturen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum für die "obs-Awards 2009 - Die besten PR-Bilder des Jahres" bewerben. Der Branchenpreis ist eine gemeinsame Initiative der dpa-Tochter news aktuell und des Magazins pressesprecher. Die Gewinner der obs-Awards werden im November in Düsseldorf bekannt gegeben. Die Bewerbung ist kostenlos und erfolgt unter www.obs-awards.de. Alle eingereichten Bilder müssen in den vergangenen zwölf Monaten für Pressearbeit mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht